herausfinden; ausmachen; feststellen; (einer Sache) auf die Spur kommen; erkennen; ermitteln; eruieren; ausfindig machen; identifizieren; entdecken; aufklären; aufdecken; festmachen; auf die Schliche kommen (umgangssprachlich); detektieren; wahrnehmen; erblicken
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se|hen ['ze:ən], sieht, sah, gesehen:1.
a) <itr.; hat mit dem Auge wahrnehmen, erfassen:
gut, schlecht, scharf sehen; er sieht nur noch auf, mit einem Auge.
b) <tr.; hat; 2. Partizip nach Infinitiv meist: sehen> als vorhanden feststellen:
man hat ihn zum letzten Mal in der Bahn gesehen; wir haben die Leute auf dem Feld, bei der Arbeit gesehen; er hat ihn schon in der Ferne kommen sehen.
Syn.: ↑ ausmachen, ↑ bemerken, ↑ beobachten, ↑ entdecken, ↑ erblicken, gewahr werden (geh.), ↑ sichten, ↑ wahrnehmen, zu Gesicht bekommen.
c) <tr.; hat sich mit Interesse, Aufmerksamkeit betrachten, ansehen:
haben Sie den Film schon gesehen?; diesen Picasso würde ich gerne mal im Original sehen; lass sehen, was du da hast.
Syn.: (sich) ↑ angucken (ugs.), (sich) ↑ anschauen (bes. südd., österr., schweiz.), (sich) ↑ ansehen, ↑ besichtigen, in Augenschein nehmen.
Zus.: hersehen, hinsehen, nachsehen, wegsehen, zusehen.
2. <itr.; hat ein bestimmtes Verhalten o. Ä. [bei jmdm.] wahrnehmen, erleben:
wir haben den Kollegen noch nie so lustig gesehen wie bei der Feier gestern; noch nie haben wir eine so große Begeisterung gesehen.
3. <tr.; hat (in bestimmter Weise) beurteilen:
er sieht alles sehr negativ; du musst die Verhältnisse nüchtern sehen.
4. <itr.; hat den Blick auf einen bestimmten Punkt, in eine bestimmte Richtung o. Ä. lenken:
aus dem Fenster sehen; aus Verlegenheit zu Boden sehen; nach der Uhr, zum Himmel sehen.
5. <itr.; hat als Ergebnis, Tatsache o. Ä. feststellen:
ich sehe, aus dieser Sache wird nichts; er wird sehen, dass er so nicht weiterkommt; wie ich sehe, ist hier alles in Ordnung.
Syn.: ↑ begreifen, ↑ bemerken, ↑ einsehen, ↑ erkennen, ↑ feststellen, ↑ kapieren (ugs.), ↑ merken, ↑ mitbekommen, ↑ realisieren, ↑ registrieren, sich klar werden über, ↑ verstehen.
6. <itr.; hat nach Möglichkeiten suchen, festzustellen suchen:
ich will sehen, was sich [in dieser Angelegenheit] machen lässt; er soll sehen, ob es einen Ausweg gibt.
7. <tr.; hat erkennen, erfassen:
das Wesen, den Kern einer Sache sehen; er sieht nicht die Zusammenhänge.
8. <itr.; hat sich sorgend jmds., einer Sache annehmen:
nach den Kindern, dem Kranken sehen; solange du verreist bist, werde ich nach deinen Blumen sehen.
• schauen/sehen
Das Verb schauen wird landschaftlich, besonders süddeutsch und österreichisch, anstelle von »sehen« gebraucht; es drückt aber dann immer das bewusste Hinsehen auf etwas aus:
– Ich schaute (statt: sah) auf die Uhr.
– Schau einmal dorthin!
– Du musst mir schon in die Augen schauen.
Im Sinne von mit den Augen wahrnehmen wird jedoch nur sehen verwendet:
– Ich habe deine Schwester gesehen.
Entsprechendes gilt für die Zusammensetzungen »anschauen«, »nachschauen«, »herüberschauen«, »zuschauen« usw., während »ausschauen« süddeutsch und österreichisch allgemein für »aussehen« steht:
– Du schaust heute schlecht aus.
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se|hen 〈V. 235; hat〉
I 〈V. tr.〉 jmdn. od. etwas \sehen
1. mit dem Gesichtssinn wahrnehmen, unterscheiden
2. entdecken, bemerken
3. erblicken, erschauen
4. erkennen
5. erleben
6. 〈umg.〉 versuchen, sich bemühen
● siehe dies! 〈Abk.: s.d.〉 (in Büchern Verweis auf eine andere Stelle) ● ich kann darin keine beleidigende Absicht \sehen 〈fig.〉; es gibt dort nichts Besonderes zu \sehen; ich sehe die Dinge, wie sie sind 〈fig.〉 ich beurteile alles klar, nüchtern; hast du den Film, das Theaterstück schon gesehen?; du siehst Gespenster 〈fig.〉 deine Angst ist unbegründet; siehe Seite ... (Verweis in Büchern); er sieht seinen Weg vor sich 〈fig.〉 er hat eine klare Vorstellung von seiner berufl. Zukunft; er will die Welt \sehen; er hat einmal bessere Zeiten gesehen 〈fig.〉 früher lebte er in besseren Verhältnissen ● das habe ich kommen \sehen 〈fig.〉 erwartet; ich habe ihn kommen \sehen; ich kann ihn nicht mehr \sehen! 〈fig.〉 nicht mehr leiden, ausstehen; etwas \sehen lassen zur Schau stellen, zeigen; lassen Sie einmal \sehen! zeigen Sie es mir; er hat sich bei mir lange nicht \sehen lassen er war lange nicht bei mir; lass dich ja nicht mehr \sehen! 〈fig.〉 komm nie wieder!, ich will nichts mehr mit dir zu tun haben!; 〈aber〉 \sehen lassen = sehenlassen; ich möchte doch \sehen, ob er es wagt; den möchte ich \sehen, der das in dieser kurzen Zeit schafft! in dieser kurzen Zeit ist das unmöglich zu schaffen; wir werden ja, 〈od.〉 schon \sehen (ausweichende Antwort) lass uns abwarten, die Zeit wird es bringen; du wirst schon \sehen, wohin dich dein Leichtsinn führt!; wir wollen \sehen lass uns abwarten; ich will \sehen, ob ich es besorgen kann ich will es versuchen ● ich kann das gegenüberliegende Ufer deutlich, gut, kaum, nur verschwommen \sehen; plötzlich sah er alles doppelt (bei Trunkenheit); die Dinge falsch, verzerrt \sehen 〈fig.〉 falsch beurteilen; ich habe ihn gestern nur flüchtig gesehen; wir \sehen ihn gelegentlich, gern, häufig, oft, selten bei uns (als Gast); er sieht es nicht gern, wenn ... 〈fig.〉 er möchte nicht, dass ..., er mag es nicht, wenn ...; ich habe ihn selten so niedergedrückt gesehen ● siehe auch ... 〈Abk.: s. a.〉 (Verweis in Büchern); jmdn., Gäste bei sich \sehen empfangen; Sie \sehen daraus, dass ... Sie erkennen daraus; ich sehe darin nichts Böses; sieh, dass du bald wiederkommst! versuche bald wiederzukommen!; er sieht alles im hellsten, rosigsten Licht 〈fig.〉 er ist Optimist; ich habe dich gestern im Theater gesehen; das muss man im Zusammenhang \sehen 〈fig.〉 beurteilen; mit Schrecken, Staunen, Überraschung musste er \sehen, dass ... 〈fig.〉 erkennen, feststellen; jmdn. od. etwas von weitem \sehen; man konnte das Feuerwerk vom Fenster aus \sehen; wir kennen uns vom Sehen nur flüchtig; ich sehe ihn (noch) deutlich vor mir (in der Erinnerung); es ist nichts (mehr davon) zu \sehen; ich freue mich, Sie zu \sehen (Begrüßungsformel) ● wann hast du ihn zuletzt gesehen?; wie \sehen Sie die politische Lage? 〈fig.〉 wie beurteilen Sie die pol. Lage?; wo hast du ihn gesehen? ● gesehen (als Vermerk auf Akten); stets gern gesehen sein willkommen sein; →a. gern; hat man so etwas schon gesehen! (Ausruf des Erstaunens)
