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Benin
Dahome (veraltet); Dahomey (veraltet)

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Be|nin; -s:
Staat in Afrika (früher Dahome[y]).

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I
Benin,
 
Benin, ehemaliges Königreich der Edo (Bini) in Westafrika, im Gebiet des heutigen Südwestnigeria um die Residenzstadt (heute Benin City), stand in enger kultureller Verbindung mit den weiter westlich liegenden Staaten der Yoruba; geistliches Oberhaupt war der Oni von Ife. Der erste Oba (König) von Benin regierte vermutlich um 1300; den Höhepunkt seiner Entwicklung erreichte das Reich im 17. Jahrhundert Kontakte mit europäischen Seefahrern begannen um 1485. Im 18. und 19. Jahrhundert war Benin ein Zentrum des Sklavenhandels. 1897-99 wurde es von Großbritannien unterworfen und kam zum Protektorat Nigeria.
 
Die Kunst am Hof von Benin stellt einen Höhepunkt innerhalb der afrikanischen Kunst dar. Die frühesten Beispiele sind dünnwandige Bronzeköpfe, die um 1500 in der Tradition der Bronzekunst von Ife entstanden sind. In diese Frühzeit der Beninkunst (bis Ende des 16. Jahrhunderts) fallen auch Elfenbeinmasken sowie bronzene Zwergenfiguren (königliche Gaukler) und die ersten der »Königinnenköpfe«, die eine bemerkenswert einheitliche Kopfform mit hornähnlichem Kopfschmuck aufweisen. Am Ende dieser Periode sind einige Köpfe mit Prognathie (vorstehender Unterkiefer, für die afrikanische Kunst ungewöhnlich) und Perlenornamentik (Kopfputz, Halsketten aus Korallenperlen) entstanden. Alle Köpfe dieser frühen Periode tragen Eisenbänder auf der Stirn.
 
Die mittlere Periode (»Periode der Bronzeplatten«), etwa Mitte des 16. bis Ende des 17. Jahrhunderts, ist benannt nach den Bronzereliefs, die auf Säulen montiert waren, die den Palast umgaben. Ihre rechteckige Form ist wohl europäischem Einfluss zuzuschreiben. Dargestellt sind u. a. Hofzeremonien und Jagden sowie Portugiesen in der Tracht des 17. Jahrhunderts. Der Beginn dieser mittleren Periode ist durch eine erhebliche Gewichtszunahme der Kunstwerke gekennzeichnet, was vermutlich auf die Einfuhr europäischer Zinnbronze (bis dahin war Messing die Grundlage des Bronzegusses) durch die Portugiesen zurückzuführen ist. Dadurch ging allerdings auch die technische Virtuosität der frühen Periode, in der die Bronze kaum mehr als 1 mm dick war, verloren; das größere Gewicht bedingte mehr Monumentalität. Augen, Nase und Mund werden nur durch ein kleines Rechteck wiedergegeben; der untere Teil des Kopfes wird von immer höher werdenden Perlenkragen eingenommen. Die Köpfe dienten auch als Sockel für große beschnitzte Elfenbeinzähne, die man in ein oben am Schädel angebrachtes Loch steckte. Alle Köpfe zeichnen sich durch Einheitlichkeit in Stil und Ikonographie aus.
 
Die Spätzeit der Beninkunst, seit der 2. Hälfte des 18. Jahrhunderts (Verfall des Reichs), äußert sich in einer zunehmenden Degeneration der künstlerischen Konzeption und einer Abnahme der technischen Leistung. Lediglich die Werke aus Elfenbein, deren Schnitzer in Zünften organisiert waren und stärker stammesgebunden arbeiteten, zeigen noch bis zum Ende des 19. Jahrhunderts eine fast gleich bleibende Qualität. Neben beschnitzten Zähnen für die Ahnenaltäre sind dies v. a. Gürtelmasken, Kultglocken, Würdeabzeichen, Dosen sowie ein Leopardenpaar, das heute zum Schatz des britischen Königshauses gehört.
 
