(heute meist als diskriminierend empfundene) Bezeichnung für; Angehörige[r] des Volkes der Sinti und Roma.
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Zi|geu|ner 〈m. 3〉
2. 〈fig.; umg.〉 unruhig lebender, unordentlicher, unsteter Mensch
3. 〈Bot.〉
3.1 = Hexenpilz
3.2 = Reifpilz
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Zi|geu|ner, der; -s, - [spätmhd. ze-, zigīner, H. u.]:
1. Angehöriger einer über viele Länder verstreut lebenden, meist nicht sesshaften Volksgruppe.
2. (ugs., meist abwertend) jmd., der ein unstetes Leben führt.
Die Bezeichnung Zigeuner, Zigeunerin wird vom Zentralrat Deutscher Sinti und Roma als diskriminierend abgelehnt. Die gesamte Volksgruppe wird demnach als Sinti und Roma bezeichnet; die Bezeichnungen im Singular lauten Sinto bzw. Sintiza (für im deutschsprachigen Raum lebende) und Rom bzw. Romni (für im europäischen Raum lebende Angehörige der Volksgruppe). Auch in der zweiten, übertragenen Bedeutung gilt die Verwendung der Bezeichnung inzwischen als diskriminierend.
Dagegen sind Zusammensetzungen mit Zigeuner als Bestimmungswort noch weitgehend üblich; so verwendet die Sprachwissenschaft die ausdrücklich nicht diskriminierend zu verstehende Bezeichnung Zigeunersprache, um die gesamte Sprachfamilie zu erfassen. Für die gelegentlich kritisierte Bezeichnung Zigeunerschnitzel existiert bisher keine Ausweichform.
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Zigeuner
[Herkunft nicht sicher geklärt; vermutlich aus dem südosteuropäischen Raum], auch Sịnti und Roma, im deutschen Sprachgebrauch vorherrschende Gesamtbezeichnung von weltweit verbreiteten, überwiegend aber in Europa (v. a. in Jugoslawien in seiner 1918 begründeten Form, in Rumänien, Ungarn, Frankreich, Spanien und Deutschland) beheimateten Minderheitsgruppen mit vermutlich 12 Mio. (Europa: 8 Mio., allein in Rumänien 2 Mio.) Angehörigen. - Zahlenangaben zu den Zigeunern schwanken sehr und beruhen alle auf Schätzungen. - Von einigen Gruppen wird die Bezeichnung Zigeuner als diskriminierend abgelehnt; teilweise wird der Begriff Zigeuner auch noch abwertend verwendet.
Die Bezeichnung Sinti (für die mitteleuropäischen Gruppen) leitet sich möglicherweise von der Herkunft ihrer Vorfahren aus der Region Sindh im Nordwesten Indiens (heute Pakistan) ab; die Bezeichnung Roma (Singular der Rom, »Mann«, »Ehemann«, »Mensch«) ist ein allgemeiner Sammelname außerhalb des deutschen Sprachraums, in Deutschland wird sie überwiegend für Gruppen südosteuropäischer Herkunft gebraucht. Im englischen Sprachraum werden Zigeuner als Gypsies, im spanischen als Gitanos, im französischen als Tsiganes bezeichnet; im ungarischen Sprachraum ist für Zigeuner die Bezeichnung Cigány, im rumänischen Ţigan, im russisch-ukrainischen Zigan und im türkischen Çingene üblich. - In Deutschland leben etwa 100 000 Zigeuner (60 000 bis 70 000 Sinti und 40 000 Roma), überwiegend katholischer Konfession; auf dem Gebiet des früheren Jugoslawien, in Bulgarien, Iran und in der Türkei gibt es muslimische, in anderen südost- und osteuropäischen Ländern griechisch-orthodoxe und russisch-orthodoxe Zigeuner. - Mit Geschichte, Kultur und Herkunft der Zigeuner befasst sich die Ziganologie (Tsiganologie).
Sozialstruktur und Kultur
Die Zigeuner bilden selbst innerhalb von Nationalstaaten keine homogene Einheit. Träger der sozialen Organisation und kulturellen Überlieferung ist die Familie. Es gilt ein strenger Ehren- und Moralkodex (v. a. in Fragen der Sexualität). Die ältere Generation genießt die besondere Achtung der Jüngeren. Die kulturelle Identität wurzelt in der eigenen Sprache (Romani), in der eigenständigen Auseinandersetzung mit der Kultur der Mehrheitsbevölkerung und in der Erfahrung jahrhundertelanger Verfolgung. Sie ist u. a. gekennzeichnet durch einen reichen Schatz an Erzählungen, Märchen und Liedern, durch künstlerisches, besonders musikalische Fähigkeiten und handwerkliche Traditionen (v. a. Kupfer- und Goldschmiedekunst, Korbflechterei, Holz- und Lederbearbeitung). Entgegen allen antiziganistischen Vorurteilen sind Zigeuner in Deutschland und in anderen Ländern seit Generationen, seit der Emanzipation im 18./19. Jahrhundert, ebenso sesshaft wie die Mehrheitsbevölkerung.