II 〈V. refl.〉 sich \sehen sich treffen ● ich sehe mich gezwungen, veranlasst ...; wir \sehen uns betrogen, enttäuscht, getäuscht, übergangen, verletzt 〈fig.〉; leider \sehen wir uns gezwungen, Ihnen Folgendes mitzuteilen
III 〈V. intr.〉 etwas wahrnehmen, erkennen, begreifen können ● siehst du (wohl)! 〈triumphierend〉 ich hatte doch Recht! ● wer nicht \sehen will, dem hilft keine Brille 〈Sprichw.〉 ● jmdm. ähnlich \sehen ihm gleichen; das sieht ihm ähnlich 〈fig.; umg.〉 diese Handlungsweise ist bezeichnend für ihn; gut, scharf, schlecht, weit \sehen; man kann keine drei Schritt weit \sehen (vor Dunkelheit, Nebel) ● auf etwas \sehen 〈fig.〉 darauf achten, bedacht sein; auf jmdn. \sehen 〈fig.; regional〉 aufpassen, sich um ihn, sie kümmern; er sollte mehr auf sich selbst \sehen 〈fig.〉 auf sich achten, für sich sorgen; aufs Geld \sehen 〈fig.; umg.〉 sparsam, geizig sein; bitte sieh auf das Kind!; sie sieht nicht auf den Preis 〈fig.〉 sie kümmert sich nicht darum; das Haus sieht auf die See 〈fig.〉 hat den Blick auf die See, liegt unmittelbar an der See; sie sieht stets auf ihren Vorteil 〈fig.〉 sie ist darauf bedacht; ich kann kaum, nicht aus den Augen \sehen bin benommen vor Müdigkeit; aus dem Fenster \sehen; sieh da! (Ausruf des Erkennens, Erstaunens); durch die Brille, ein Fernglas, die Lupe, das Mikroskop \sehen; er sah ihr tief in die Augen; sie kann beruhigt in die Zukunft \sehen ihre Zukunft ist gesichert; weder links noch rechts \sehen starr geradeaus blicken; das Zimmer sieht nach dem Garten seine Fenster liegen auf der Gartenseite; nach der Uhr \sehen; siehe oben 〈Abk.: s. o.〉 vergleiche (als Verweis in Büchern); sehe ich recht? (Ausruf der Überraschung); siehe unten 〈Abk.: s. u.〉 vergleiche; von seinem Standpunkt aus gesehen, ist es richtig; wie Sie \sehen, hat sich manches verändert; wie man sieht, hat die Mahnung doch etwas genützt; prüfend zum Himmel \sehen ● sie rennt mit \sehenden Augen in ihr Unglück 〈fig.; umg.〉; jmdn. \sehend machen ihm das Augenlicht wiedergeben; 〈fig.〉 ihm die Hintergründe einer Sache, jmds. wahre Absichten mitteilen; und hast du nicht gesehen, war er fort im Nu, sehr schnell; menschlich gesehen, ist seine Verfehlung verständlich; auf die Dauer gesehen, ist das keine Lösung
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se|hen <st. V.; hat [mhd. sehen, ahd. sehan, eigtl. = (mit den Augen) verfolgen (verw. mit lat. sequi = folgen), wahrsch. liegt ein altes Wort der Jägersprache zugrunde, das sich auf den verfolgenden u. spürenden Hund bezog]:
1. mit dem Gesichtssinn, mit den Augen optische Eindrücke wahrnehmen:
gut, schlecht, scharf, weit s.;
er kann wieder sehen (ist nicht mehr blind);
sie sieht nur noch auf/mit einem Auge.
2.
a) den Blick irgendwohin richten, gerichtet halten; blicken [um etw. festzustellen, zu ermitteln]:
auf den Bildschirm s.;
aus dem Fenster s.;
in die Sonne s.;
jmdm. [fest, tief] in die Augen s.;
nach oben, unten, vorn, hinten, links, rechts s.;
nach der Uhr s.;
zum Himmel s.;
nach rückwärts s.;
b) Aufmerksamkeit, Interesse, Erwartung auf jmdn., auf etw. richten od. gerichtet halten:
alles sah auf den kommenden Präsidenten.
3. aus etw. ragen u. zu sehen sein; hervorsehen:
das Boot sah nur ein Stück aus dem Wasser.
4. eine Lage mit Blick in eine bestimmte Richtung haben:
die Fenster sehen auf den Garten/nach dem Garten, zur Straße.
5.
a) erblicken, bemerken [können], als vorhanden feststellen [können]:
jmdn. oft, schon von Weitem, vom Fenster aus s.;
es war so neblig, dass man die Hand nicht vor den Augen sah;
jmdn., etw. [nicht] zu s. bekommen;
die Berge waren kaum, nur verschwommen zu s.;
ich habe sie davonlaufen sehen/(selten:) gesehen;
von jmdm., etw. ist nichts zu s. (jmd., etw. ist nicht da);
sich am Fenster s. lassen (zeigen);
wann sehen wir uns (wann treffen wir uns, wann kommen wir zusammen)?;
wir sehen sie häufig bei uns [zu Besuch] (geh.; sie ist oft bei uns zu Besuch);
überall gern gesehen (willkommen) sein;
gesehen (zur Kenntnis genommen; Vermerk auf Schriftstücken, Akten);
den möchte ich s. (den gibt es nicht), der das kann!;
(Verweise in Texten:) siehe (Abk.: s. ) Seite 99, beiliegenden Prospekt, oben, unten;
☆ etw. gern s. (etw. mögen: meine Eltern sehen diese Freundschaft nicht gern);
gern gesehen werden/sein (auf Zustimmung stoßen: so etwas wird/ist hier nicht gern gesehen);
jmdn., etw. nicht mehr s. können (ugs.; jmds., einer Sache überdrüssig sein: ich kann ihn, das Kleid nicht mehr s.);
[und] hast du nicht gesehen (ugs.; unversehens: [und] hast du nicht gesehen, war sie verschwunden);
sich [bei jmdm., irgendwo] s. lassen (ugs.; bei jmdm., irgendwo erscheinen, einen Besuch machen: bei meiner Schwester, in der Kneipe kann ich mich seitdem nicht mehr s. lassen);
<subst.:> jmdn. vom Sehen kennen (jmdm. schon [öfter] begegnet sein, ihn aber nicht persönlich kennen: ich kenne sie nur vom Sehen);
b) sich (jmdn., etw.) deutlich, lebhaft vorstellen [können], sich (an jmdn., etw.) deutlich erinnern [können]:
ich sehe sie noch deutlich vor mir;
sie sah ihren Sohn schon als großen Künstler;
er sah sich schon als der neue Chef/(selten:) als den neuen Chef;
ich sehe [noch] kein baldiges Ende des Krieges (halte es nicht für wahrscheinlich);
c) nachsehen:
ich rufe erst mal an, um zu s. (festzustellen), ob sie überhaupt da ist;
es hat geklopft. Ich werde s., wer es ist.
