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Kenia
Ke|nia; -s:
Staat in Ostafrika.
Dazu:
Ke|ni|a|ner, der; -s, -;
Ke|ni|a|ne|rin, die; -, -nen;
ke|ni|a|nisch <Adj.>.

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I
Kenia,
 
 
Kurzinformation:
 
Fläche: 582 646 km2
 
Einwohner: (2000) 30,3 Mio.
 
Hauptstadt: Nairobi
 
Amtssprachen: Suaheli, Englisch
 
Nationalfeiertag: 12. 12.
 
Währung: 1 Kenia-Schilling (Kenia Sh.) = 100 Cent (cts)
 
Zeitzone: 1400 Nairobi = 1200 MEZ
 
amtlich Suaheli Jamhuri ya Kenya, englisch Republic of Kenya [rɪ'pʌblɪk ɔf 'kenjə, auch -'kiːnjə], deutsch Republik Kenia, Staat in Ostafrika, grenzt im Norden an die Republik Sudan und an Äthiopien, im Osten an Somalia und den Indischen Ozean, im Süden an Tansania, im Westen an Uganda; mit 582 646 km2 etwas größer als Frankreich, (2000) 30,3 Mio. Einwohner; Hauptstadt ist Nairobi, Amtssprachen sind Suaheli und Englisch (Handels- und Verwaltungssprache); Währung: 1 Kenia-Schilling (Kenia Sh.) = 100 Cent (cts). Uhrzeit: 1400 Nairobi = 1200 MEZ.
 
 Staat und Recht:
 
Verfassung:
 
Die am 12. 12. 1963 in Kraft getretenen Verfassung (mehrfach, zuletzt 1997 revidiert) bestimmt Kenia als präsidiale Republik mit Mehrparteiensystem. Staatsoberhaupt ist der auf fünf Jahre direkt gewählte Präsident. Er ist mit weit reichenden Vollmachten ausgestattet (besonders dem Recht, das Parlament aufzulösen), bestimmt als oberster Inhaber der Exekutivgewalt (Regierungschef) die Richtlinien der Politik und ist Oberbefehlshaber der Streitkräfte. Er ernennt den Vizepräsidenten und die Mitglieder des Kabinetts. Trägerin der Legislative ist die Nationalversammlung (National Assembly), ein Einkammerparlament mit 224 Abgeordneten (Legislaturperiode fünf Jahre), 210 nach dem System der Mehrheitswahl in Einzelwahlkreisen gewählt, 12 vom Präsidenten ernannt (das Wahlergebnis proportional widerspiegelnd) sowie dem Speaker und dem Generalstaatsanwalt als Mitglied kraft Amtes. Gewählt wird nach britischem Mehrheitswahlrecht, das Nachwahlen vorsieht, sofern ein Abgeordneter stirbt oder die Partei wechselt (Wahlrecht ab dem 18. Lebensjahr).
 
Parteien:
 
Nach Einführung des Mehrparteiensystems im Dezember 1991 entstanden neben der nach wie vor dominierenden Kenya African National Union (KANU) zahlreiche, zum großen Teil ethnisch geprägte Oppositionsparteien, z. B. Forum for the Restoration of Democracy (FORD; 1992 in FORD-Kenya und FORD-Asili aufgespalten), Democratic Party (DP).
 
Wappen:
 
Das Wappen (1963) zeigt im Zentrum einen Masaischild in den Farben der Staatsflagge mit dem silbernen Hahn der Unabhängigkeitsbewegung. Hinter dem von zwei Löwen (Sinnbilder der Kraft und Wachsamkeit) gehaltenen Schild zwei gekreuzte Zeremonialspeere, Sinnbild für den Verteidigungswillen des Volkes. An der Basis, vor dem Sockel des Mount Kenia, landestypische landwirtschaftliche Produkte (Kaffee, Sisal, Tee, Mais, Ananas) und ein Band mit der Inschrift »Harambee« (Suaheli soviel wie »Lasst uns zusammenarbeiten«).
 
Nationalfeiertage:
 
12. 12., zur Erinnerung an die Erlangung der Unabhängigkeit 1963.
 
Verwaltung:
 
Es bestehen sieben Provinzen und die Hauptstadtprovinz von Nairobi; sie sind untergliedert in 51 Distrikte.
 