Herkommen und Geschichte
Die Zigeuner waren wohl zwischen 800 und 1000 aus ihrer Heimat in Nordwestindien (Punjab) durch das Einströmen arabischer Volksstämme zur Auswanderung gezwungen worden. Wichtigster Zeuge der Herkunft aus Indien ist ihre Sprache, das Romani. Sie erschlossen sich Erwerbsquellen in Handel, Handwerk und Musik.
Die große Mehrheit der Vorfahren der heutigen europäischen Zigeuner ließ sich zwischen dem 11. und 14. Jahrhundert auf dem Balkan (um 1100 von einem Mönch auf dem Berg Athos erstmals erwähnt), im Mittleren Osten und in Osteuropa nieder. Die Westwanderung erreichte um 1400 Mitteleuropa (1392 Hildesheim, 1414 Basel), bald nach 1500 dann England und 1715 Nordamerika. In der über Stände und Zünfte starr strukturierten Gesellschaft wurden die Zigeuner wie andere soziale Gruppen (z. B. fahrende Händler, Handwerker ohne feste Anstellung, Schausteller) sozial ausgegrenzt.
Zunächst noch geduldet, wurden die Zigeuner - analog den Juden - als Bedrohung der eigenen Kultur empfunden und zunehmend unterdrückt sowie aus manchen Gebieten vertrieben (Luzern 1471, Brandenburg 1482, Spanien 1484). Auf dem Reichstag 1496/97 wurden sie für vogelfrei erklärt, geächtet und zur Verfolgung, Folterung, Haft und Tötung freigegeben. Anfang des 16. Jahrhunderts folgten Holland, Portugal, England, Frankreich, Schottland, Flandern, Dänemark, Böhmen, Polen und Litauen mit ähnlicher Gesetzgebung. 1561 beschloss das Parlament zu Orléans, sie mit Feuer und Schwert auszurotten. Die härtesten Gesetze wurden im Heiligen Römischen Reich erlassen, allein zwischen 1497 und 1774 waren es 146 Edikte, die alle Arten physischer und psychischer Gewalt an Zigeunern zuließen. Somit wurden sie zu einem Wanderleben genötigt beziehungsweise gezwungen, sich in entlegene Gebiete zurückzuziehen oder in einheimischen Bevölkerungsgruppen mit ähnlicher Lebensweise aufzugehen. Dadurch bildeten sich seit dem 16./17. Jahrhundert in vielen europäischen Ländern kleine Gruppen (z. B. in Frankreich die Manouches und in Polen die Kalderasch).
Dem Beispiel Maria Theresias und Josephs II., die Roma in Österreich zwangsweise zu Bauern machen wollten, folgte der preußische König Friedrich II., der Große, 1775 mit der Gründung eines »Zigeunerdorfs« in Friedrichslohra (heute zu Großlohra, Landkreis Nordhausen). Obwohl dieses Projekt der »Umerziehung« endgültig 1837 scheiterte, war es Teil und Beispiel des Ende des 18. Jahrhunderts einsetzenden Versuchs, die Zigeuner nicht mehr zu vertreiben, sondern in die (deutsche) Gesellschaft und Kultur einzugliedern und zu assimilieren. Protorassistischen, antiziganistischen Vorurteilen zufolge (die eine große Parallelität zu judenfeindlichen beziehungsweise antisemitischen Sichtweisen aufweisen) galt ihre Kultur als »minderwertig« und deshalb als nicht bewahrenswert. Führender Vertreter dieser Orientierung wurde Heinrich Moritz Grellmann (»Historischer Versuch über die Zigeuner«, 1787).
Als zwischen 1837 und 1856 in der Moldau und der Walachei nach und nach die Leibeigenschaft aufgehoben wurde, zogen rd. 200 000 befreite Roma westwärts. Aufgrund ihrer gegenüber den westeuropäischen Sinti andersartigen Unterdrückungsgeschichte, unterschiedliche Lebenstraditionen und Dialekte bewahrten beide Gruppen ihre Selbstständigkeit. Von der sich gegen Ende des 19. Jahrhunderts verschärfenden Unterdrückung und Sondererfassung waren sie in gleicher Weise betroffen.