6.
den Film habe ich [schon dreimal] gesehen;
den Sonnenuntergang hättest du s. sollen!;
ich habe ihn leider nie auf der Bühne, live gesehen;
das muss man gesehen haben! (das ist sehenswert);
von der Altstadt haben wir leider nicht viel zu s. gekriegt;
da gibt es nichts [Besonderes] zu s.;
lass [es] [mich] s. (zeige es mir)!;
b) <s. + sich> durch Sehen (6 a) in einen Zustand kommen:
sich [an etw.] satt, müde s.
7. erleben:
wir haben sie selten so fröhlich, so guter Laune gesehen;
hat man so etwas schon gesehen!;
sie hat schon bessere Zeiten, Tage gesehen (es ging ihr früher besser);
dieser Schrank hat auch schon bessere Zeiten gesehen (scherzh.; war einmal in einem besseren Zustand).
8.
von der einstigen Begeisterung war nichts mehr zu s.;
ich sehe schon, so ist das nicht zu machen;
da sieht mans wieder!;
siehst du [wohl]/(ugs.:) siehste (merkst du jetzt, dass ich recht habe; Äußerung, mit der jmd. darauf hinweist, dass sich eine Ansicht, Befürchtung, Hoffnung bestätigt hat);
ich möchte doch [einmal] s. (feststellen, herausfinden), ob er es wagt;
wir werden [ja, schon] s./wir wollen s. (warten wir ab, das wird sich dann schon herausstellen);
mal s. (ugs.; warten wir einmal ab), wie das Wetter morgen ist;
ihr werdet schon s. [was geschieht]!;
seht (ihr müsst wissen), das war folgendermaßen;
wir sahen unsere Erwartungen enttäuscht;
b) beurteilen, einschätzen:
alles falsch, verzerrt, negativ s.;
wir müssen die Lage ganz nüchtern s.;
die Dinge s., wie sie sind;
das dürfen Sie nicht so eng s.!;
so gesehen hat sie nicht ganz unrecht;
menschlich gesehen (in menschlicher Hinsicht) ist es ein großartiges Team;
auf die Dauer gesehen (für die Dauer) ist dies wohl die bessere Lösung;
R oder wie seh ich das? (ugs.; oder wie verhält es sich damit?; oder täusche ich mich?; nicht wahr?);
c) erkennen, erfassen:
das Wesen, den Kern einer Sache s.;
ich sehe nur allzu deutlich, wie es gemeint ist;
sie sieht in ihm nur den (betrachtet ihn nur als) Gegner;
daran lässt sich s. (ermessen), wie schwer sie sich tut;
[ich will] mal s., was sich tun lässt.
9.
a) [zu jmdm., etw. hingehen u.] sich um jmdn., etw. kümmern:
nach den Kindern s.;
sieh bitte mal nach den Kartoffeln auf dem Herd;
b) suchen, forschen, Ausschau halten:
nach neuen Möglichkeiten s. müssen.
10.
a) (auf etw.) besonders achten, besonderen Wert legen:
auf Ordnung, Sauberkeit s.;
er sieht nur auf seinen Vorteil, aufs Geld;
du solltest mehr auf dich selbst s.;
nicht auf den Preis s. (sich unabhängig vom Preis für od. gegen etw. entscheiden);
b) (landsch.) auf jmdn., etw. aufpassen; jmdn., etw. im Auge behalten:
bitte sieh auf das Kind.
11. sich darum kümmern, etw. Bestimmtes zu erreichen:
sieh, dass du bald fertig wirst;
sie soll [selbst] s., wie sie das Problem löst;
R man muss s., wo man bleibt (ugs.; man muss zusehen, dass man nicht zu kurz kommt);
jmd. soll/kann s., wo er bleibt (jmd. muss selbst für sich sorgen).
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I Sehen
[althochdeutsch sehan, eigentlich »mit den Augen verfolgen«], das Wahrnehmen der in optischen Reizen enthaltenen Information über die Umgebung, einschließlich der daraus folgenden Bedeutung für das Handeln, und zwar mittels eines besonderen visuellen Systems. Die Leistungsfähigkeit eines solchen Systems hängt primär von dessen Vermögen ab, die physikalischen Eigenschaften optischer Signale, wie Intensität und Wellenlänge, zu analysieren und als Helligkeit beziehungsweise Farbe den Objekten zuzuordnen, von denen sie ausgehen. Eine räumliche Zuordnung ermöglichen abbildende optische Systeme, indem sie realitätsgerechte Abbildungen von Objekten erzeugen, worunter zu verstehen ist, dass jeder Punkt eines Bildes in eindeutiger Weise einem bestimmten Bereich eines Objekts zugeordnet werden kann. Bei vielen Tieren und insbesondere beim Menschen erbringt diese Leistung neben anderen für das Sehen wichtigen Leistungen das Linsenauge (Auge). - Unter Sehen soll im Weiteren die Wahrnehmung mittels eines visuellen Systems verstanden werden, das als wesentliches Organ auch das Auge umfasst, mit besonderem Bezug auf den Menschen.
Das Sehen ist, auch bei einfach scheinenden Wahrnehmungsaufgaben, ein außerordentlich komplizierter Komplex von Informationsverarbeitungsprozessen, die von der vergleichsweise einfachen optischen Abbildung durch das dioptrische System des Auges über die Umwandlung der optischen Reize in Aktionspotenziale in der Netzhaut und die Weiterleitung der Erregung über den Sehnerv in die Großhirnrinde (visueller Cortex, Sehrinde) des Gehirns bis zu Bewusstseins- und Kognitionsprozessen reichen, zusätzlich kompliziert durch die paarige Anordnung der Augen und deren Kooperation beim Vorgang des Sehens. Infolgedessen reichen auch die Methoden, mit denen die visuelle Wahrnehmung erforscht wird, von den physikalischen und photochemischen über die sinnes- und neurophysiologischen bis zu denen der Gehirnforschung und Psychologie sowie Informationstheorie und Informatik; Letztere steuern Modelle für die Prozesse der Wahrnehmung bei, während sie ihrerseits von physiologischen Erkenntnissen für den Entwurf neuer Strukturen profitieren. Wichtig ist dabei, dass der handlungsbezogene Prozess des »Verstehens« und Erkennens bereits in den Nervenzellen des Auges beginnt. Während die physikalischen sowie sinnes- und neurophysiologischen Vorgänge bei der visuellen Wahrnehmung weitgehend aufgeklärt sind und bis in den visuellen Cortex verfolgt werden können, ist deren Umsetzung in Handlungsabläufe und Prozesse des Bewusstwerdens, des Erkennens und Verstehens noch weitgehend unverstanden.