Literatur:
 
F. von Luschan: Die Altertümer von B., 3 Bde. (1919);
 A. Schweeger-Hefel: Afrikan. Bronzen (Wien 1948);
 J. U. Egharevba: B. law and custom (Port Harcourt 31949);
 J. U. Egharevba: A short history of B. (Lagos 1953);
 R. E. Bradbury: The B. kingdom (London 1957);
 G. Connah: The archaeology of B. (Oxford 1975);
 W. Fagg: Divine kingship in Africa (London 21978);
 P. M. Roese: Das Königreich B. Von den Anfängen bis 1485, in: Anthropos, Jg. 79 (1984);
 B. Kunst einer afrikan. Königskultur, bearb. v. A. Duchâteau (1995).
 
Hier finden Sie in Überblicksartikeln weiterführende Informationen:
 
 
westafrikanische Militärstaaten (17. bis 19. Jahrhundert): Lohn der Gewalt
 
afrikanische Kulturen: Königreiche und Stammeskulturen in Schwarzafrika
 
Benin: Die Bronzekunst des Königreichs
 
II
Benin,
 
 
 
Fläche: 112 622 km2
 
Einwohner: (2000) 6,4 Mio.
 
Hauptstadt: Porto Novo
 
Amtssprache: Französisch
 
 
 
 
amtlich französisch République du Bénin [repy'blik dy be'nɛ̃], bis 1975 Dahomey [daɔ'mɛ], deutsch Republik Benin, Staat in Westafrika, an der Guineaküste zwischen Togo und Nigeria, 112 622 km2, (2000) 6,4 Mio. Einwohner. Hauptstadt ist Porto Novo, Amtssprache Französisch; Umgangssprachen Fon, Yoruba, Hausa u. a. Währung: 1 CFA-Franc = 100 Centime. Zeitzone: MEZ.
 
 Staat und Recht:
 
 
Nach der am 2. 12. 1990 durch Referendum angenommenen Verfassung ist Benin eine präsidiale Republik. Staatsoberhaupt und Regierungschef ist der mit umfassenden Vollmachten ausgestattete Präsident (auf 5 Jahre direkt gewählt, einmalige Wiederwahl möglich). Die Legislative liegt bei der Nationalversammlung (Assemblée nationale), deren 83 Abgeordneten für 4 Jahre gewählt werden. Mit der Annahme der neuen Verfassung, die Grundrechte und -freiheiten, ein Mehrparteiensystem sowie die Gewaltenteilung verankert, wurde die Abkehr vom Marxismus-Leninismus vollzogen. Seit 7. 6. 1993 existiert ein Verfassungsgerichtshof, dessen 7 Mitglieder zum Teil vom Parlament (4) und zum Teil vom Präsidenten (3) ernannt werden; seit 1994 der Wirtschafts- und Sozialrat (30 Mitglieder) mit beratender Funktion.
 
Parteien:
 
Seit der Abschaffung des Einparteiensystems entstand eine breit gefächerte Parteienlandschaft. Einflussreichste der vielfach in Allianzen zusammengeschlossenen Parteien sind: Parti de la renaissance du Bénin (PRB; deutsch »Partei für die Wiedergeburt Benins«), Parti du renouveau démocratique (PRD; deutsch »Partei der demokratischen Erneuerung«), Front d'action pour la renouveau et le développement (FARD-ALAFI), Parti social-démocrate (PSD; deutsch »Sozialdemokratische Partei«), Mouvement africain pour la démocratie et le progrés (MADEP; deutsch »Afrikanische Bewegung für Demokratie und Fortschritt«).
 
 
Mit der Abkehr vom Einparteiensystem wandelte sich auch die Rolle der Gewerkschaften; zahlreiche, in der bisherigen Einheitsgewerkschaft Union Nationale des Syndicats des Travailleurs du Bénin (UNSTB) zusammengefasste Organisationen spalteten sich ab.
 
