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Sudan
Su|dan; -s, (auch:) der; -s:
Staat in Mittelafrika:
der Anteil -s an der Libyschen Wüste;
in den S. reisen.

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I
Sudan
 
der, Sudanzone, arabisch Bilad es-Sudan [»Land der Schwarzen«], Landschaftsraum im nördlichen Afrika, zwischen der Sahara im Norden und der tropischen Regenwaldzone im Süden. Am Sudan haben Anteil die Staaten Senegal, Guinea, Mali, Burkina Faso, Nigeria, Niger, Tschad und die Republik Sudan. Der Sudan erstreckt sich in einer durchschnittlichen Breite von rd. 900 km über fast 5 500 km von der Umrahmung des Senegalbeckens (Fouta Djalon) im Westen bis zum Fuß des Äthiopischen Hochlands im Osten. An der Nordgrenze sinkt die Zahl der humiden Monate unter zwei und die jährliche Regenmenge erreicht höchstens 200 mm (zwischen 700 und 1 200 km südlich des Wendekreises). Als Südgrenze gelten die Umrandungen der großen Becken (Niger- im Westen, Tschad- in der Mitte, Weißnilbecken im Osten); sie nähert sich dem Äquator im Osten bis auf 500 km. Die Höhenunterschiede sind gering (250-500 m über M.), größere Höhen werden nur in den die Becken trennenden Schwellen erreicht: Munioschwelle (Aïr bis Josplateau) und Ennedi-Djebel-Marra-Schwelle (im Djebel Marra bis 3 088 m über M.).
 
Der Sudan zeigt eine fast breitenparallele Anordnung der Klima- und Vegetationszonen, im Wesentlichen durch die randtropischen Niederschlagsverhältnisse geprägt (Sommerregen). Im Süden reicht der Sudan in die Feuchtsavanne (1 000-1 500 mm Niederschlag; 7-91/2 humide Monate) hinein, mit Galeriewäldern an den Flüssen, Ölpalmen (im feuchteren Bereich), Kola-, Kapok-, Schibutterbaum (im trockneren Norden) sowie dem hohen Elefantengras. Hier erfolgt Anbau von Knollenfrüchten (Jamswurzel, Maniok, Bataten), Mais, Sorghumhirse und Baumwolle; Großviehhaltung ist durch die Tsetsefliege weitgehend verhindert.
 
Die nach Norden anschließende Trockensavanne (etwa 500 bis 1 000 mm Niederschlag, 41/2 — 7 humide Monate) ist die Hauptzone der Großviehhaltung. Es finden sich u. a. Affenbrotbaum, Akazien, Dumpalme und Tamarinde. Hauptanbaufrüchte sind hier Hirse, Erdnüsse und Baumwolle.
 
Das Gebiet mit 2-4 humiden Monaten und etwa 200-500 mm Niederschlag wird von Dornbuschsavanne (Sahel) eingenommen; charakteristische Gehölze sind hier Akazien. Nur am Südsaum ist Regenfeldbau möglich (Hirse, Erdnüsse). Die Großviehhaltung nimmt nach Norden zugunsten von Kleinvieh- (Ziegen) und Kamelhaltung ab.
 
Bevölkerung
 
(Sudaner): Die ethnisch zersplitterte einheimische negride Bauernbevölkerung hat eine Durchmischung und Überschichtung durch hellhäutige Hirtenvölker aus dem Norden erlebt (Berber, Araber, Äthiopide). Von größter Bedeutung war das Eindringen des Islam und der islamischen Kultur. Die Bevölkerungsdichte liegt über der des Kontinents, in der westlichen Hälfte ist sie höher als zwischen Tschadsee und Nil. Neben den runden Kegeldachhäusern der Anbau treibenden Bevölkerung und den Kuppelhütten bei vorherrschender Viehhaltung tritt im nördlichen Sudan unter islamischem Einfluss das Lehmkastenhaus mit Flachdach auf; diese Bauweise dringt nach Süden vor, die des Rechteckhauses des Regenwaldes nach Norden.
 
Geschichte:
 
Bis etwa 1500 n. Chr. war der Sudan Kernzone des Nord-Süd-Handels zwischen Mittelmeer und tropischem Afrika (Salz, Gold, Sklaven). Zwischen dem 10. und 16. Jahrhundert bestanden im westlichen Sudan die Großreiche Gana, Mali, Songhai, im Zentralsudan Kanem-Bornu und die Staaten der Hausa, im Osten die christlichen Staaten Nubiens. Reformbewegungen des Islam (seit dem 10. Jahrhundert im Sudan verbreitet) führten im 19. Jahrhundert zur Bildung neuer Staaten, die um 1900 dem französischen oder britischen Kolonialreich einverleibt wurden.
 