Nach der Gründung des Deutschen Reichs 1871 wurden die innenpolitischen Kontrollinstrumente durch neu gegründete Dienststellen zur Überwachung der Zigeuner verschärft. Seit 1899 setzte im Deutschen Reich eine systematische Bekämpfung der Zigeuner ein; seit 1906 bestand in Preußen eine »Zigeunergesetzgebung«, seit 1926 in Bayern das »Arbeitsscheuengesetz«, das die Möglichkeit bot, auch gegen alteingesessene Zigeuner mit rücksichtsloser Härte vorzugehen. Die gerade in Deutschland fortgeschrittene Assimilierung der Zigeuner wurde dabei auch von den Politikern der Weimarer Republik außer Acht gelassen. Aber auch in anderen europäischen Ländern blieben die Zigeuner als »fahrendes Volk« Ausgegrenzte, z. B. die Jenischen in der Schweiz, wo ab 1926 Zigeunerkinder zur Sesshaftmachung zwangsweise in Heimen oder Fremdfamilien untergebracht wurden (erst 1973 abgebrochen). Andererseits wurden v. a. die südosteuropäischen Roma im 19. und zu Beginn des 20. Jahrhunderts in der Unterhaltungsliteratur und in Operetten zu stilisierten Kunstfiguren verklärt und ihre vermeintlich naturwüchsigen Lebensverhältnisse als Versinnbildlichung antizivilisatorische Sehnsüchte dargestellt. In dieser Verbindung von Faszination und Ablehnung blieb der Zigeuner für die Mehrheit der Gesellschaft der Inbegriff von kultureller Fremdartigkeit. Diese Haltungen und v. a. die tradierten antiziganistischen Vorurteile trugen wesentlich dazu bei, dass die rassistisch begründete Verfolgung der europäischen Zigeuner durch das nationalsozialistische Regime in der Bevölkerung kaum auf Ablehnung oder gar Widerstand stieß.
Die Verfolgung in der Zeit des Nationalsozialismus (1933-45)
Mit der Errichtung der nationalsozialistischen Diktatur und der Einleitung einer rassistisch motivierten Politik gegenüber missliebigen Personengruppen (1933-35; Rassengesetze) verschlimmerte sich auch die Lage der Zigeuner in Deutschland (1933 etwa 30 000): Unter den Aspekten des »Blutschutzgesetzes« (Nürnberger Gesetze) und des »Ehe-Gesundheitsgesetzes« (beide im September 1935 verabschiedet) wurden die Zigeuner neben den Juden als »Artfremde« gesellschaftlich ausgegrenzt und der Verfolgungspolitik ausgeliefert. Mit dem Blick auf eine spätere systematische Ausrottung erhielt die »Rassenhygien. und bevölkerungsbiologische Forschungsstelle« den Auftrag, die Zigeuner administrativ zu erfassen. Bereits ab 1936 (Olympische Sommerspiele in Berlin) erfolgte die zwangsweise Unterbringung in (kommunalen) Sammellagern. Mit der Ausweitung der Häftlingskategorien für die Inhaftierung missliebiger Personen in das sich auffächernde System der nationalsozialistischen Konzentrationslager wurden viele Zigeuner ab 1937 (Erlass zur »Vorbeugenden Verbrechensbekämpfung« vom 14. 12.) als aus der »Volksgemeinschaft« auszuschließende »Asoziale« in die KZ Dachau und Buchenwald deportiert.
Die Ernennung H. Himmlers zum »Reichsführer SS und Chef der deutschen Polizei« (1936) stellte auch die Weichen für eine zentralisierte Verfolgung der Zigeuner und für den Aufbau eines entsprechenden Apparates von der Reichs- bis zur Ortsebene. Der »Zigeunergrunderlass« (8. 12. 1938, der die Regelung der »Zigeunerfrage aus dem Wesen der Rasse heraus« in Angriff nehmen sollte, formalisierte die Verfolgungspolitik und wies ihr endgültig die bereits früher in den Denkschemata des Nationalsozialismus erkennbare, auf Vernichtung zielende Richtung. Die Verfolgung besonders der für die »Volksgemeinschaft« als gefährlich geltenden »Zigeunermischlinge« (nach nationalsozialistischen Angaben 90 % aller Zigeuner in Deutschland) oblag einem eigenen Apparat der SS, der vom Reichssicherheitshauptamt (RSHA) über die »Reichszentrale zur Bekämpfung des Zigeunerunwesens« bis hinunter zu den Ortspolizeibehörden reichte, die zur ständigen Überwachung verpflichtet waren.
