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Freizeit
Ferien; Urlaub; Lager; Ferienfreizeit; Ferienlager

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Frei|zeit ['frai̮ts̮ai̮t], die; -, -en:
1. <ohne Plural> Zeit, in der man nicht zu arbeiten braucht, über die man frei verfügen kann:
wenig Freizeit haben; in der Freizeit viel lesen.
Syn.: freie Zeit, Muße.
2. [mehrtägige] Zusammenkunft für Personen mit bestimmten gemeinsamen Interessen:
das Jugendamt veranstaltet Freizeiten für Schüler und Schülerinnen; an einer Freizeit teilnehmen.

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Frei|zeit 〈f. 20
I 〈unz.〉 arbeitsfreie Zeit, Mußestunden
II 〈zählb.〉 mehrtägige Zusammenkunft einer Personengruppe mit bestimmten Interessen (Chor\Freizeit, Ferien\Freizeit, Schüler\Freizeit)

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Frei|zeit , die:
1. Zeit, in der jmd. nicht zu arbeiten braucht, keine besonderen Verpflichtungen hat; für Hobbys od. Erholung frei verfügbare Zeit:
seine F. im Fitnesscenter verbringen;
sie liest viel in ihrer F.
2. [mehrtägige] Zusammenkunft für Gruppen mit bestimmten gemeinsamen Interessen:
-en für Schüler veranstalten.

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Freizeit,
 
der (im Einzelnen unterschiedlich definierte) Teil der menschlichen Lebenszeit, der nicht durch die Erfüllung beruflicher oder berufsähnlicher Verpflichtungen und physiologischer Grundbedürfnisse (Ernährung, Schlaf, Körperpflege) gebunden ist und dem Menschen zur freien Verfügung offen steht.
 
 Begriffsentstehung
 
Das Wort Freizeit geht auf den mittelalterlichen Rechtsbegriff »freyzeyt« zurück, der in der Bedeutung »Marktfriedenszeit« erstmals 1350 in der deutschsprachigen Literatur auftauchte. Freizeit in der heutigen Bedeutung als berufs-, arbeits- und unterrichtsfreie Zeit ist eine Wortprägung F. Fröbels, der 1823 in seiner Schrift »Fortgesetzte Nachricht von der allgemeinen deutschen Erziehungsanstalt in Keilhau« die »Zeit zu freier Beschäftigung«, die den Schülern »zur Anwendung nach ihren persönlichen und individuellen Bedürfnissen freigegeben war«, als Muße, als freie Zeit, kurz als »Freizeit« bezeichnete. Erstmals in einem deutschsprachigen Wörterbuch wird Freizeit 1865 im Wörterbuch der Deutschen Sprache« von Daniel Sanders (* 1819, ✝ 1897) verzeichnet und als »freie (oderMuße-)Zeit« definiert.
 
 Historische Perspektive
 
Freizeit entwickelte sich als Folge einer religiös-kirchlichen Revolution, der Reformation des 16. Jahrhunderts. Vom Geist des Protestantismus geprägt ist sie in einer Zeit entstanden, in der die Berufsarbeit als göttliche Berufung« zum pflichtgemäßen Selbstzweck des Lebens wurde. Mit der Reformation und der ihr zugehörigen rationalen Ethik des asketischen Protestantismus setzte eine bis zum 16. Jahrhundert unbekannte kirchlich-religiöse Reglementierung des gesamten Lebens ein: Die Reformation hatte eine Reglementierung der gesamten Lebensführung zur Folge (M. Weber). In das Bewusstsein des neuzeitlichen Menschen trat erstmals eine Kluft zwischen öffentlich »verpflichteter« Zeit und (übriger) privater »freier« Zeit. »Arbeiten« und »Erwerben« galten plötzlich nicht mehr als Mittel zum Zweck der Befriedigung von Lebensbedürfnissen; sie wurden (Selbst-)Zweck des Lebens. Aus dieser Auffassung entwickelte sich die eigentliche Sozialethik des modernen Kapitalismus. Der reformatorische Anspruch auf religiös-kirchliche »Verpflichtung« des gesamten Lebens löste bei den Menschen - gleichsam als Re-Aktion und Selbstschutz - den Wunsch nach einer nicht reglementierten, privaten, heilen und freien Gegenwelt (»Freizeit«) aus. Die Polarisierung von öffentlicher Pflicht und privater Neigung, Fremdbestimmung und Selbstbestimmung, Zwang und Freiheit führte schließlich zu einer radikalen Trennung von öffentlicher und privater Sphäre, von abhängiger Zeit (Arbeitszeit) und freier Zeit (Freizeit). Erstmals wissenschaftlich definiert wurde die Freizeit 1934 durch Lundberg, Komarovsky und McInerny, als »die Zeit, in der wir frei sind von den mehr äußeren und formalen Pflichten, die uns die bezahlte Berufsarbeit oder eine andere obligatorische Beschäftigung auferlegt«.
 