 
Das Wappen (vom 9. 12. 1964) ist in 4 Felder geteilt, die das Sombaschloss, den schwarzen Stern von Benin (ein 1892 vom König Toffa von Porto Novo gestifteter Orden), eine grüne Palme (Symbol des Palmölreichtums) und ein Schiff (Hinweis auf die Kolonialisierung) zeigen.
 
Nationalfeiertage:
 
Der 1. 8. erinnert an die Erlangung der Unabhängigkeit 1960.
 
 
Benin ist seit Juli 1997 in 12 Départements (vorher sechs Provinzen) mit insgesamt 78 Kommunen gegliedert. An der Spitze der weitgehend autonomen Kommunen steht jeweils ein gewählter Kommunalrat.
 
 
Die Gerichtsbarkeit ist auch nach der neuen Verfassung nach französischem Vorbild aufgebaut. Neben dem Obersten Gerichtshof in Cotonou gibt es 7 über das Land verteilte Magistratsgerichte sowie zahlreiche Schlichtungstribunale.
 
 
Die Gesamtstärke der Armee (selektive Wehrpflicht mit 18-monatiger Dienstdauer für Männer und Frauen) beträgt 4 000, die der paramilitärischen Kräfte 1 100 Mann. Die Streitkräfte bestehen fast ausschließlich aus Heerestruppen, deren Gliederung etwa einer Infanteriebrigade entspricht.
 
 Landesnatur und Bevölkerung:
 
 
Benin erstreckt sich von der Bucht von Benin, an deren Küste es einen Anteil von 115 km hat, 670 km landeinwärts nach Norden. An der tropisch-feuchten Küste zieht sich hinter sandigen, bis 12 km breiten Nehrungen eine Lagunenkette hin; dahinter folgt eine schwachwellige Küstenebene, von stark gelichteten Feuchtwäldern mit Ölpalmbeständen bedeckt. Das Innere ist weitgehend ein Tafelland (im Süden eine Feuchtsavanne, im Norden Busch- und Dornsavanne) um 400 m über dem Meeresspiegel, von Inselbergen überragt. Es wölbt sich im Nordwesten zu den Atakorabergen (800 m über dem Meeresspiegel) auf. Im Nordosten hat Benin Anteil an den fruchtbaren Tallandschaften des Niger, der auf 150 km die Grenze zur Republik Niger bildet. Bedeutendster Fluss ist der Ouémé (450 km lang), der in die Lagune von Porto Novo mündet und ab Dogba schiffbar ist.
 
 
Im Süden herrscht tropisches Klima mit zwei Regenzeiten (März bis Mitte Juli, Mitte September bis Mitte November), im Norden fallen diese zu einer Regenzeit zusammen (in Kandi: Ende April bis Mitte Oktober). Die mittleren Jahresniederschläge liegen zwischen 900 und 1 400 mm (Cotonou 1 242 mm), die mittleren Temperaturen an der Küste zwischen 24 ºC (August) und 27 ºC (März); ständig herrscht hohe Luftfeuchtigkeit.
 
 
Über die Hälfte der Bevölkerung lebt im Süden auf nur 10 % der Landesfläche, besonders die Fon und andere zu den Ewe gehörende Stämme, die den größten Bevölkerungsteil stellen; an der Grenze nach Nigeria leben Yoruba, im Norden Bariba, Hausa und Fulbe. Insgesamt gibt es 46 Ethnien in Benin. Die jährliche Bevölkerungszunahme wird auf 3 % geschätzt. Die etwa 3 000 europäischen Ausländer kommen vorwiegend aus Frankreich. Die Amtssprache Französisch wird von etwa 30 % der Bevölkerung gesprochen. Als Umgangssprache herrschen Fon, Yoruba und Hausa vor. In Städten leben rd. 30 % der Bevölkerung; größte Städte sind die Hafenstadt Cotonou und die Hauptstadt Porto Novo; weiter sind von Bedeutung Parakou, die alte Königsstadt Abomey und Ouidah.
 