Recht:
 
Oberstes Gericht ist der Kenianische Appellationsgerichtshof, dem das Kenianische Hochgericht sowie zwei Arten von Amtsgerichten mit unterschiedlicher Zuständigkeit und unterschiedlichen Befugnissen nachgeordnet sind. Zur Entscheidung in Fragen islamischen Rechts sind islamische Gerichte berufen.
 
Streitkräfte:
 
Die Gesamtstärke der Freiwilligenarmee beträgt 23 000, die der paramilitärischen Polizeikräfte 1 800 Mann. Das Heer (19 000 Soldaten) ist gegliedert in eine Panzer-, zwei Infanterie-, je eine Artillerie- und Pionierbrigade sowie weitere selbstständige Bataillone der Kampf- und Kampfunterstützungstruppen. Die Luftwaffe umfasst 2 500, die Marine 1 500 Mann. Die Ausrüstung besteht im Wesentlichen aus etwa 80 Kampfpanzern, 25 Kampfflugzeugen, 40 Kampfhubschraubern sowie 6 Schnellbooten britischer Herkunft.
 
 Landesnatur und Bevölkerung:
 
Landschaft:
 
Das beiderseits des Äquators gelegene Land erstreckt sich vom Indischen Ozean 750 km weit bis zum Victoriasee, dessen Nordostzipfel zu Kenia gehört. Die Küstenebene ist im Süden schmal (35 km), mit guten Naturhäfen; nach Norden nimmt sie bis auf 200 km zu. Landeinwärts steigt das Land allmählich zur sanftwelligen Rumpffläche Ostafrikas an, die im Westen vom N—S ausgerichteten Ostafrikanischen Graben durchzogen wird. In dem wechselnd breiten (bis 80 km) Graben mit unterschiedlicher Sohlentiefe liegen abflusslose Seen, im Norden der Turkanasee in 427 m über dem Meeresspiegel, der Naivashasee (1 888 m über dem Meeresspiegel; höchstgelegener See des Grabens), im äußersten Süden liegt der Magadisee (579 m über dem Meeresspiegel). Der Graben wird begleitet von zum Teil bis über 3 000 m über dem Meeresspiegel aufragenden, meist jungvulkanischen Randschwellen (Aberdare Range, Mau Escarpment, Cherangani Hills) sowie flachwelligen, unterschiedlich hohen, von Inselbergen durchsetzten Hochplateaus. Darüber ragen vereinzelt Vulkanmassive und -kegel auf (Mount Kenia, 5 199 m; Mount Elgon, 4 322 m über dem Meeresspiegel).
 
Klima:
 
Das Klima ist infolge der äquatorialen Lage heiß; landeinwärts mildern sich die Temperaturen mit dem Höhenanstieg (Mombasa: 26 ºC Jahresdurchschnitt, bei Nairobi in 1 798 m über dem Meeresspiegel: 18 ºC). In einem schmalen Küstenstreifen (Südostmonsun) und im Hochland der Randschwellen und Vulkane (Steigungsregen) fallen auf 15 % der Landesfläche 750 bis über 1 800 mm Niederschlag jährlich, während 70 % der Landesfläche (im Norden und Osten des Landes) weniger als 500 mm erhalten (trockene Nordostpassate). Geringe Jahresniederschläge und hohe potenzielle Verdunstung (2 200-2 800 mm/Jahr) bedingen hier eine weite Verbreitung von Trocken- und Dornsavanne, Halbwüste und sogar Wüste. In den stärker beregneten Gebieten sind Feuchtsavanne und tropischer Nebelwald (untere Teile gerodet) ausgebildet; die Küsten- und Hochlandsgebiete sind regenreich.
 
Vegetation:
 
Im Hochland wächst Laub abwerfender Feuchtwald, in den nebelträchtigen höheren Lagen immergrüner Nebelwald mit einem hohen Anteil von Bambusbeständen; an der Küste gedeihen Feucht- und Trockenwälder. Der Hauptteil des Landes wird jedoch von Savannen eingenommen, die alle Abstufungen zeigen, von Feuchtsavannen (am Rand des Hochlandes) bis zu Dornstrauchsavannen (im Norden). Infolge des Raubbaus an Holz sind die von Dürre bedrohten ariden und semiariden Gebiete auf etwa 87 % der Gesamtfläche angewachsen.
 
Tierwelt:
 
Kenia hat mehrere Nationalparks und Wildschutzgebiete, die reich an afrikanischen Großtieren sind: Elefanten, Giraffen, Antilopen, Geparde, Gazellen, Strauße u. a.
 