Der Begriff des Sehens beinhaltet eine Vielzahl verschiedener Wahrnehmungsweisen, für die die Umgangssprache eigene Bezeichnungen geprägt hat, wie »Schauen«, »Blicken«, »Betrachten« und »Beobachten«. Sehen ist grundsätzlich nicht nur das bloße fotografische Registrieren, sondern vielmehr ein mehr oder weniger aktives »Abtasten« der visuellen Umwelt, bei dem insbesondere die Augen- und Kopfbewegungen eine wichtige Rolle spielen. Dem entspricht, dass die beiden elementaren Empfindungsqualitäten des Sehens, Hell-Dunkel- sowie Farbkontraste, bereits nach wenigen Sekunden verblassen, wenn ein Bild mithilfe eines geeigneten optischen Systems so auf der Netzhaut fixiert wird, dass es ständig auf dieselbe Stelle fällt. Es verschwinden dann Farben und Konturen, sodass wirklich visuell nichts mehr wahrgenommen wird. Man kann einen solchen Effekt näherungsweise selbst herbeiführen, indem man versucht, gänzlich ohne Augen- und Kopfbewegung zu blicken: Wenn die Immobilität des Blicks gelingt, entsteht der verwirrende Eindruck, dass das Bild vor den Augen zerfließt.
Anfängliche Versuche zur Aufklärung des Sehens gingen von der Vorstellung aus, der ganze Vorgang lasse sich in einzelne, relativ einfache Teile zerlegen, die getrennt untersucht und dann zur Erklärung des Gesamtkomplexes zusammengesetzt werden könnten. Man gelangte so zwar zum Verständnis wichtiger Elementarprozesse wie Farbensehen, Bewegungssehen und Raumwahrnehmung, nicht jedoch zu einer Aufklärung der Einbettung des Sehvorgangs in handlungsbezogene, kognitive und motivationale Prozesse. Inzwischen herrscht die Überzeugung vor, dass der Sehvorgang, ebenso wie andere Formen der Wahrnehmung, nicht vom Gesamtkomplex handlungsbezogener Informationsverarbeitung zu trennen ist. Entsprechend finden in den Untersuchungen seit geraumer Zeit Beziehungen zwischen der visuellen Wahrnehmung und dem Handeln stärkere Berücksichtigung.
Das Auge erzeugt mittels seines dioptrischen Apparats - Hornhaut, Augenkammern, Iris, Linse und Glaskörper - auf der Netzhaut ein verkleinertes und umgekehrtes reelles Bild des betrachteten Gegenstands, der zwischen Nahpunkt und Fernpunkt liegen muss, um scharf abgebildet zu werden. Dass bereits das Auge mehr als bloß ein passiver Registrierapparat ist, zeigt sich darin, dass es sich auf verschiedene Qualitäten der in seinem Gesichtsfeld wahrgenommenen Gegenstände einstellen kann, und zwar durch Adaptation und die Pupillenreaktion auf Helligkeiten, durch die Akkommodation auf Entfernungen und durch die Augenbewegung mittels der äußeren Augenmuskeln (Blickmotorik) auf Winkelpositionen (links-rechts, oben-unten), gegebenenfalls unterstützt durch Kopf- und Körperbewegungen. Pupillenreaktion, Akkommodation sowie Augen-, Kopf- und Körperbewegung können, in unterschiedlichem Grad, sowohl außengesteuert, d. h. durch äußere Reize bedingt, erfolgen als auch innengesteuert, und hier sowohl willkürlich als auch unwillkürlich (z. B. aufgrund von Intentionen oder von Befindlichkeiten). Dabei gibt es offenbar eine Verschränkung motorischer und sensorischer Mechanismen, und es scheint klar, dass es eine Verrechnung zwischen efferenten motorischen Kommandos z. B. für die Augen- und Kopfbewegungen mit afferenten visuellen Signalen aus der Netzhaut geben muss, bei der je nach Umständen auch andere Sinne, z. B. der Hörsinn und, durch Propriorezeptoren, die Tiefensensibilität, mitwirken können. Für die gemeinsame Bewegung beider Augen kann man prinzipiell drei verschiedene Programme unterscheiden: konjugierte Bewegungen, d. h. gleichsinnige, z. B. nach links oder oben; Vergenzbewegungen, d. h. gegensinnige, bei denen sich der Winkel ändert, unter dem die Sehachsen der beiden Augen sich schneiden, wenn die Fixierung von fernen Gegenständen auf nahe wechselt (Konvergenz) und umgekehrt (Divergenz); zyklorotatorische Bewegungen treten bei seitlicher Neigung des Kopfes auf. Je nach Erfordernis werden diese Programme und die entsprechenden Bewegungen auch kombiniert. Die Vergenzbewegungen sind normalerweise (nicht z. B. beim willkürlichen Schielen) mit der Akkommodation verkoppelt. Bei den konjugierten Augenbewegungen lassen sich nach der Art des Bewegungsablaufs v. a. gleitende, eher langsame Augenfolgebewegungen von raschen Rucken (Saccaden) unterscheiden, die von einem Fixationspunkt zum nächsten gehen, mit Fixationsdauern zwischen etwa 0,15 und 2 Sekunden. Die Schrittweite der Saccaden reicht von wenigen Winkelminuten (Mikrosaccaden) bis zu vielen Grad, die entsprechende Geschwindigkeit von etwa 200 bis zu etwa 600 Grad je Sekunde. Aber auch in den Fixationspunkten stehen die Augen nicht wirklich still, sondern bewegen sich ständig um wenige Winkelminuten (Augentremor). Beim freien Umherblicken in einer vielgestaltig strukturierten Umgebung treten alle Arten von Augenbewegung, einschließlich der Vergenzbewegungen, auf. Die Blickmotorik von Augen und Kopf spielt nicht nur bei der Wahrnehmung von Konturen, Hell-Dunkel- und Farbkonstrasten eine wichtige Rolle, sondern auch beim Erkennen von Bewegungen und räumlicher Tiefe. Dass sowohl durch tatsächliche Bewegungen der betrachteten Gegenstände als auch durch die Körper- und Augenbewegungen des Betrachters die Bilder auf der Netzhaut verschoben werden, lässt die Konstanzphänomene bei der visuellen Wahrnehmung umso bemerkenswerter scheinen.
Die Verarbeitung der Information, die in den auf den Augenhintergrund projizierten Bildern enthalten ist, beginnt bereits in den durch synaptischen Kontakte miteinander vernetzten Schichten der Netzhautnerven, ausgelöst durch die Absorption von Lichtquanten (Photonen) durch die Sehfarbstoffe der Photorezeptoren. Von den Photorezeptoren, den eigentlichen Lichtsinneszellen, gibt es zwei Arten, die als Zapfen und als Stäbchen bezeichnet werden und die zusammen die in Richtung des Lichteinfalls unterste Schicht der Netzhautnerven bilden. In den darüber liegenden Schichten der Netzhaut folgen zunächst die Horizontalzellen, die Bipolarzellen und die Amakrine. Die oberste Schicht bilden die Ganglienzellen, deren Axone (beim Menschen etwa 1 Mio.) innerhalb der Netzhaut zur Papille (blinder Fleck) ziehen und an dieser Stelle als Sehnerv aus dem Auge treten; sie übertragen über zentrale Schaltstellen die visuelle Information in das Gehirn. Der Sehnerv des linken und der des rechten Auges vereinigen sich an der Schädelbasis zur Sehnervenkreuzung (Chiasma opticum), von wo die aus den nasenseitigen Netzhauthälften stammenden Nervenfasern zur Gegenseite des Kopfes kreuzen. Die aus den schläfenseitigen Netzhauthälften stammenden Nervenfasern bleiben auf der Seite des jeweiligen Auges und verlaufen zusammen mit den Fasern aus der nasenseitigen Hälfte des jeweils anderen Auges zu den ersten zentralen Schaltstellen der Sehbahn, dem rechten beziehungsweise linken Kniekörper (Corpus geniculatum laterale), sodass die Information aus der rechten Gesichtsfeldhälfte über den linken Kniekörper läuft, die aus der linken Gesichtsfeldhälfte über den rechten. Die Axone der Kniekörperzellen bilden den letzten Teil der Sehbahn. Sie verlaufen, als »Sehstrahlung« bezeichnet, auf der Seite des jeweiligen Kniekörpers zum primären visuellen Cortex (primäre Sehrinde) im Hinterhauptlappen der entsprechenden Hemisphäre des Gehirns.