Literatur:
 
R. Fischer: Gold, Salz u. Sklaven. Die Gesch. der großen Sudanreiche Gana, Mali, Songhai (21991).
 
II
Sudan,
 
 
Kurzinformation:
 
Fläche: 2 505 813 km2
 
Einwohner: (2000) 29,8 Mio.
 
Hauptstadt: Khartum
 
Amtssprache: Arabisch
 
Nationalfeiertag: 1. 1.
 
Währung: 1 Sudanesischer Dinar (sD) = 10 Sudanesische Pfund (sud £) = 1 000 Piaster (PT.)
 
Zeitzone: 1300 Khartum = 1200 MEZ
 
amtlich arabisch El-Djumhurijja es-Sudan [-dʒʊm-], deutsch Republik Sudan, Staat in Nordostafrika, grenzt im Norden an Ägypten, im Nordosten an das Rote Meer, im Osten an Eritrea und Äthiopien, im Süden an Kenia, Uganda und die Demokratische Republik Kongo, im Westen an die Zentralafrikanische Republik, Tschad und Libyen, mit 2 505 813 km2 der flächenmäßig größte Staat Afrikas, (2000) 29,8 Mio. Einwohner; Hauptstadt ist Khartum, Amtssprache Arabisch. Währung: 1 Sudanesischer Dinar (sD) = 10 Sudanesische Pfund (sud £) = 1 000 Piaster (PT.). Zeitzone: Osteuropäische Zeit (1300 Khartum = 1200 MEZ).
 
 Staat und Recht:
 
Verfassung:
 
Die am 1. 7. 1998 in Kraft getretene Verfassung (durch Referendum gebilligt am 24. 6. 1998) bestimmt Sudan als islamische Republik mit Präsidialregime, fixiert als wesentliche Rechte die Rede-, Religions- und Reisefreiheit und schreibt das Recht auf Bildung politischer Parteien fest. Staatsoberhaupt ist der auf fünf Jahre direkt gewählte und mit weit reichenden Vollmachten ausgestattete Präs. Er bestimmt als oberster Inhaber der Exekutivgewalt (Regierungschef) die Richtlinien der Politik. Trägerin der Legislative ist die Nationalversammlung, deren 400 Mitglieder (125 auf dem Nationalkongress im Januar 1996 bestimmt, 275 im März 1996 direkt gewählt) de facto - vor dem Hintergrund des andauernden Bürgerkrieges - als Übergangsparlament bis zu den nächsten Wahlen (im Dezember 2000 durchgeführt) amtieren. - Seit dem am 12. 12. 1999 per Präs.-Erlass verhängten Ausnahmezustand (in der Folge terminiert bis Jahresende 2000) ist das Parlament aufgelöst.
 
Parteien:
 
Das nach dem Militärputsch von 1989 erlassene Verbot der Parteien und Gewerkschaften wurde im März 2000 aufgehoben. Einflussreichste Partei ist der National Congress (NC; hervorgegangen aus der Nationalen Islamischen Front [NIF]). Als zweite islamische Partei besteht seit Juni 2000 der National People's Congress (NPC). Weitere Parteien sind im Norden die liberal orientierte Democratic Unionist Party (DUP) und die konservativ ausgerichtete National Umma Party (NUP), im Süden die Sudanese People's Liberation Army (SPLA) und die South Sudan Independence Movement (SSIM).
 
Wappen:
 
Das Wappen zeigt einen stilisierten Kranichgeier; über ihm ein Schriftband mit dem Spruch »An-nasr nila« (»Der Sieg ist unser«), unter ihm die offizielle Staatsbezeichnung.
 
Nationalfeiertage:
 
Nationalfeiertag ist der 1. 1., der an die Erlangung der Unabhängigkeit 1956 erinnert.
 
Verwaltung:
 
Sudan ist in 26 (Bundes-)Staaten (Wilajate) gegliedert, an deren Spitze ein Gouverneur steht.
 