 Negativer und positiver Freizeitbegriff
 
Der Freizeitbegriff gehört bisher, wie der Gesundheitsbegriff und der Friedensbegriff, zu den so genannten »Negativbegriffen« und bezeichnet die Abwesenheit von Arbeit. Die weite Verbreitung des negativen Freizeitbegriffs geht wesentlich auf J. Habermas zurück, der Freizeit als die von der Berufsarbeit freie, die von ihr ausgesparte oder übrig gelassene Zeit definierte: »Freizeit bestimmt sich negativ. .. ihre Freiheit ist zunächst eine Freiheit von Arbeit«. Freizeit im positiven Sinn meint dagegen freie Zeit, die von Abhängigkeit und Zwang befreite, die individuell frei verfügbare Lebenszeit.
 
Freizeit bezeichnet also jenen Teil der menschlichen Lebenszeit, der frei ist für disponible und selbstbestimmte Tätigkeiten. Dieser umfasst Zeitaufwendungen für zwanglose Muße wie z. B. Lesen (Zeitungen, Zeitschriften, Romane), Radio oder CD hören oder im Internet surfen, aber auch Nichtstun, Faulenzen und Zeitvertreib, Ruhe haben, Zeit für sich selber nehmen, sich pflegen und einfach wohlfühlen, für sozial orientierte Beschäftigungen wie z. B. Kontakte, Gespräche und gemeinsame Unternehmungen, Spiele, Gruppenaktivitäten, Teilnahme an Veranstaltungen in den Bereichen Sport, Unterhaltung, Vergnügen, Kultur, Bildung und Politik, Tätigsein in Bürgerinitiativen und Ausüben von sozialem Engagement sowie für spielerische Arbeiten wie z. B. freiwillige Leistungsvergleiche im Sport- und Hobbybereich und Do-it-yourself-Tätigkeiten mit Arbeitscharakter.
 
Das Freizeitverständnis hat sich in den letzten Jahrzehnten tief greifend gewandelt. So unterscheidet sich die Freizeit heute quantitativ wie qualitativ grundlegend von früheren Freizeitformen. Zwar findet Erholung von der Arbeit auch heute nach Feierabend und am Wochenende statt, die Freizeit ist jedoch nicht mehr nur - wie in den 1950er-Jahren - Erholungszeit. Für die Menschen in den westlichen Industriegesellschaften ist die Freizeit zu einem eigenständigen Lebenswert geworden.
 
So vertritt die überwiegende Mehrheit der Bevölkerung in Deutschland die Auffassung, dass Freizeit in erster Linie eine Lebenszeit ist, in der man tun und lassen kann, was einem Spaß macht. Aus einem arbeitsabhängigen Zeitbegriff, der Freizeit negativ als Abwesenheit von Arbeit definierte, hat sich ein positives Freizeitverständnis entwickelt: Freizeit ist eine Zeit, in der man für etwas frei ist.
 