Eine Netzhautganglienzelle ist in der Regel mit mehreren Bipolarzellen verbunden und über diese direkt oder, mittels der Amakrinen und Horizontalzellen, indirekt mit einer größeren Zahl von Rezeptorzellen. Der hierdurch zustande kommenden Signalkonvergenz auf die Ganglienzellen entspricht deren (im Vergleich mit der Zahl der Rezeptorzellen) geringe Zahl (Verhältnis etwa 1 : 125). Dennoch gibt es im Nervennetz der Netzhaut auch Signaldivergenz, d. h. Verbindungen je einer Rezeptorzelle mit mehreren Bipolarzellen. Signalkonvergenz und -divergenz bilden die Grundlage der so genannten rezeptiven Felder der Netzhautganglienzellen, d. h. solcher Bereiche der Netzhaut, von denen aus durch geeignete visuelle Reizung einer Ganglienzelle erregt oder gehemmt werden kann. Ein wichtiges Prinzip ist dabei das der lateralen Inhibition (Hemmung), d. h. die Ausbildung einer Hemmzone um eine maximal erregte Nervenzelle. Entsprechende, zum Teil komplexer organisierte rezeptive Felder gibt es bis in den visuellen Cortex, der im Übrigen eine (nichtlineare) Punkt-zu-Punkt-Beziehung mit der Netzhaut hat. Rezeptive Felder und laterale Inhibition sind wichtige Grundlagen des Wahrnehmens von Simultankontrasten, d. h. von Hell-Dunkel- und Farbgrenzen. Auf der Wahrnehmung von Kontrasten beruht u. a. die Korrektion der (ziemlich großen) Abbildungsfehler des dioptrischen Apparats des Auges und insbesondere auf der von Farbkontrasten die Gegenfarbentheorie des Farbensehens. Auch das Erkennen einfacher Strukturen, ihrer Orientierung und Bewegung ist eng hiermit verbunden. Die Fusion der beiden mit zwei Augen aufgenommenen, aufgrund der verschiedenen Augenposition geringfügig unterschiedliche Bilder, d. h. deren Verschaltung zu einer einheitlichen Wahrnehmung, auf der das binokulare räumliche Sehen beruht, geschieht erst im visuellen Cortex, dessen beide Teile durch Axone miteinander verbunden sind.
Das Sehen ist Gegenstand der Psychologie mit Bezug auf die Gesamtleistungen, die sich aus dem Zusammenwirken von Vorgängen der visuellen Informationsverarbeitung im Gehirn ergeben. Das betrifft das subjektive Abbild der Realität in der visuellen Wahrnehmung und Leistungen der aktiven Orientierung in der Umgebung im Dienste der Handlungsorganisation, unter Einschluss der Bewegungskoordination. Mit dieser Ausrichtung setzt die Psychologie u. a. den Maßstab für die Integration von Einzelbefunden, die beim Studium der Hirntätigkeit am neuralen Substrat erhoben werden, und sie schafft Grundlagen für praktische Anwendungen etwa bei der Gestaltung von Arbeitsprozessen, z. B. im Mensch-Computer-Verbund. Ein Ausgangspunkt für die Formulierung psychologischer Gesetzmäßigkeiten sind Beschreibungen des Gesehenen bezogen auf die auslösenden Reizbedingungen am Sehorgan, die in Form von Messungen präzisierbar sind. Einfache Illustrationen hierfür liefern optische Täuschungen. Für eine Reihe von ihnen gibt es Belege dafür, dass sie durch Mechanismen bedingt sind, die im Normalfall gerade für realitätsgerechte Wahrnehmung sorgen (z. B. perspektiv. Täuschungen). Generell gilt, dass die visuelle Wahrnehmung durch den Reizkontext beeinflusst wird. Ein helles Objekt sieht z. B. vor schwarzem Hintergrund heller aus als vor grauem (Flächenkontrast); die gleiche Strecke erscheint zwischen nach außen zeigenden Winkeln länger als zwischen nach innen zeigenden (Müller-Lyer-Täuschung).
Ausgehend von angemessenen Phänomenbeschreibungen sind unter Einbeziehung weiterer (z. B. zeitlicher) Charakteristika Theorien der räumlichen Wahrnehmung konstruiert worden. Weit ausgebaute Theorieansätze existieren für Teilgebiete, etwa im Bereich der Farbwahrnehmung. Für Farben wurden nicht nur Metriken der subjektiven Ähnlichkeit bestimmt, sondern es wurde darüber hinaus eine weitgehende Deckung zwischen Eigenschaften, die aus psychologischen Beobachtungen abgeleitet sind, und Stufen der Reizverarbeitung im Auge sowie in nachgeordneten Hirnzentren erreicht. Besondere Bedeutung als Exerzierfelder für umfassende Theorieansätze erlangten Figural- und Bewegungswahrnehmung. Wesentliche historische Beiträge leistete die Gestaltpsychologie, die die Ganzheitlichkeit der Wahrnehmung in den Mittelpunkt rückte. Gängigstes Beispiel ist die Wahrnehmung einer Melodie, die mehr ist als die »Summe ihrer Teile« (die enthaltenen Töne) und deren Gestaltqualität - eben als Melodie - bei Tonartänderung erhalten bleibt. Im gleichen Sinne wurden visuelle Strukturen von der Gestaltpsychologie als Gestalten betrachtet und von M. Wertheimer zur Formulierung von Gliederungsgesetzen (Gestaltgesetze) benutzt. Als übergeordnete Regel gilt das Prägnanzprinzip oder »Gesetz der guten Gestalt«, wonach unter verschiedenen Gliederungsmöglichkeiten immer die jeweils einfachste bevorzugt wird. Für komplexe Figuren wurde diese Beschreibung durch den modernen Ansatz der strukturellen Informationstheorie präzisiert, der das Prägnanzprinzip als Minimalisierung des strukturellen Informationsgehalts beschreibt. Großen Einfluss auf die Entwicklung der modernen Wahrnehmungsforschung hatte James Jerome Gibsons Entdeckung von Reizeigenschaften höherer Ordnung in der visuell zugänglichen Umgebung, an die das Sehen phylogenetisch angepasst ist. Beispiele sind stetige Texturveränderungen im retinalen Abbild in Abhängigkeit vom Abstand