Bevölkerung:
 
Die etwa 40 ethnischen Gruppen unterscheiden sich sprachlich (30 Sprachen) und kulturell stark voneinander. Die Kikuyu (17,7 % der Bevölkerung), Luhya (12,4 %), Kamba (9,8 %) und Kisii (6 %) sind Bantuvölker, die über 60 % der Bevölkerung ausmachen; die Luo (10,6 %), Kalenjin (9,8 %), Masai und Turkana gehören zu den Niloten (etwa 28 %), die Somali zu den Kuschiten (3 %). Im Hochland Kenias war ab 1900 eine starke weiße Siedlerschicht (1962: 56 000) ansässig. Von ihnen verließen viele nach der Unabhängigkeit das Land. Auch die Asiaten (Inder und Pakistaner), die eine bedeutende Rolle in der Wirtschaft spielen, sind in ihrer Zahl zurückgegangen. 1989 lebten in Kenia 89 000 Asiaten (1962: 177 000), 42 000 Araber und 35 000 Europäer.
 
Rd. die Hälfte der Bevölkerung lebt auf nur 6 % der Fläche im niederschlagsreichen Hochland und südlichen Küstentiefland. Städte und wirtschaftliche Schwerpunkträume sind Zuwanderungsgebiete mit Überschuss an junger männlicher Bevölkerung. Der Anteil der städtischen Bevölkerung beträgt (1994) 27 %; größte Städte sind Nairobi (1990: 1,5 Mio. Einwohner), Mombasa (465 000 Einwohner), Kisumu (185 100 Einwohner), Nakuru (162 800 Einwohner). Die durchschnittliche jährliche Wachstumsrate der Bevölkerung liegt (1985-94) bei 2,9 %; 48 % der Bevölkerung sind jünger als 15 Jahre.
 
Religion:
 
Die Verfassung garantiert die Religionsfreiheit. Alle Religionsgemeinschaften sind rechtlich gleichgestellt. Rd. 73 % der Bevölkerung sind Christen. Die katholische Kirche, der rd. 26,4 % der Bevölkerung angehören, umfasst vier Erzbistümer (Kisumu, Mombasa, Nairobi, Nyeri) mit 17 Suffraganbistümern. Rd. 19,3 % der Bevölkerung sind Mitglieder protestantischer Kirchen und Gemeinschaften (Adventisten, Baptisten, Lutheraner, Methodisten, Pfingstler, Presbyterianer u. a.), rd. 7,2 % der anglikanischen Kirche (Provinz Kenia, Sitz des Erzbischofs in Nairobi). Für die orthodoxen Christen Kenias (rd. 2,5 %), Tansanias und Ugandas besteht das griechisch-orthodoxe Erzbistum von Ostafrika mit Sitz des Erzbischofs in Nairobi. Den aus allen christlichen Konfessionen hervorgegangenen weit über 200 unabhängigen Kirchen (über 300 unabhängige Gemeinden in Nairobi) gehören etwa 17,6 % der Bevölkerung an. - Etwa 19 % sind Anhänger traditioneller afrikanischer Religionen. - Rd. 6 %, v. a. Somali und Bantuvölker (Suaheli), bekennen sich zum sunnitischen Islam (überwiegend der schafiitischen Rechtsschule). - Bahais, Hindus, Jainas und Sikhs bilden kleine religiöse Minderheiten.
 
Bildungswesen:
 
Das Schulwesen ebenso wie die Erwachsenenbildung haben in den letzten Jahrzehnten kontinuierliche Förderung erfahren, wobei es starke regionale Unterschiede gibt. Seit 1985 gibt es eine achtjährige Primarstufe, eine vierjährige Sekundarstufe und eine vierjährige Universitätsausbildung. Der Schulbesuch von der ersten bis zur vierten Klasse ist kostenlos. Es bestehen Lehrerbildungsanstalten und verschiedene berufliche Schulen, veterinärmedizinische und landwirtschaftliche höhere Schulen. Ein Hochschulstudium kann an der Universität in Nairobi (gegründet 1956 als Royal Technical College of East Africa, 1963-70 Teil der University of East Africa) aufgenommen werden. Die Analphabetenquote beträgt 20,7 %.
 