Verschiedene nationalsozialistische Institutionen, z. B. das »Rassenhygien. Forschungsinstitut« (Abkürzung RHF; Leiter: R. Ritter), das »Rasse- und Siedlungsamt der SS« und das »Ahnenerbe e. V.«, erstellten im Sinne der nationalsozialistischen Rassenideologie gemäß bestimmten (pseudowissenschaftlichen) Klassifikationen Gutachten über Personen und Familiengruppen aus dem Bereich der Zigeuner (1942 nahezu abgeschlossen); diese Gutachten entschieden über die Behandlung der erfassten Personen in Deutschland, in Österreich und im »Sudetenland«, die sich im Wesentlichen nur in der Form der Verfolgung unterschied.
Im Zweiten Weltkrieg eskalierte - vergleichbar der Judenverfolgung - die Verfolgung der Zigeuner zum Völkermord (Genozid, Holocaust; in Romani »Porajmos«). Viele von ihnen starben nach dem »Festsetzungserlass« (1939) in Sammellagern an Hunger, Krankheit, völlig unzureichenden Wohnbedingungen oder Erschöpfung. Ein Großteil wurde aus dem von deutschen Truppen besetzten Europa ab 1940 in die Konzentrations- und Vernichtungslager in Polen (»Generalgouvernement«) verschleppt und dort ermordet (u. a. Bełźec, Kielce, Radom; »Vernichtung durch Arbeit«). Zentrum des Genozids war - bis zu seiner Liquidierung 1944 - das »Zigeunerlager« innerhalb des Vernichtungslagers Auschwitz-Birkenau (»Auschwitz-Erlass« Himmlers vom 16. 12. 1942). Parallel und als Vorstufe zur nationalsozialistischen Ausrottungspolitik wurden in bestimmten KZ Zwangssterilisationen vorgenommen; in Osteuropa starben viele Zigeuner auch bei Mordaktionen von Einsatzgruppen sowie Wehrmachtseinheiten. Unter der Herrschaft des nationalsozialistischen Deutschlands sind - nach Schätzungen - etwa 500 000 Zigeuner in Europa ermordet worden. Damit stellen sie die zweitgrößte Opfergruppe der national-sozialistischen Herrschaft dar.
Die gesellschaftliche Situation der Zigeuner nach dem Zweiten Weltkrieg
Nach dem Zusammenbruch der nationalsozialistischen Herrschaft in Europa unternahmen die Überlebenden, oft an Seele und Körper schwer geschädigt, den Versuch, alte Familienbindungen wiederherzustellen. Die Zigeuner waren jedoch auch weiterhin, z. B. bei der Wohnungs- und Arbeitsplatzsuche, Diskriminierungen ausgesetzt, u. a. durch behördliche Anordnungen oder durch ausgrenzendes Verhalten in der Bevölkerung. In seinen Diskussionen über die Situation der Menschenrechte in Europa bezog der Europarat auch die Rechte der Zigeuner ein. In der Bundesrepublik Deutschland (in ihrer bis 1990 bestehenden Form) erfuhren die Überlebenden Diskriminierungen u. a. durch die polizeiliche Praxis der Länder, z. B. durch die auch von anderen Bundesländern übernommene bayerische »Landfahrerordnung« von 1953, die erst 1970 aufgrund ihrer faktischen Grundgesetzwidrigkeit zurückgenommen wurde. Angehörige der Zigeuner, die in der Zeit des Nationalsozialismus verfolgt worden waren und schwere Schädigungen erlitten hatten, sehen sich besonders benachteiligt durch die Art und Weise der Entschädigungsfestsetzung, die gemäß Urteilen des BGH von bestimmten Zeitpunkten (zunächst 1943, später 1938) als dem Beginn der Verfolgung durch das nationalsozialistische Deutschland ausgeht und nicht dessen gesamte Zeitspanne als Verfolgungszeitraum einbezieht. Die kommunistisch geführten Regierungen Ostmittel-, Ost- und Südosteuropas betrieben eine Politik der Zwangsassimilierung. In einigen Staaten dieser Region kam es zum Teil zu massiven Menschenrechtsverletzungen (Zwangssterilisation, Sprachverbot). Seit dem Sturz der kommunistischen Regierungssysteme (zwischen 1989 und 1991) und der Vereinigung der beiden deutschen Staaten 1990kommen unter dem Druck nach wie vor bestehender Diskriminierung (z. B. 1990-94 in Rumänien etwa dreißig pogromartige Ausschreitungen gegen die Zigeuner durch die dortige Bevölkerung mit Duldung und teilweiser Unterstützung der rumänischen Behörden) und drückender sozialer Bedingungen Angehörige der Zigeuner, v. a. Roma aus Südosteuropa (Rumänien, Jugoslawien), nach Deutschland und bemühen sich unter Wahrnehmung des deutschen Asylrechts um Verbleib in Deutschland.