Recht:
 
Das ursprünglich nach britischem Vorbild gesprochene Recht wurde 1983 durch islamisches Recht (Scharia) ersetzt. Nach dem Militärputsch von 1989 zunächst abgeschafft, wurde die Scharia 1991 im islamischen Norden zum gültigen Rechtssystem erklärt. Die bereits für die muslimische Bevölkerung bestehenden islamischen Gerichte sollten ihre Jurisdiktion auch auf die nichtmuslimische Bevölkerung (v. a. im christlich-animistisch geprägten Süden) ausdehnen, was jedoch nicht gelang. Mit der Verfassung von 1998 wurde die alleinige Anwendbarkeit der Scharia offiziell beseitigt; andere Rechtsauffassungen werden toleriert.
 
Streitkräfte:
 
Die Gesamtstärke der Wehrpflichtarmee (Dienstzeit drei Jahre) beträgt etwa 89 000, die der paramilitär. Kräfte (People's Defence Forces) rd. 15 000 Mann. Das Heer (rd. 85 000 Soldaten) ist hauptsächlich gegliedert in je eine Panzer-, Pionier- und Luftlandedivision sowie in sechs Infanteriedivisionen, hinzu kommen u. a. 24 Infanterie- und 10 Artilleriebrigaden. Zur Luftwaffe gehören etwa 3 000, zur Marine rd. 1 000 Mann. Die Ausrüstung umfasst im Wesentlichen etwa 300 Kampfpanzer (überwiegend sowjetische und chinesische Typen), 40 Kampfflugzeuge und 10 Kleine Kampfschiffe.
 
 Landesnatur und Bevölkerung:
 
Landschaft:
 
Sudan ist weitgehend ein Flachland; seine (nach Osten verschobene) Achse bilden die Flüsse Nil, Weißer Nil und Bergnil. Im äußersten Nordwesten hat Sudan Anteil an der Libyschen Wüste, im Nordosten liegt die Nubische Wüste. Das Flachland wird im Nordosten, Süden und Westen von Bergländern umrahmt, und zwar von den Red Sea Hills am Roten Meer (bis 2 259 m über M.), den Imatong Mountains an der Grenze zu Uganda mit der höchsten Erhebung des Landes, dem Kinyeti (3 187 m über M.), und dem Djebel Marra (3 088 m über M.) im Darfur. Das zentrale Bergland von Kordofan erreicht in den Nubabergen 1 450 m über M. Im zentralen Sudan erstreckt sich die Überschwemmungs- und Sumpflandschaft Sudd.
 
Klima:
 
Sudan hat tropisches und randtropisches Klima mit einer nach Norden schnell kürzer werdenden Regenzeit: von April bis Oktober im Süden, von Juli bis August in Khartum. In den Wüstengebieten des Nordens fällt in den meisten Jahren kein Niederschlag; lediglich das Küstengebiet am Roten Meer erhält spärliche Winterniederschläge. Die Jahressumme der Niederschläge nimmt von 1 000 mm im Süden auf 163 mm in Khartum und 75 mm in Atbara schnell ab; Port Sudan erhält 110 mm jährlich in etwa 11 Niederschlagstagen. Die mittleren Januartemperaturen liegen zwischen 16 ºC (mittlere Maxima 24 ºC) im Norden und 29 ºC (mittlere Maxima 37 ºC) im Süden, die mittleren Julitemperaturen zwischen 25 ºC (30 ºC) im Süden und 35 ºC (43 ºC) im Norden.
 
Vegetation:
 
Entsprechend den Niederschlagsverhältnissen reicht die Spanne der Vegetation von Regenwald im Süden (in Form von Galeriewäldern) über Feucht-, Trocken- und Dornstrauchsavanne bis zur vollariden Wüste im Norden. Die Vollwüste nimmt etwa 25 % der Staatsfläche ein. Im Sudd, der klimatisch zur Region der Trockensavanne gehört, bestimmen Schilf, der strauchförmige Schmetterlingsblütler Ambatsch (Aeschynomene elaphroxylon), Papyrusstauden und die schwimmende Wasserhyazinthe Eichhornia crassipes, die durch ihren wuchernden Wuchs die Schifffahrt auf dem Weißen Nil behindert, die Vegetation.
 
Bevölkerung:
 
Die Bevölkerung (Sudanesen) besteht aus einer Vielzahl von Ethnien mit entsprechend vielen Sprachen. Es herrscht ein ethnisch-religiöser Gegensatz zwischen der arabisierten muslimischen Bevölkerung im Norden und der schwarzafrikanischen, christlichen oder animistischen Bevölkerung im Süden. Die politische, wirtschaftliche und zahlenmäßige Vorherrschaft haben die im Norden und im Zentrum lebenden muslimischen Sudanaraber, die etwa die Hälfte der Bevölkerung ausmachen. Die wichtigsten anderen Ethnien sind: Nubier in Dongola und Khashm el-Girba; Nuba in den Nubabergen des nördlichen Kordofan; Fur um den Djebel Marra in Darfur; Bedja in den Red Sea Hills; Dinka, Nuer und Shilluk um den oberen Weißen Nil und den Bergnil (Sudd); Zande im Gebiet der Asandeschwelle im äußersten Südwesten. Die Hälfte der Bevölkerung spricht kuschitische, nubische, nilotische u. a. Niger-Kongo-Sprachen. Englisch dient als Bildungs- und Handelssprache.
 