Publizistik:
 
In der Hauptstadt erscheinen drei englischsprachige Tageszeitungen, als größte die »Daily Nation« (Auflage 180 000), sowie zahlreiche Wochen- und Monatszeitungen in Englisch. Nachrichtenagentur ist die 1963 gegründete »Kenya News Agency« (KNA), staatliche Rundfunkanstalt die »Kenya Broadcasting Corporation« (KBC), die Hörfunk- und Fernsehprogramme landesweit in Englisch und Suaheli sowie regional in 16 Landessprachen sendet. Erste private Fernsehstation ist seit 1991 »Kenya Television Network« (KTN).
 
 Wirtschaft und Verkehr:
 
Wirtschaft:
 
Die Grundlage der kenianischen Wirtschaft sind Landwirtschaft und Tourismus. Infolge der angespannten innenpolitischen Lage ging im Zeitraum 1990-94 das jährliche Pro-Kopf-Einkommen von 370 auf 260 US-$ zurück. Die Inflationsrate lag 1985-94 bei jährlich 11,7 %. Ende 1994 erhielt Kenia erstmals seit 1991 wieder einen Weltbankkredit in Höhe von 800 Mio. US-$. Bei einer Auslandsverschuldung von (1994) 7,2 Mrd. US-$ müssen 33,6 % der Exporteinnahmen für den Schuldendienst aufgewendet werden.
 
Landwirtschaft:
 
Trotz zunehmender Industrialisierung ist Kenia nach wie vor ein Agrarland. Obwohl (1993) 70 % der Erwerbstätigen in der Landwirtschaft arbeiten, liegt der Anteil des Agrarsektors am Bruttoinlandsprodukt (BIP) nur bei 29 %. Nur 3,3 % des Landes sind ackerbaulich nutzbar. Angebaut werden als wichtigste Grundnahrungsmittel Mais, Kartoffeln, Maniok, Weizen, Bataten und Bananen; für den Export v. a. Tee und Kaffee. Seit Ende der 80er-Jahre ist nicht mehr Kaffee, sondern Tee wichtigstes Ausfuhrprodukt. Mit einer Erntemenge von (1994) 186 000 t Tee lag Kenia weltweit an 4. Stelle. Ein Großteil der Tee- und Kaffeeproduktion wird von Kleinbauern erzeugt, die sich in Genossenschaften zusammengeschlossen haben. Der Gartenbau, dessen Produkte (Gemüse, Südfrüchte, Schnittblumen) v. a. nach Europa geliefert werden, hat zunehmend an Bedeutung gewonnen. Bei Pyrethrum ist Kenia mit (1993) 213 t der weltgrößte Anbieter; bei Sisal lag es 1992 mit 34 000 t hinter Brasilien an 2. Stelle. Auch die Viehwirtschaft ist von erheblicher Bedeutung, denn 65,4 % der Landesfläche dienen als Dauerwiesen und -weiden. Kenia ist einer der führenden Milchproduzenten Afrikas (1993: 1,83 Mio. t Milch bei 11 Mio. Rindern). Traditionell nomadische Viehwirtschaft betreiben die Masai; im Hochland machten europäische Siedler die Viehzucht zu einem wichtigen Wirtschaftszweig.
 
Forstwirtschaft:
 
Durch starke Nutzung verringerte sich die Waldfläche und beträgt (1992) nur noch 3,9 % der Landesfläche. Drei Viertel des Energieverbrauchs werden durch Feuerholz und Holzkohle gedeckt. Nur 5 % der eingeschlagenen Holzmenge von (1991) 36,5 Mio. m3 dienen als Nutzholz.
 
Fischerei:
 
93 % der gefangenen Süßwasserfische kommen aus dem Victoriasee (Fangmenge 1992: 198 500 t). Die Hochseefischerei ist trotz einer 500 km langen Küste unbedeutend.
 
Bodenschätze:
 
Nur wenige Bodenschätze sind nachgewiesen. Abgebaut werden Sodaasche und Flussspat, in geringen Mengen Kalkstein und Salz.
 
Industrie:
 
Kenia besitzt die vielseitigste und leistungsfähigste Industrie Ostafrikas. Wichtigste Zweige des verarbeitenden Gewerbes sind die Nahrungs- und Textilindustrie, die Weiterverarbeitung von importiertem Erdöl sowie der Maschinenbau. Industriezentren sind Nairobi und Mombasa.
 