Die Ende der 1970er-Jahre entstandenen Interessenverbände der Zigeuner, die seit 1982 zum Teil im »Zentralrat Deutscher Sinti und Roma« (Sitz: Heidelberg) zusammengeschlossen sind, setzten bei der deutschen Bundesregierung die Anerkennung der nationalsozialistischen Verfolgung als Völkermord durch und fordern eine veränderte Entschädigungspraxis, seit 1991 unter Hinweis auf eine weiterhin bestehende Verfolgung, v. a. im südöstlichen Europa, die Anerkennung als Staatenlose und das Recht auf Freizügigkeit, was ein Bleiberecht in allen Staaten bedeuten würde. 1995 wurden von der Bundesregierung mit der Unterzeichnung des Europäischen Minderheitenschutzabkommens (1997 vom Deutschen Bundestag ratifiziert) die Zigeuner als nationale Minderheit anerkannt. — Seit 1997 besteht in Heidelberg offiziell ein eigenes »Dokumentations- und Kulturzentrum der Sinti und Roma«.
Gypsies and government policy in England, Beitrr. v. B. Adams u. a. (London 1975);
D. Kenrick u. G. Puxon: Sinti u. Roma - die Vernichtung eines Volkes im NS-Staat (a. d. Engl., 1981);
In Auschwitz vergast, bis heute verfolgt. Zur Situation der Roma (Z.) in Dtl. u. Europa, hg. v. T. Zülch (19.-21. Tsd. 1983);
K. Martins-Heuss: Zur myth. Figur des Z. in der dt. Z.-Forschung (1983);
E. Thurner: Nationalsozialismus u. Z. in Österreich (Wien 1983);
W. Günther: Die preuß. Z.-Politik seit 1871 im Widerspruch zw. zentraler Planung u. lokaler Durchführung (1985);
R. Hehemann: Die »Bekämpfung des Z.-Unwesens« im Wilhelmin. Dtl. u. in der Weimarer Rep., 1871-1933 (1987);
C. Mayerhofer: Dorf-Z. Kultur u. Gesch. der Burgenland-Roma von der 1. Rep. bis zur Gegenwart (Wien 1987);
R. Rose: u. W. Weiss: Sinti u. Roma im »Dritten Reich«. Das Programm der Vernichtung durch Arbeit (21993);
J. S. Hohmann: Gesch. der Z.-Verfolgung in Dtl. (Neuausg. 1988);
J. S. Hohmann: Robert Ritter u. die Erben der Kriminalbiologie. »Z.-Forschung« im Nationalsozialismus u. in Westdeutschland im Zeichen des Rassismus (1991);
Die Z. Reisende in Europa, Beitrr. v. R. Gronemeyer u. a. (1988);
M. Zimmermann: Verfolgt, vertrieben, vernichtet. Die natsoz. Vernichtungspolitik gegen Sinti u. Roma (21993);
M. Zimmermann: Rassenutopie u. Genozid. Die natsoz. »Lösung der Z.-Frage« (1996);
Der natsoz. Völkermord an den Sinti u. Roma, hg. v. R. Rose (1995);
K. Reemtsma: Sinti u. Roma. Kultur, Gesch., Gegenwart (1996);
R. Gilsenbach: Weltchronik der Z. 2 000 Ereignisse aus der Gesch. der Roma u. Sinti, der Gypsies u. Gitanos u. aller anderen Minderheiten, die »Z.« genannt werden, auf mehrere Tle. ber. (21997 ff.);
W. Wippermann: »Wie die Z.«. Antisemitismus u. Antiziganismus im Vergleich (1997).
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Zi|geu|ner, der; -s, - [spätmhd. ze-, zigīner, H. u.]: 1. Angehöriger eines über viele Länder verstreut lebenden, meist nicht sesshaften u. mit Wohnwagen o. Ä. umherziehenden Volkes (wird von den Betroffenen selbst oft als abwertend empfunden; vgl. 2↑Rom, Sinto). 2. (ugs., meist abwertend) jmd., der ein unstetes Leben führt, wie ein Zigeuner (1) lebt: Herr Schneider, sehen Sie: Ich bin ein Z., mal da, mal dort (Heim, Traumschiff 241).
Universal-Lexikon. 2012.