 
Über 60 % der Bevölkerung sind Anhänger traditioneller afrikanischer Religionen; zahlreiche Fon bekennen sich zur Wodu-Religion. Die rd. 22 % Christen gehören überwiegend der katholischen Kirche an (18,5 %). Größte protestantische Kirche ist die methodistische Kirche (über 60 000 Mitglieder). Daneben gibt es zahlreiche unabhängige Kirchen. Unter den Missionskirchen sind v. a. die Pfingstkirchen im Wachsen begriffen. Etwa 15 % der Bevölkerung sind sunnitische Muslime der malikitischen Rechtsschule.
 
 
Es besteht allgemeine Schulpflicht vom 6.-11. Lebensjahr. Die Analphabetenquote beträgt 66,1 %. Neben den Primarschulen (6 Jahre) gibt es allgemein bildende oder berufsbildende Sekundarschulen (drei-, vier- oder siebenjähriger Unterricht). Eine Universität besteht in Cotonou; etwa 8 % der Studierenden befinden sich im Ausland, v. a. in Frankreich und Senegal.
 
 
Presse: Neben anderen Tages- und Wochenzeitungen erscheinen wöchentlich die »Bénin Presse Information« der offiziellen Nachrichtenagentur sowie täglich deren Publikation »Bulletin de l'Agence Bénin Presse« und die amtliche »La Nation«. - Nachrichtenagentur: »ABP/Agence Bénin Presse« (gegründet 1961). - Rundfunk: Die Rundfunk- und Fernsehgesellschaft »Office de Radiodiffusion et Télévision du Bénin« (ORTB) verbreitet von Cotonou und Parakou aus Hörfunkprogramme in Französisch, Englisch und 18 Landessprachen sowie ein Fernsehprogramm.
 
 Wirtschaft und Verkehr:
 
 
Das Agrarland Benin gehört, gemessen am Bruttosozialprodukt (BSP) je Einwohner von (1994) 370 US-$, zu den ärmeren Ländern Afrikas. Die hohe Auslandsverschuldung von (1992) 1,4 Mrd. US-$, eine geringe Industrialisierung, fehlendes Investitionskapital sowie die Begrenztheit des Binnenmarktes sind die größten Hemmnisse für einen wirtschaftlichen Aufschwung. Die Inflationsrate war im Zeitraum 1985-92 mit einer jährlichen Steigerung von 1,2 % extrem niedrig.
 
 
1992 arbeiteten 60 % der Erwerbstätigen im Agrarbereich. Die häufigste Betriebsform ist die kleinbäuerliche Subsistenzwirtschaft, die im Wanderhackbau mit Brandrodung betrieben wird. Benin kann seinen Nahrungsmittelbedarf weitgehend selbst decken. Mais und Maniok werden im Süden angebaut, Hirse, Jamswurzel und erst seit 1963 Baumwolle im trockeneren N. Mit einer Erntemenge von (1992) 65 000 t entkernter Rohbaumwolle ist sie seit Jahren das wichtigste Ausfuhrgut. Weitere landwirtschaftliche Exportprodukte sind Palmkerne, Palmöl und Erdnüsse. Viehhaltung (Rinder, Schafe, Ziegen) wird v. a. in den nördlichen Gebieten betrieben; sie kann aber wegen Dürre, Überweidung und Seuchen nicht weiter ausgedehnt werden. - Der Fischfang konzentriert sich auf die Binnengewässer und die Lagunen an der Küste.
 
 
Um die Waldbestände zu erhalten und der Bodenerosion zu begegnen, wurden im Norden Naturschutzgebiete geschaffen und im Süden weite Flächen aufgeforstet.
 
 
Benin ist arm an Bodenschätzen. Seit 1983 wird mit norwegischer Hilfe das Sémé-Erdölfeld vor der Küste Benins ausgebeutet. Auch nach dem Bau eines Wasserkraftwerks am Grenzfluss Mono in Zusammenarbeit mit Togo wird ein Großteil des Energiebedarfs aus Ghana importiert.
 