Tourismus:
 
Der Tourismus ist zum wichtigsten Devisenbringer geworden. Die (1993) 783 000 Auslandsgäste, v. a. Deutsche und Briten, kommen zu Foto- und Jagdsafaris in die großen Wildschutzgebiete und zum Baden an den Indischen Ozean.
 
Außenwirtschaft:
 
Die kenianische Handelsbilanz ist seit 1970 durchweg negativ (1994: Einfuhr 2,8 Mrd. US-$, Ausfuhr 2,7 Mrd. US-$). Ausgeführt werden v. a. Tee, Kaffee, Gartenbauerzeugnisse und Industriegüter. Die wichtigsten Handelspartner sind Großbritannien, Deutschland und die Vereinigten Arabischen Emirate.
 
Verkehr:
 
Mit Ausnahme der nördlichen Landesteile ist Kenia verkehrsmäßig relativ gut erschlossen. Die Hauptverbindung des (1992) 2 650 km langen Eisenbahnnetzes führt von der Hafenstadt Mombasa über Nairobi und Nakuru nach Uganda. Das Straßennetz hat eine Länge von (1994) 63 700 km und konzentriert sich ebenfalls auf den Korridor Mombasa-Nairobi-ugand. Grenze. Der Hafen von Mombasa dient nicht nur zur Versorgung des kenianischen Hinterlandes, sondern ist auch für die Binnenstaaten Uganda, Ruanda und Burundi ein wichtiger Importhafen. Dagegen sind die Häfen Lamu und Malindi sowie der Binnenhafen Kisumu am Viktoriasee nur von regionaler Bedeutung. Der Luftverkehr wird v. a. durch den Tourismus zunehmend wichtiger. Internationale Großflughäfen sind in Nairobi und Mombasa.
 
 
An der Küste des heutigen Kenia bestanden im Bereich der islamischen Suahelikultur (1000-1500 n. Chr.) u. a. die Stadtstaaten Mombasa und Malindi. Im 16. Jahrhundert eroberten die Portugiesen und im 18. Jahrhundert Araber aus Oman diesen Küstenstrich, im 19. Jahrhundert gewann das Sultanat Sansibar die Herrschaft in der Region. Ab 1848/49 begann die Erforschung des Landesinneren durch Europäer; 1890 einigten sich Deutschland und Großbritannien über ihre Interessensphären in Ostafrika: Deutschland beschränkte sich auf Tanganjika mit Ruanda und Urundi, Großbritannien erhielt Kenia und Uganda. Die 1887 gegründete »Imperial British East Africa Company« besetzte ganz Kenia, um den Zugang nach Uganda zu sichern. 1895 proklamierte die britische Regierung in Mombasa das Protektorat Ostafrika, das 1920 in die Kronkolonie Kenia umgewandelt und 1922 Teil von Britisch-Ostafrika wurde; der Küstenstreifen, weiterhin formell unter dem Sultan von Sansibar, blieb Protektorat und kam erst mit der Unabhängigkeit 1963 als Provinz an Kenia.
 
Schon vor 1914 begann die europäische Besiedlung des Hochlands. Nach dem Ersten Weltkrieg erhielten die weißen Siedler (damals etwa 12 500) die Hälfte der Stimmen im Gesetzgebenden Rat, erlangten jedoch keine Kontrolle über die Exekutive. Durch die Landnahme der Weißen fühlten sich besonders die Kikuyu in ihrer Existenz bedroht. Sie reagierten schon ab 1920 mit der Bildung einer Protestbewegung, der »Kikuyu Central Association«. Aus ihr ging 1947 unter J. Kenyatta die »Kenya African Union« (KAU) hervor. Schwurbünde, in denen viele Kikuyu seit 1950 gegen die Vormacht der jetzt 66 000 Weißen protestierten, begannen unpolitische Afrikaner zu terrorisieren. Die britische Kolonialregierung gab ihnen den Namen »Mau-Mau«. Im Oktober 1952 wurde der Ausnahmezustand verhängt, die KAU verboten, Kenyatta verhaftet und verurteilt. Bis zur Niederschlagung des Aufstands Ende 1956 fielen zahlreiche Europäer und Inder sowie etwa 1 300 Afrikaner den Widerstandskämpfern zum Opfer, während Polizei und Armee mindestens 115 000 Mau-Mau-Kämpfer töteten. Nach einer Vielzahl von 1957 eingeleiteten Verfassungsreformen gründete Kenyatta 1960 die KANU. Am 12. 12. 1963 erlangte Kenia unter Führung der afrikanischen Bevölkerungsmehrheit als Monarchie, am 12. 12. 1964 als Republik im Commonwealth mit Kenyatta als Staatspräsident die Unabhängigkeit, nachdem bereits seit 1960 mit Billigung der britischen Behörden eine eigenständige afrikanische Regierung bestanden hatte.
 