Wesentlich bilden konnte sich diese neue Einstellung der Menschen zum arbeitsfreien Teil ihres Lebens auf der Grundlage der stetigen Verkürzung der Arbeitszeit in den letzten fünfzig Jahren. Freizeit ist keine bloße Pause mehr, in der man sich für den nächsten Arbeitstag wieder erholt, sondern wird gedanklich und praktisch zunehmend von der Arbeit abgekoppelt. Nur noch eine Minderheit der Menschen in den westlichen Industriegesellschaften versteht Freizeit als eine Zeit, die nicht mit Arbeit und Geldverdienen ausgefüllt ist. Dagegen denkt die Mehrheit heute bei Freizeit zunächst einmal an den eigenen Spaß und erfährt diese primär als positives Lebensgefühl und nicht als arbeitsabhängige Zeitkategorie. Im subjektiven Empfinden der meisten Menschen sind arbeitsfreie Zeit und Freizeit nicht mehr dasselbe. Mit dem Wandel des subjektiven Freizeitverständnisses geht auch eine gesellschaftliche Neubewertung der Freizeit einher.
 
Vor dem Hintergrund des wachsenden Anteils Nichterwerbstätiger (2001: rd. 59 % der Bevölkerung in Deutschland) lässt sich für die Zukunft unschwer prognostizieren: Freizeit verliert zunehmend ihre Bedeutung als Regenerationszeit und die mit ihr verbundenen Erwartungen und Hoffnungen werden sie umso mehr mit persönlichem Wohlbefinden und sozialer Lebensqualität gleichgesetzt. Freizeit in diesem Verständnis heißt: Sich wohlfühlen, das tun und lassen können, was Spaß und Freude macht, und das Leben in eigener Regie gestalten sowie viel mit Familie und Freunden unternehmen.
 
 Der Umfang der Freizeit
 
Zeit ist heute, im Berufsalltag wie im privaten Leben, zu einer kostbaren Ressource geworden. Im Rahmen des gesamten zur Verfügung stehenden Zeitbudgets spielen Umfang und Verteilung der frei verfügbaren Zeit eine nicht unerhebliche Rolle. Die umfassendste Erhebung zur Zeitverwendung der Bevölkerung in Deutschland führte das Statistische Bundesamt 1991/92 auf der Basis von 7 200 ausgewählten Haushalten durch. Dabei wurden Tagesablaufprotokolle ausgewertet; als Freizeit statistisch eingegrenzt und erfasst wurden Mediennutzung, Gespräche und Geselligkeit, Spiel und Sport und Musik und Kultur. Nach dieser Zeitbudgeterhebung beträgt der Freizeitumfang im Durchschnitt für alle Personen ab 12 Jahren gut 5 Stunden je Tag. Schüler, Studenten, Rentner und Pensionäre haben mit über 6 Stunden je Tag den größten Freizeitanteil, während Familien mit Kindern unter 6 Jahren mit rd. 4 Stunden die wenigste Freizeit zur Verfügung haben. Große Unterschiede wurden auch zwischen West- und Ostdeutschen festgestellt. So haben die Menschen in den neuen Ländern aufgrund längerer Arbeitszeiten über eine Stunde weniger freie Zeit je Tag zur Verfügung.
 
Fragwürdig an dieser Ermittlung von Freizeitdaten ist allerdings die Tatsache, dass in ihr z. B. soziale Aspekte ausgeblendet werden und das ehrenamtliche Engagement in Vereinen, Kirchen oder öffentliche Ämtern nicht der Freizeit zugerechnet wird. Diese gleichsam »offizielle« Sichtweise des Statistischen Bundesamtes steht im Gegensatz zum Freizeitverständnis der Menschen, gemäß dem Freizeit eine Zeit ist, über die der Einzelne selbst frei entscheiden kann, was er wie für sein persönliches und soziales Wohlbefinden tut; sich z. B. gerne und freiwillig - dabei persönliche Befriedigung erfahrend - sozial zu engagieren oder Kinder zu betreuen. So gesehen liegt der Zeitaufwand für Freizeittätigkeiten erheblich höher als in der offiziellen Statistik ausgewiesen.
 