zugehöriger Umgebungsbereiche vom Beobachter und Unstetigkeiten, die das Aneinanderstoßen unterschiedlich geneigter Flächen anzeigen. Obwohl Gibsons Annahme einer nicht durch Verarbeitungsstufen vermittelten »direkten« Wahrnehmung in ihrer ursprünglichen Form sicher nicht zu halten ist, bestätigen neuronale Netzwerkmodelle die Vorstellung einer hochgradig parallelen Verarbeitung, innerhalb deren Invarianzeigenschaften der Umgebung (Konstanzphänomene) die Rolle von fundamentalen Bindungen (englisch constraints) spielen. In der aktuellen Forschung, in der Probleme der zeitlichen und räumlichen Dynamik dominieren, wird grob zwischen raschen, hochgradig automatisierten Primärvorgängen und hierauf aufbauenden langsameren, stark kognitiv-zielorientierten Prozessen unterschieden. Zu den erstgenannten gehören Vorgänge der Entstehung von Wahrnehmungen im engeren Sinn (Aktualgenese) und auf früher Stufe wirkende Kanalisierungen der Verarbeitung durch vorangegangene Aktivierung (Priming). Zum zweiten Bereich sind Erkennungsvorgänge zu rechnen, die den Kontakt zu begrifflichem Wissen und langfristig gespeicherten Charakteristiken von Handlungsanforderungen herstellen. Wie Analysen aufgrund von Zeitmessungen zeigen, sind Letztere oft mehrstufig und schließen Kaskaden von Such- und Entscheidungsschritten ein. Zwischen diesen Zeitebenen liegen Suchvorgänge der visuellen Aufmerksamkeit, die uns z. B. das Auffinden von Objekten mit bekannten Eigenschaften in der Umgebung ermöglichen. Obwohl seit Beginn der experimentalpsychologischen Forschung im 19. Jahrhundert intensiv betrieben, gibt die psychologische Erforschung des Sehens noch viele Rätsel auf und ist voller Probleme, deren Bearbeitung noch weitgehend am Anfang steht. Hierzu gehört die schon von G. T. Fechner 1860 aufgeworfene, heute wieder hochaktuelle Frage, wann Wahrnehmungsvorgänge von bewussten Eindrücken begleitet sind und wann nicht, oder der scheinbare Widerspruch zwischen extrem genauer zeitlicher Koordination von Teilleistungen des Sehens und »Verrauschtheit« messbarer neuronaler Signale, dessen Auflösung von Erkenntnissen über die chaotische Dynamik neuronaler Netze erhofft wird. Eine Quelle neuer Probleme und Denkanstöße stellt der Nachweis getrennter neuraler Trägerschaft für bisher als zusammengehörig betrachtete Teilvorgänge dar, z. B. der zuerst durch Befunde der Neuropsychologie nahegelegte Sachverhalt, dass bei der Steuerung willkürmotorischer Vorgänge andere Information als die in der visuellen Wahrnehmung bewusst werdende genutzt wird.
Weitere Informationen zu diesem Thema finden Sie v. a. auch in den folgenden Artikeln:
Auge · Gehirn · Nervengewebe · optische Täuschungen · Psychophysik · Sinnesfunktionen · Sinnesorgane · stereoskopisches Sehen · stroboskopisches Sehen · Wahrnehmung
I. Rock: Wahrnehmung. Vom visuellen Reiz zum S. u. Erkennen (a. d. Engl., 1985);
Grundr. der Neurophysiologie, hg. v. Robert F. Schmidt (61987);
Wahrnehmung u. visuelles System, Einf. v. M. Ritter (21987);
R. Guski: Wahrnehmung. Eine Einf. in die Psychologie der menschl. Informationsaufnahme (1989);
D. H. Hubel: Auge u. Gehirn. Neurobiologie des S. (a. d. Amerikan., 21990);
V. Bruce u. a.: Visual perception (Hove 31996);
E. B. Goldstein: Wahrnehmungspsychologie. Eine Einf. (a. d. Amerikan., 1997).
Hier finden Sie in Überblicksartikeln weiterführende Informationen:
Wahrnehmungen sind Konstanzleistungen
Sehen: Die Umgebung wird im Auge abgebildet
Augen und Gehirn
Farbensehen beim Menschen
Sehen,
eine Leistung des Lichtsinns. Dieser zeichnet sich durch die Fähigkeit aus, dass sich Organismen mithilfe der meist im Kopf lokalisierten Lichtsinnesorgane (Augen) in der Umwelt orientieren können.
Die Augen des Menschen können elektromagnetische Schwingungen im Wellenlängenbereich von 400-700 nm als Licht wahrnehmen. Auf der lichtempfindlichen Netzhaut (Retina) des Auges entwirft der aus Hornhaut, Augenkammerwasser, Linse und Glaskörper bestehende lichtbrechende Apparat (dioptrischer Apparat) ein auf dem Kopf stehendes, seitenverkehrtes Bild. Dieses wird durch die Lichtsinneszellen (Sehzellen), die als zentral angeordnete Zapfen (für Tages- und Farbensehen) und als lichtempfindlichere Stäbchen (für das Dämmerungssehen) in der Netzhaut liegen, mithilfe von Farbstoffen (Sehpurpur, Rhodopsin) in Nervenimpulse umgewandelt. Noch in der Netzhaut findet über nervöse Querverknüpfungen eine Informationsverarbeitung statt. Über den Sehnerv werden die Nervenimpulse zum Sehzentrum der Großhirnrinde weitergeleitet, wo die Sehwahrnehmung erfolgt.
Die Menge des einfallenden Lichts kann von der Regenbogenhaut (Iris) durch Verkleinern oder Vergrößern der Pupille und durch Vorgänge innerhalb der Netzhaut gesteuert werden (Adaptation).
Die scharfe Einstellung des Auges auf verschiedene Entfernungen erfolgt durch Veränderung der Linsenkrümmung (Akkommodation). Auf der Netzhaut ist der Ort des schärfsten Sehens die Sehgrube, die ausschließlich Zapfen trägt. Sie liegt im gelben Fleck. An der Austrittsstelle des Sehnervs, dem blinden Fleck, ist kein Sehen möglich.
Bis auf die durchsichtige Hornhaut (Cornea) vorn wird der Augapfel von einer derben Lederhaut (Sclera) umhüllt. Zwischen ihr und der Netzhaut befindet sich die gut durchblutete Aderhaut (Chorioidea), die eine pigmentreiche Bindegewebslage besitzt.