Kenyatta sicherte seiner Partei die innenpolitische Vorherrschaft und etablierte in der Folgezeit ein Einparteiensystem. Infolge der Afrikanisierungspolitik der Regierung verließen viele Europäer und Asiaten das Land. Außenpolitisch bildete Kenia 1967 zusammen mit Uganda und Tansania die Ostafrikanische Gemeinschaft. Diese Wirtschaftsgemeinschaft löste sich 1977 auf, wird jedoch seit 1993 wieder schrittweise etabliert. Nach Kenyattas Tod (1978) und der Wahl D. a. Mois zu seinem Nachfolger als Staatspräsident und Vorsitzender der KANU kam es wiederholt zu innenpolitischen Spannungen. Blutige Unruhen führten schließlich 1990 zu politischen und wirtschaftlichen Reformen sowie 1991 zur Etablierung eines Mehrparteiensystems. Der weiterhin autoritär herrschende Moi wurde bei den ersten freien Präsidentschaftswahlen im Dezember 1992 für weitere fünf Jahre im Amt bestätigt (Wiederwahl 1997). Der allmähliche Reformprozess wird jedoch durch Stammeskonflikte, eine stark zersplitterte und ethnisch geprägte Opposition, durch Korruption, Gewaltverbrechen und Menschenrechtsverletzungen behindert. So führten ethnische Spannungen zwischen 1991 und 1994 zur massenhaften Vertreibung von Kikuyu, Luo und Luhya durch Angehörige der Kalenjin und Masai sowie 1997 zu schweren Unruhen.
 
 
C. W. Hobley: Kenya. From chartered company to crown colony (London 1929, Nachdr. ebd. 1970);
 C. G. Rosberg u. J. Nottingham: The myth of »Mau-Mau«. Nationalism in Kenya (Stanford, Calif., 1966);
 
National atlas of Kenya (Nairobi 31970);
 
K. Geographie, Vorgesch., Gesch., Gesellschaft, Kultur, Erziehung, Gesundheitswesen, Wirtschaft, Entwicklung, hg. v. W. Leifer (1977);
 H. J. Diesfeld u. H. Hecklau: Kenya (1978);
 
Language and dialect atlas of Kenya, hg. v. B. Heine u. a., auf mehrere Bde. ber. (Berlin 1980 ff.);
 P. Bartelmus: Economic development and the human environment (München 1980);
 N. Swainson: The development of corporate capitalism in Kenya, 1918-77 (London 1980);
 B. A. Ogot: Historical dictionary of Kenya (Metuchen, N. J., 1981);
 H. Sheikh-Dilthey: Kenya. Kunst, Kultur u. Gesch. am Eingangstor zu Innerafrika (1981);
 R. Buijtenhuijs: Essays on Mau Mau (Leiden 1982);
 R. L. Collinson: Kenya (Oxford 1982);
 N. N. Miller: Kenya. The quest for prosperity (Boulder, Colo., 1984);
 B. Teubert-Seiwert: Parteipolitik in Kenya 1960-1969 (1987);
 H. Hecklau: K. (1993);
 K. Voll: Politik u. Gesellschaft in K. (1995).
 
II
Kenia
 
der, Mount Kenia [maʊnt-], englisch Mount Kenya [maʊnt 'kenjə, auch -'kiːnjə], erloschener Vulkan in dem nach ihm benannten Staat, mit 5 199 m über dem Meeresspiegel der zweithöchste Berg Afrikas. In den Höhenlagen zwischen 1 500 m und 3 600 m über dem Meeresspiegel tropischer Nebelwald (mit Zedern, Kampfer, Bambus). Oberhalb von 3 300 m über dem Meeresspiegel der Mount-Kenia-Nationalpark (584 km2) mit Klippschliefern und Leoparden. Die Gipfelregion ist zum Teil vergletschert.
 

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Ke|nia; -s: Staat in Ostafrika.

Universal-Lexikon. 2012.