Hinsichtlich ihrer Verteilung ist die freie Zeit unterschiedlich über die Woche verteilt. Der statistisch für alle Personen ermittelte Durchschnittswert von 5 Stunden und 10 Minuten Freizeit pro Tag setzt sich wie folgt zusammen: 4 Stunden und 10 Minuten (Montag-Freitag), 6 Stunden und 38 Minuten (Sonnabend), 7 Stunden und 28 Minuten (Sonntag). Der klassische »Feierabend« findet für die meisten Menschen zwischen 18.00 Uhr und 22.00 Uhr statt.
 
 Die Verwendung der Freizeit
 
Das Freizeitverhalten der Deutschen wurde in den letzten Jahrzehnten durch die Medien grundlegend verändert, wenn nicht gar revolutioniert. Zählte in den 1950er-Jahren das »Aus-dem-Fenster-schauen« zu den beliebtesten Freizeitbeschäftigungen, so setzte in den 1960er-Jahren eine Revolution im Bereich der Medien ein, die sich bis heute fortsetzt. Neue Medien haben seither in großer Vielfalt und Vielzahl (Kabel- und Satellitenprogramme, Video, CD, Computer u. a.) vom Freizeitbudget der Menschen Besitz ergriffen und bestimmen dessen Verwendung in sehr großem Umfang. Unter den zehn wichtigsten Freizeitbeschäftigungen der Deutschen sind sechs Medienaktivitäten (Fernsehen, Zeitung, Radio, Telefon, CD, Buch). Innerhalb der das Freizeitverhalten dominierenden Medienaktivitäten steht das Fernsehen an erster Stelle (90 %), gefolgt von Zeitung lesen (71 %), Radio hören (69 %) und Telefonieren (60 %). Dem Fernsehen wird weit über die Hälfte der abendlichen Freizeit gewidmet. Außerhalb der Abendstunden ist seit 1990 (Einführung von 24-Stunden-Programmangeboten) ein deutlicher Anstieg der Fernsehnutzung zu verzeichnen.
 
Generell bleibt dem Menschen in seiner Freizeit heute immer weniger Zeit, »nur« eine Sache zu tun. Als Freizeitkonsument lebt er zunehmend nach der Devise »mehr tun in gleicher Zeit«, ganz im Gegensatz zu dem früheren Grundsatz »eine Sache zu einer Zeit«. Insgesamt verfügen Männer über mehr freie Zeit als Frauen und sind so in der Mehrzahl der Freizeitbereiche (Mediennutzung, Sport, Kultur u. a.) überrepräsentiert.
 
 Freizeitforschung und Freizeitwissenschaft
 
Die Freizeitwissenschaft ist eine relativ junge Spektrumswissenschaft, deren Forschungsgegenstand die Freizeit ist, die sowohl in ihrer Komplexität wie in ihren einzelnen Hauptbereichen dargestellt und analysiert wird: Tourismus und Mobilität, Medien und Kommunikation, Kultur und kulturelle Bildung, Sport und Spiel, Unterhaltung und Erlebniskonsum. In ihren Ergebnissen eröffnet die Freizeitwissenschaft eine qualitativ neue Sicht auf die Freizeit als gesellschaftliches Gesamtphänomen, indem sie gemeinsame strukturelle Eigenschaften von scheinbar grundverschiedenen Freizeitbereichen aufzeigt wie z. B. Kultur (Theater, Oper, Konzert, Museum u. a.) und Konsum (Shoppingcenter, Kino, Restaurant u. a.).
 