 
Benin ist wegen fehlender Rohstoffe eines der am wenigsten industrialisierten Länder Afrikas. Nur 7 % der Erwerbstätigen arbeiten in diesem Sektor. Abgesehen von der Verarbeitung von Baumwolle und Ölpalmprodukten, wird fast nur für den Binnenmarkt produziert. Hauptstandorte sind Cotonou und Porto Novo.
 
 
Seit Jahren werden höchstens 30 % des Importwertes durch Exporte gedeckt (1992: Einfuhr 380 Mio. US-$, Ausfuhr 110 Mio. US-$). Da ein Großteil der importierten Waren teilweise illegal v. a. nach Nigeria und Niger reexportiert wird, ist eine genaue Bilanzierung des Außenhandels schwierig. Wichtigste Ausfuhrwaren sind Baumwolle (1989: 60 % des Ausfuhrwertes), Erdöl und Ölpalmprodukte. Die bedeutendsten Handelspartner sind Frankreich, die USA, Thailand und die Niederlande.
 
Verkehr:
 
Als Transitland für andere afrikanische Staaten hat Benin eine relativ gute Verkehrsinfrastruktur. Hauptstrecke des 636 km langen Eisenbahnnetzes ist die Nord-Süd-Verbindung von Parakou zur Hafenstadt Cotonou. 20 % des (1992) über 6 000 km langen Straßennetzes sind befestigt. Auf dem Niger wird Binnenschiffahrt betrieben. Der Hafen von Cotonou dient auch als Transithafen v. a. für die Nachbarländer Niger und Nigeria. Bei Cotonou liegt der internationale Flughafen des Landes.
 
 
Gegen Ende des 17. Jahrhunderts erstarkte das Königreich der Fon, dessen Ausgangs- und Mittelpunkt die Stadt Abomey war. Die Könige dieses Reiches gewannen das Monopol im Sklavenhandel; dabei lieferten sie europäischen Händlern (Portugiesen, Briten, Franzosen) im Austausch gegen Feuerwaffen Menschen fremder Stämme, die sie überfallen und entführt hatten, als Sklaven. Als Großbritannien und Frankreich nach 1815 den Sklavenhandel unterbanden, reorganisierte König Ghezo (1818-58) sein Reich und stellte es wirtschaftlich v. a. auf den Handel mit Palmöl um. Er schüttelte die Oberhoheit des Königs (Alafin) von Oyo (Yoruba) ab und schloss 1851 einen Handelsvertrag mit Frankreich. Dieses hatte an der Küste bereits einen Stützpunkt errichtet. Während die Franzosen ursprünglich das Gebiet der Fon (einschließlich ihrer eigenen Niederlassung) nach dem viel weiter östlich im Nigerdelta gelegenen Königreich Benin benannten, bezeichneten sie später dieses Gebiet als »Dahomey« (nach der Stadt Abomey; auch Dahome). 1863 stellte Frankreich den von Portugiesen gegründeten Küstenstaat Porto Novo mit König Toffa an der Spitze unter sein Protektorat und unterwarf 1892 das Fonreich unter König Béhanzin. Das ganze Gebiet des heutigen Staates Benin gliederte die französische Regierung unter dem Namen »Dahomey« in die koloniale Gebietsgruppe »Französisch-Westafrika« ein. Da die Bevölkerung rasch französische Schulbildung annahm, galt Dahomey als »Quartier latin« Schwarzafrikas, das auch Verwaltungspersonal für andere französische Kolonien stellte.
 