* * *
se|hen <st. V.; hat [mhd. sehen, ahd. sehan, eigtl. = (mit den Augen) verfolgen (verw. mit lat. sequi = folgen), wahrsch. liegt ein altes Wort der Jägersprache zugrunde, das sich auf den verfolgenden u. spürenden Hund bezog]: 1. mit dem Gesichtssinn, mit den Augen optische Eindrücke wahrnehmen: gut, schlecht, scharf, weit s.; sehe ich recht? (Ausruf der Überraschung); er kann wieder sehen (ist nicht mehr blind); sie sieht nur noch auf/mit einem Auge; *jmdn. sehend machen (geh.; jmd. dazu bringen, die Wahrheit zu erkennen). 2. a) den Blick irgendwohin richten, gerichtet halten; blicken [um etw. festzustellen, zu ermitteln]: auf die Uhr, den Bildschirm s.; alle sahen gespannt, erwartungsvoll auf sie; aus dem Fenster s.; durchs Schlüsselloch, Fernrohr s.; durch die Brille, den Sucher s.; in alle Schubladen s.; in die Sonne, ins Licht s.; jmdm. [fest, tief] in die Augen s.; seine Augen sehen in die Ferne; nach der Uhr s.; nach oben, unten, vorn, hinten, links, rechts s.; zum Himmel s.; [nach] rückwärts s.; *sieh[e] da/(ugs. scherzh.:) sieh mal [einer] guck (Ausruf der Überraschung, des überraschten Erkennens): Sieh da, der Marquis trainiert solo (Th. Mann, Krull 393); Man wird älter, ist nicht mehr ganz jung und siehe da, die Zeit beschleunigt sich (K. Mann, Wendepunkt 335); sieh mal einer guck, das ist ja unser Freund Kalle!; b) <s. + sich> durch Sehen, Blicken, Ausschauhalten in einen bestimmten Zustand kommen: sie hat sich müde, matt [danach] gesehen; c) Aufmerksamkeit, Interesse, Erwartung auf jmdn., auf etw. richten od. gerichtet halten: alles sah auf den kommenden Präsidenten; hoffnungsvoll in die Zukunft s.; Ich finde, dass jeder erst mal auf sich selbst s. sollte, ehe er auf die Eisenbahner sieht (Freie Presse 22. 12. 89, 4); Es schien also auch Klavierlehrer zu geben, die mehr aufs Alltägliche sahen (Kempowski, Immer 198). 3. aus etw. ragen u. zu sehen sein; hervorsehen: das Boot sah nur ein Stück aus dem Wasser; diesen niedlichen Revolver ..., der ihm aus der Potasche sah (Schnurre, Ich 67). 4. eine Lage mit Blick in eine bestimmte Richtung haben: die Fenster sehen auf den Garten/nach dem Garten, zur Straße; die Küche sieht zum Hof, nach hinten raus, nach Osten. 5. a) erblicken, bemerken [können], als vorhanden feststellen [können]: jmdn. plötzlich, oft, den ganzen Tag, jeden Tag, schon von weitem, nur flüchtig, im Büro, vom Fenster aus s.; es war so neblig, dass man die Hand nicht vor den Augen sah; jmdn., etw. [nicht] zu s. bekommen; niemand war zu s.; die Berge waren kaum, nur verschwommen zu s.; aber der Pfad war frei von Gestrüpp und gut zu s. (Schnabel, Marmor 91); ... erzählt, es wären Schwarze vor uns. Das ist unangenehm, man kann sie schlecht s. (Remarque, Westen 148); hast du [es] gesehen? Er hat ihn gefoult!; Draußen auf der Straße (durch ein ... Fensterloch war es zu s.) flackerte ein Infanteriegefecht (Plievier, Stalingrad 314); Der war wohl vom Lande, tat halb, als ob er's nicht sieht, aber kuckte doch, wie die Sache ausgeht (Kempowski, Uns 82); von jmdm., etw. ist nichts zu s. (jmd., etw. ist nicht da); ich sehe es [un]deutlich, mit Staunen, verwundert; ich sehe alles doppelt; er wurde von mehreren Zeugen [am Tatort, beim Verlassen der Wohnung] gesehen; ich habe sie davonlaufen sehen/(selten:) gesehen; »Hör auf, Fanny«, flüsterte Sabina, als sie Lotta kommen sah (Thor [Übers.], Ich 41); den möchte ich s. (den gibt es nicht), der das kann!; Sogar Tobbe, der mich sonst gar nicht sah (bemerkte), klopfte mir auf den Rücken (Thor [Übers.], Ich 42); sich am Fenster s. lassen (zeigen); wann sehen wir uns (wann treffen wir uns, wann kommen wir zusammen)?; Deshalb hatten wir uns zwei Monate nicht gesehen (waren uns nicht begegnet; Thor [Übers.], Ich 6); wir sehen sie häufig bei uns [zu Besuch] (geh.; sie ist oft bei uns zu Besuch); wir sehen (geh.; haben) häufig Gäste [bei uns] zum Tee; überall gern gesehen (willkommen) sein; gesehen (zur Kenntnis genommen; Vermerk auf Schriftstücken, Akten); (Verweise in Texten:) siehe (Abk.: s.) dies, Seite 99, beiliegenden Prospekt, oben, unten; *etw. gern s. (etw. gern haben): meine Eltern sehen diese Freundschaft nicht gern; sie sieht es gern, wenn man sie fragt; gern gesehen werden/sein (auf Zustimmung stoßen): so etwas wird/ist hier, an dieser Schule nicht gern gesehen; jmdn., etw. nicht mehr s. können (ugs.; jmds., einer Sache überdrüssig sein): ich kann ihn, seine Visage, das Kleid nicht mehr s.; ich kann das Kantinenessen [allmählich] nicht mehr s.; [und] hast du nicht gesehen (ugs.; unversehens): [und] hast du nicht gesehen, war sie verschwunden; sich s. lassen können (beachtlich sein): diese Leistung kann sich s. lassen; sein Vorstrafenregister kann sich s. lassen; sich mit jmdm., etw. s. lassen können (gewiss sein können, mit jmdm., etw. einen guten Eindruck zu machen): mit ihm, dieser Figur, dieser Leistung kann sie sich s. lassen; mit ihr kann ich mich überall, nirgends s. lassen; sich [bei jmdm., irgendwo] s. lassen (ugs.; bei jmdm., irgendwo erscheinen, einen Besuch machen): lass dich mal wieder [bei uns] s.!; in der Kneipe kann ich mich [seitdem] nicht mehr s. lassen; subst.:> jmdn. vom Sehen kennen (jmdm. schon [öfter] begegnet sein, ihn aber nicht persönlich kennen): ich kenne sie, wir kennen uns nur vom Sehen; diese paar Stammgäste, die ich vom Sehen alle kannte (Hesse, Steppenwolf 46); b) sich (jmdn., etw.) deutlich, lebhaft vorstellen [können], sich (an jmdn., etw.) deutlich erinnern [können]: ich sehe sie noch deutlich vor mir; ich sehe noch deutlich, wie er sich verabschiedete; Ich sehe noch das Telegramm vor mir, in dem André Gide seine Glückwünsche aussprach (K. Mann, Wendepunkt 193); und zum ersten Mal ... sah er vor sich die neue große Straße, die nun gebaut werden musste (Schneider, Erdbeben 110); sie sah ihren Sohn schon als großen Künstler; Ich sah mich schon von den Panzerketten zermalmt (Spiegel 9, 1977, 46); er sah sich schon als der neue Chef/(selten:) als den neuen Chef, schon am Ziel angelangt; ich sehe [noch] kein baldiges Ende des Krieges (halte es nicht für wahrscheinlich); c) nachsehen: es hat geklopft. Ich werde s., wer es ist; ich rufe erst mal an, um zu s. (festzustellen), ob sie überhaupt da ist. 6. a) sich (etw., jmdn.) ansehen; betrachten: den Film habe ich [schon dreimal] gesehen; den Sonnenuntergang