Die Entwicklung der Freizeitwissenschaft läßt sich in sechs Entwicklungsabschnitten mit jeweils spezifischer wissenschaftlicher Schwerpunktsetzung darstellen: 1) In den 1950er-Jahren entwickelte sich eine anthropologisch und kulturphilosophisch bestimmte Freizeitdiskussion. 2) In den 1960er-Jahren sorgten Soziologie und Wirtschaftswissenschaft für Grundlagendaten in der Freizeitforschung. 3) In den 1970er-Jahren gaben - im Gefolge der durch die »Achtundsechziger« ausgelösten gesellschaftlichen Diskussion - Pädagogik und Politik den Ton an. Freizeitpädagogische und freizeitpolitische Programme wurden auf breiter Ebene diskutiert. 4) In den 1980er-Jahren gingen wesentliche Impulse auf die Freizeitforschung von der Psychologie und Ökologie aus. Freizeitforschung war immer auch qualitative Forschung, deckte die Diskrepanz zwischen Wunsch und Wirklichkeit auf und machte die Grenzen und Folgen des Wachstums bewusst. 5) In den 1990er-Jahren dominierten interdisziplinär-ganzheitliche Forschungsansätze. 6) Im Zentrum der gegenwärtigen fachwissenschaftlichen Diskussion stehen ethische Fragestellungen (besonders in Bezug auf das Konsum- und Medienangebot) sowie Fragen nach der Sinngebung des menschlichen Lebens.
 
Der interdisziplinären Ausrichtung der Freizeitforschung entspricht die wissenschaftliche Bearbeitung der verschiedenen Hauptbereiche der Freizeit. Im Einzelnen lassen sich unterscheiden: tourismuswissenschaftliche, medienwissenschaftliche, kulturwissenschaftliche, sportwissenschaftliche und konsumwissenschaftliche Freizeitforschung. Jedem Forschungsbereich liegt ein besonderer und eigenständiger Gegenstandsbereich zu Grunde, dessen wissenschaftliche Bearbeitung eine ihm entsprechende Ausbildung zur Voraussetzung hat und der seinerseits gegenstandsspezifische Studiengänge ausbildet.
 
 Zukunftserwartungen und Ausblick
 
In Bezug auf die Freizeit verbinden die Deutschen ihre Hoffnungen besonders mit Wünschen nach mehr Muße und sozialen Kontakten. Dies ist die Kernaussage einer repräsentiven Befragung, in derem Zentrum u. a. folgende Frage stand: »Einmal angenommen: Sie würden nach dem Jahr 2000 erheblich weniger arbeiten. Ihr Grundeinkommen wäre trotzdem gesichert. Welche der folgenden Tätigkeiten und Aufgaben könnten ihrem Leben dann einen Inhalt und einen Sinn geben?« In ihren Antworten sahen die Befragten die Beschäftigung mit dem Hobby und die Beschäftigung mit der Familie als die Tätigkeiten an, die dem Beschäftigungscharakter der Erwerbsarbeit noch am nächsten kommen. Im Ergebnis der Befragung hofft jeder zweite Deutsche, in Zukunft in seinem Hobby eine neue Lebenserfüllung zu finden. Ebenso viele können sich vorstellen, ganz in der Arbeit für die Familie aufzugehen und ihrem Leben dadurch einen sinnvollen Inhalt zu geben. Deutlich mehr Männer als Frauen sind glücklich, wenn sie sich ihren Hobbys widmen können, während die Frauen Lebenssinn eher mit Familienorientierung verbinden. Nur zwei von Hundert Befragten stellten sich ohne Abstriche hinter die Aussage: »Ohne Berufsarbeit kann ich nicht leben«, während alle anderen mit der Vorstellung eines Lebenssinns jenseits der Erwerbsarbeit vier Zukunftshoffnungen verbinden: Mehr Zeit für sich; Mehr Zeit mit anderen; Mehr Zeit zur Weiterbildung; Mehr Zeit zum Tätigsein.
 
1) Mehr Zeit für sich. - Millionen von Deutschen wünschen sich, in Zukunft mehr Zeit für Hobbys, Sport und Reisen zu haben und fast jeder zweite, darunter besonders Angehörige zeitlich stark beanspruchter Berufsgruppen (z. B. leitende Angestellte), richtet seine Hoffnung darauf, endlich mehr Muße für sich selbst zu finden.
 
2) Mehr Zeit mit anderen. - Soziale Bezüge können künftig für die Sinnerfüllung des Lebens an Bedeutung gewinnen, wobei die Hinwendung zu Familie und Freunden dominiert. Jeder achte Deutsche würde sich gerne in der Nachbarschaftshilfe, der Altenpflege oder im Umweltschutz sozial engagieren, Frauen mehr als Männer; jeder neunte wäre bereit, freiwillig und ehrenamtlich in Organisationen mitzuarbeiten, Westdeutsche deutlich mehr als Ostdeutsche.
 