Das durchschnittliche jährliche Bevölkerungswachstum ist mit (1985-95) 2,2 % hoch. Die Wüstengebiete im Norden sind fast menschenleer, im Gebiet Khartum und in der Zentralregion leben dagegen auf 6,5 % der Fläche 28 % der Bevölkerung Der Anteil der städtischen Bevölkerung beträgt (1994) 24 %. Infolge des seit 1983 andauernden Bürgerkrieges gab es Ende 1996 rd. 4 Mio. Binnenflüchtlinge. Mehr als 400 000 Sudanesen sind in die Nachbarländer geflohen, v. a. nach Uganda. Im Sudan leben auch noch Tausende Flüchtlinge aus Eritrea, Äthiopien u. a. Staaten.
 
Religion:
 
Die Verfassung garantiert die Religionsfreiheit. De facto verfolgt die Regierung jedoch nach wie vor die in den 1980er-Jahren eingeleitete Politik der umfassenden staatlichen Förderung der islamischen Mehrheitsreligion und wird darin von den wirtschaftlich und politisch einflussreichen sufitischen Bruderschaften unterstützt. - Rd. 72 % der Bevölkerung sind sunnitische Muslime, überwiegend der malikitischen Rechtsschule. - Die christliche Minderheit umfasst einen Bevölkerungsanteil von rd. 16 %: rd. 9,6 % gehören der katholischen Kirche an, rd. 3,5 % der anglikanischen Kirche, rd. 2 % orthodoxen und orientalischen Kirchen (griechisch-, koptisch-, äthiopisch-orthodox), rd. 0,9 % protestantischen Kirchen (besonders Presbyterianer und Pfingstler). Die katholische Kirche umfasst zwei Erzbistümer (Khartum, Juba) mit sieben Suffraganbistümern; die anglikanische Kirche der Provinz Sudan vier Diözesen. - Traditionellen afrikanischen Religionen werden etwa 10 % der Bevölkerung (besonders unter den Nuba, Nuer und Zande) zugerechnet.
 
Bildungswesen:
 
Das Bildungswesen ist wenig entwickelt und das Bildungsniveau niedrig. Es besteht zwar allgemeine Schulpflicht, die jedoch auf dem Land kaum realisiert wird. - Das Schulwesen gliedert sich in die Primarschule (sechs Jahre, 7.-12. Lebensjahr) und die Sekundarstufe, die sich nach den ersten drei Jahren (13.-15. Lebensjahr) in drei Stränge teilt: höhere allgemein bildende Schulen (3 Jahre), berufliche Schulen und lehrerbildende Institute (beide 4 Jahre). Die Analphabetenquote beträgt 46,7 %. Das Hochschulwesen umfasst u. a. zwei Universitäten in Khartum (gegründet 1955 und 1956) sowie weitere Universitäten in Omdurman (Islamische Universität seit 1965, 1912 als College gegründet), Wad Medani (gegründet 1975) und Juba (gegründet 1975).
 
Publizistik:
 
Nach dem Militärputsch von 1989 waren nur noch die Wochenzeitung der militär. Kräfte »Al-Quwat al-Musallaha« (gegründet 1969) und die von der Regierung kontrollierten Tageszeitungen »Al-Ingaz al-Watan« und »As-Sudan al-Hadith« zugelassen. Die staatliche Nachrichtenagentur »Sudan News Agency« (SUNA, gegründet 1946) verbreitet einen In- und Auslandsdienst in arabischer und englischer Sprache. 1985 wurde von Journalisten außerdem die »Sudanese Press Agency« gegründet. Die staatliche »National Radio and Television Corporation« (gegründet 1940), Omdurman, verbreitet Hörfunkprogramme in Arabisch, Englisch, Französisch und fünf Landessprachen sowie einen Auslandsdienst; der staatlich-kommerzielle »Sudan National Television Service« (gegründet 1962) in Omdurman sendet ein Farbfernsehprogramm. 1982 wurde eine gemeinsame sudanesisch-ägyptische Rundfunkstation gegründet.
 