hättest du s. sollen!; sie macht große Reisen, um die Welt zu s.; ich habe ihn leider nie auf der Bühne, live gesehen; Er hat Nijinski tanzen gesehen (Riess, Cäsar 338); Wenn man mich von der Seite sieht (Thor [Übers.], Ich 44); das muss man gesehen haben (das ist sehenswert)!; von der Altstadt haben wir leider nicht viel zu s. gekriegt; Aber möglichst viel von seinem bisherigen Schaffen zu s., sei ich entschlossen (Th. Mann, Krull 341); Der Mann hat bisher nichts vom Krieg gesehen (mitbekommen; Plievier, Stalingrad 174); die Krypta ist nur für Geld zu s. (zu besichtigen); da gibt es nichts [Besonderes] zu s.; lass [es] [mich] s. (zeige es mir)!; erste Ehejahre ..., in denen Mann und Frau noch gerne zusammen ausgehen und sich s. lassen, damit man sie beneidet (Gaiser, Schlußball 148); sich als Hungerkünstler s. lassen (als Hungerkünstler auftreten); b) <s. + sich> durch Sehen (6 a) in einen Zustand kommen: sich [an etw.] satt, müde s. 7. erleben: wir haben sie selten so fröhlich, so guter Laune gesehen; nie zuvor hatte ich eine solche Begeisterung gesehen; hat man so etwas schon gesehen! (Ausruf der Verwunderung); ihr habt sie in Not gesehen und habt ihr nicht geholfen; Noch nie hatten sie ihn in einer solchen Erregung gesehen (Ott, Haie 317); sie hat schon bessere Zeiten, Tage gesehen (es ging ihr früher besser); dieser Schrank hat auch schon bessere Zeiten gesehen (scherzh.; war einmal in einem besseren Zustand). 8. a) [be]merken; feststellen: überall nur Fehler s.; nur seinen Vorteil s.; von der einstigen Begeisterung war nichts mehr zu s.; wir sahen, mussten mit Bestürzung s., dass wir nicht mehr helfen konnten; ich sehe schon, so ist das nicht zu machen; wie ich sehe, ist hier alles in Ordnung; hast du gesehen? Er weiß es nicht; da sieht mans wieder!; siehst du [wohl]/(ugs.:) siehste (merkst du jetzt, dass ich Recht habe; Äußerung, mit der jmd. darauf hinweist, dass sich eine Ansicht, Befürchtung, Hoffnung bestätigt hat); ich möchte doch [einmal] s. (feststellen, herausfinden), ob er es wagt; wir werden [ja, schon] s./wir wollen s. (warten wir ab, das wird sich dann schon herausstellen); mal s. (ugs.; warten wir einmal ab), wie das Wetter morgen ist, wie lange es dauert, ob sie es merkt; ihr werdet schon s. [was geschieht]! (warnende Äußerung); seht (ihr müsst wissen), das war folgendermaßen; wir sahen unsere Wünsche alle erfüllt, unsere Erwartungen enttäuscht; wir sahen uns betrogen (stellten fest, dass wir betrogen worden waren); wir sehen uns (verblasst: sind) genötigt, nicht in der Lage, die Kosten zu erstatten; b) beurteilen, einschätzen: alles falsch, verzerrt, negativ s.; Hier schaltet sich Frau Schmidt ein. Sie sieht das anders (Grossmann, Liebe 89); Eine Stellungnahme wollen Sie nicht schreiben, sehe ich das richtig? (Spiegel 44, 1977, 220); so darfst du das nicht s.; wir müssen die Lage ganz nüchtern s.; das dürfen Sie nicht so eng s.!; die Dinge s., wie sie sind; man muss die Tat im richtigen Zusammenhang s.; Die Stadtväter sehen Singapur vor allem als lukratives Konglomerat aus Einkaufsparadies, Schlemmerland und Disney World (a & r 2, 1997, 62); Eigentlich sehe ich mich als eine Art Handwerker (a & r 2, 1997, 72); so gesehen hat sie nicht ganz Unrecht; menschlich gesehen (in menschlicher Hinsicht) ist es ein großartiges Team; auf die Dauer gesehen (für die Dauer), ist dies wohl die bessere Lösung; R ... oder wie seh ich das? (ugs.; oder wie verhält es sich damit?, oder täusche ich mich?, nicht wahr?); c) erkennen, erfassen: das Wesen, den Kern einer Sache s.; Man sah klar und lockend das Positive, die Schwierigkeiten traten zurück (Feuchtwanger, Erfolg 782); doch der eine sah nicht die Zielrichtung der anzusetzenden Generalattacke (Plievier, Stalingrad 276); ich sehe nur allzu deutlich, wie es gemeint ist; sie hat in ihrem Roman einige Figuren sehr gut gesehen (erfasst u. gestaltet); sie sieht in ihm nur den (betrachtet ihn nur als) Gegner; Kein Grieche hat darin etwas Befremdliches gesehen (hat es durchaus nicht für befremdlich gehalten; Thieß, Reich 47); Sie sehen (ersehen) daraus, dass ich nicht ganz falsch lag; daran lässt sich s. (ermessen), wie schwer sie sich tut; d) überlegen; prüfen; festzustellen suchen: s., ob es einen Ausweg gibt; [ich will] mal s., was sich tun lässt. 9. a) [zu jmdm., etw. hingehen u.] sich um jmdn., etw. kümmern: nach den Kindern, nach dem Kranken s.; Er meint, er braucht jemand, der immer für ihn sorgt, der für ihn da ist, nach ihm sieht (Hörzu 5, 1972, 102); ich musste doch nach der Heizung s., weil Else heute ihren freien Nachmittag hat (Fallada, Trinker 7); sieh bitte mal nach den Kartoffeln auf dem Herd; b) suchen, forschen, Ausschau halten: nach neuen Möglichkeiten s. müssen. 10. a) (auf etw.) besonders achten, besonderen Wert legen: auf Ordnung, Sauberkeit s.; Die Diva sah auf Formen (Ott, Haie 163); Der Kaiser ... sah auf Nutzen mehr als auf Ritterlichkeit (Feuchtwanger, Herzogin 75); er sieht nur auf seinen Vorteil, aufs Geld; du solltest mehr auf dich selbst s.; nicht auf den Preis s. (sich unabhängig vom Preis für od. gegen etw. entscheiden); wir müssen darauf s., dass die Bestimmungen eingehalten werden; b) (landsch.) auf jmdn., etw. aufpassen; jmdn., etw. im Auge behalten: bitte sieh auf das Kind. 11. sich darum kümmern, etw. Bestimmtes zu erreichen: sieh, dass du bald fertig wirst; Ich ... griff mein Eigentum und sah, dass ich davonkam (Hagelstange, Spielball 72); sie soll [selbst] s., wie sie das Problem löst; ich muss s., dass ich etwas Festes habe, bevor ich keine Engagements mehr finde (Remarque, Obelisk 301); Die Frau muss s., wie sie an die Unterstützung kommt, die ihr zusteht (Kronauer, Bogenschütze 289); R man muss s., wo man bleibt (ugs.; man muss zusehen, dass man nicht zu kurz kommt); jmd. soll/kann s., wo er bleibt (jmd. muss selbst für sich sorgen). ∙ 12. ↑aussehen (1 a): Du erschreckst mich, Fernando. Du siehst wild (Goethe, Stella I, 4); sie haben ihm den violetten Rock so lang geklopft, bis er abfärbte und auch sein Rücken violett geworden ist und nicht mehr menschenähnlich sieht (Heine, Rabbi 470); Aber ist euch auch wohl, Vater? Ihr seht so blass (Schiller, Räuber I, 1). ∙ 13. <Prät. sahe:> Das letzte Mal, da ich sie sahe, hatte ich nicht mehr Sinne als ein Trunkener (Goethe, Götz I).
Universal-Lexikon. 2012.