3) Mehr Zeit zur Weiterbildung. - Der Kultur- und Bildungsbereich könnte sich in Zukunft expansiv entwickeln, wenn die in der Befragung ermittelten Aussagen Wirklichkeit würden. Jeder fünfte Deutsche würde mehr Kulturangebote nutzen und jeder siebente sich persönlich weiterbilden. Über sechs Millionen würden gerne Kurse in Freizeitakademien und drei Millionen Lehrveranstaltungen an Universitäten besuchen.
 
4) Mehr Zeit zum Tätigsein. - Auch in Zukunft wird es genug zu tun geben, allerdings tendeziell weniger in der Form bezahlter Arbeit. Weil die Menschen mehr Zeit, aber weniger Geld zur Verfügung haben, werden Do-it-yourself-Tätigkeiten und Gartenarbeit einen Teil des Geldverdienens ersetzen müssen. Nach wie vor werden aber auch Nebenjobs und Schwarzarbeit gefragt sein.
 
In Politik und Gesellschaft wurde bisher weitgehend die Auffassung vertreten, für die Erwerbsarbeit als Zentrum des Lebens gäbe es kein gesellschaftlich gleichwertiges Äquivalent. Die Ergebnisse der Befragung zeigen jedoch deutlich, dass sich die Deutschen sehr wohl vorstellen können, Lebenserfüllung auch im erwerbsarbeitsfreien Teil ihres Lebens zu finden; eine Umbewertung des Lebenssinns zeichnet sich für die Zukunft ab. Lebenssinn kann für viele Menschen auch heißen, in außerberuflichen Tätigkeiten das zu suchen, was sie in der Erwerbstätigkeit nicht mehr finden können: Sinnbezug, Selbstdarstellung und Erfolgserleben.
 
Weitere Informationen zu diesem Thema finden Sie v. a. auch in den folgenden Artikeln:
 
Arbeit · Massenkultur · Massenmedien · Muße · Spiel · Sport · Tourismus
 
Literatur:
 
G. Lundberg u. a.: Leisure (New York 1934);
 J. Habermas: Notizen zum Mißverhältnis von Kultur u. Konsum, in: Merkur, Jg. X (1956);
 M. Weber: Die prot. Ethik, hg. v. J. Winckelmann (1965);
 W. Nahrstedt: Die Entstehung der F. (1972);
 
Hb. der empir. Sozialforschung, hg. v. R. König, Bd. 11 (21977);
 
Sozialgesch. der F., hg. v. G. Huck (1982);
 
Massenkommunikation IV. Eine Langzeitstudie zur Mediennutzung u. Medienbewertung 1964-1990, hg. v. K. Berg u. M.-L. Kiefer (1992);
 K. Blanke u. a.: Zeit im Blickfeld. Ergebnisse einer repräsentativen Zeitbudgeterhebung, in: Schriftenreihe des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen u. Jugend, Bd. 121 (1996);
 H. W. Opaschowski: Einf. in die F.-Wiss. (31997);
 H. W. Opaschowski: Deutschland 2010. Wie wir morgen arbeiten u. leben (2001).

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Frei|zeit, die: 1. Zeit, in der jmd. nicht zu arbeiten braucht, keine besonderen Verpflichtungen hat; für Hobbys od. Erholung frei verfügbare Zeit: seine ganze F. gehört der Familie; wenig F. haben; seine F. im Garten verbringen; sie liest viel in ihrer F.; er opfert seine ganze F. für den Verein, widmet sich in seiner F. seinem Hobby; es gibt doch -en. Man macht nicht immer Schularbeiten (Gaiser, Schlußball 95). 2. [mehrtägige] Zusammenkunft für Gruppen mit bestimmten gemeinsamen Interessen: das Jugendamt veranstaltet -en für Schüler; an einer F. teilnehmen.

Universal-Lexikon. 2012.