Im Zuge der Entkolonialisierung Afrikas erhielt das Gebiet von Dahomey als Republik 1957 innere Autonomie, 1960 staatliche Unabhängigkeit. Erster Staatspräsident des Landes war 1960-63 Hubert Maga (* 1916). Stammespolitische Gegensätze bestimmten lange Zeit die Entwicklung des neuen Staates. Nach einer raschen Folge von Putschen (seit 1963) und neuen Regierungen behauptete sich Mathieu Kérékou (* 1933), der ebenfalls durch einen Putsch (1972) an die Macht gelangt war. Er rief am 30. 11. 1975 die »Volksrepublik Benin« aus und leitete eine marxistisch orientierte Politik ein, ohne dabei die enge Bindung seines Landes an Frankreich und die EG zu lockern. Als ideologische Plattform und Einheitspartei gründete er den Parti de la Révolution Populaire du Bénin (PRPB; deutsch »Revolutionäre Volkspartei von Benin«). Die Ausweisung von über 100 000 Beninern aus Nigeria (1983) und die Schließung der nigerianischen Grenze gegenüber Benin (1984) brachte dieses in starke wirtschaftliche Bedrängnis.
 
Massenproteste 1989/90 erzwangen die Einführung eines Mehrparteiensystems und die Abkehr vom Marxismus-Leninismus. Nach Annahme einer durch Referendum bestätigten Verfassung 1990 wurde der Staatsname in »République du Bénin« geändert. Der reformorientierte bisherige Premierminister und ehemalige Weltbank-Mitarbeiter Nicéphore Soglo (* 1934) setzte sich bei den Präsidentschaftswahlen 1991 gegen den seit 1972 herrschenden Diktator Kérékou durch und leitete innerhalb kürzester Zeit einen Wandel zu marktwirtschaftlichen und demokratischen Strukturen ein, musste jedoch nach den Wahlen 1996 seine Macht an Kérékou, der als Kandidat des Parteienbündnisses »Unsere gemeinsame Sache« antrat, wieder abgeben. Kérékou, seit 1998 auch Regierungschef, wurde bei den Wahlen im März 2001 im Amt bestätigt.
 
 
D. Ronen: Dahomey. Between tradition and modernity (Ithaca, N. Y., 1975);
 A. C. Mondjannagni: Campagnes et villes au sud de la République Populaire du Bénin (Den Haag 1977);
 R. Cornevin: La République Populaire du Bénin (Paris 1981);
 P. Manning: Slavery, colonialism and economic growth in Dahomey, 1640-1960 (New York 1982);
 G. Elwert: Bauern u. Staat in Westafrika. Die Verflechtung sozioökonom. Sektoren am Beispiel B. (1983);
 
Hb. der Dritten Welt, hg. v. D. Nohlen u. F. Nuscheler, Bd. 4: Westafrika u. Zentralafrika (31993).
 
Hier finden Sie in Überblicksartikeln weiterführende Informationen:
 
 
westafrikanische Militärstaaten (17. bis 19. Jahrhundert): Lohn der Gewalt
 
Dahome: Der Königshof
 
III
Benin,
 
3008919
 
Name von geographischen Objekten:
 
 1) Benin, Fluss im Süden von Nigeria, entsteht 50 km südlich von Benin City durch den Zusammenfluss von Ethiope und Jamieson, 100 km lang, mündet in die Bucht von Benin; ab Sapele schiffbar.
 
 2) Bẹnin City [- 'sɪtɪ], Stadt in Südnigeria, im von Ölpalmen durchsetzten tropischen Regenwald, 207 200 Einwohner; Verwaltungssitz des Bundesstaates Edo (früher Bendel), Sitz eines katholischen Bischofs; Universität (1970 gegründet), Museum der Beninkunst. Im Viertel der Bronzegießer wird die alte Gusstechnik weiter praktiziert. Ölmühle, Brauerei, Reifenfabrik, Elektrodenwerk; Holz- und Kautschukhandel; Flugplatz.
 
 3) Bucht von Benin, Meeresbucht im Golf von Guinea, Atlantischer Ozean, zwischen den Mündungen von Volta und Niger gelegen.
 

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Be|nin; -s: Staat in Afrika (früher Dahome[y]).

Universal-Lexikon. 2012.