 Wirtschaft und Verkehr:
 
Wirtschaft:
 
Der lang andauernde Bürgerkrieg v. a. in Südsudan und die ständigen Dürreperioden sind die größten Hindernisse, um die immensen wirtschaftlichen Probleme bewältigen zu können. Gemessen am Bruttosozialprodukt je Einwohner von (1992) 400 US-$ gehört Sudan zu den Entwicklungsländern mit niedrigem Einkommen. 1992 wurde als neue gesetzliche Währungseinheit der Sudanesische Dinar eingeführt; das Sudanesische Pfund bleibt bis auf weiteres gesetzliches Zahlungsmittel. Sudan ist finanziell nicht in der Lage, seinem Schuldendienst für (1997) 20 Mrd. US-$ nachzukommen. Die Inflationsrate lag 1985-95 durchschnittlich jährlich bei 63 % (1995/96: 163 %).
 
Landwirtschaft:
 
Die Landwirtschaft, die (1992) zu 34 % am Bruttoinlandsprodukt (BIP) und fast ausschließlich am Export beteiligt ist, bildet die Grundlage der Wirtschaft und beschäftigt (1995) 68 % der Erwerbstätigen. Als Ackerland sind 12,9 Mio. ha (davon rd. 60 000 ha Dauerkulturen) ausgewiesen, als Grasland (Weiden) 110 Mio. ha. Sudan ist das Land mit der größten Bewässerungsfläche Afrikas (1,86 Mio. ha). Das größte Bewässerungsgebiet der Erde ist die Gesira, das Dreieck zwischen Blauem und Weißem Nil südlich von Khartum. Über die Nutzung des Nilwassers besteht seit 1959 ein Abkommen mit Ägypten. Der Bewässerungslandwirtschaft soll auch der Bau des Jongleikanals (1983 eingestellt) in Südsudan dienen.
 
Wichtigstes Anbauprodukt ist Baumwolle (Erntemenge 1995: 131 000 t Faser; 260 000 t Samen). Bei Sesamsaat gehört Sudan mit einer Erntemenge von 195 000 t weltweit zu den größten Anbietern. Weitere Anbauprodukte sind Zuckerrohr (4,8 Mio. t), Hülsenfrüchte, Datteln, Wassermelonen, Gemüse und Südfrüchte. Wichtigste Nahrungsmittel sind Hirse (2,6 Mio. t) und Weizen. Zentren der Viehwirtschaft (meist von Nomaden betrieben) sind die Savannen des Westens und der Zentralregion. Der Viehbestand zählt mit (1995) 22 Mio. Rindern, 23 Mio. Schafen, 16,5 Mio. Ziegen und 2,9 Mio. Kamelen zu den größten Afrikas. Sowohl die Ernteerträge fast aller Anbauprodukte als auch die Höhe der Fleisch- und Milchproduktion befinden sich selbst für afrikanische Verhältnisse auf niedrigem Niveau. Hinzu kommen starke Ertragsschwankungen infolge von Dürreperioden, die immer wieder Nahrungsmittelhilfe in großem Umfang erforderlich machen.
 
Forstwirtschaft:
 
Als Wald sind 43 Mio. ha ausgewiesen. Der Holzeinschlag (1994: 24,7 Mio. m3) dient zu rd. 90 % als Brennholz. Wichtigstes forstwirtschaftliches Produkt ist Gummiarabikum (1993: 25 000 t), das aus den Akazien der Savannengebiete gewonnen wird. Sudan gehört zu den weltgrößten Lieferanten von Gummiarabikum. Die Gewinnung ist wegen der voranschreitenden Desertifikation gefährdet.
 
Fischerei:
 
Die Fischerei ist kaum entwickelt (Fangmenge 1994: 44 200 t, davon 90 % Süßwasserfische).
 
Bodenschätze:
 
Der Bergbau ist wenig bedeutsam. Abgebaut werden Chromerz, Gold und Glimmer. Am Roten Meer wird Salz gewonnen. Noch unzureichend erschlossene Erdölfelder liegen im Südosten, ein noch nicht erschlossenes Erdgasfeld im Roten Meer bei Suakin.
 
Industrie:
 
Der Anteil des industriellen Sektors (einschließlich Bergbau, Energie- und Bauwirtschaft) lag 1992 bei 17 % des BIP. Die Betriebe des verarbeitenden Gewerbes sind im Raum Khartum konzentriert. Zementfabriken arbeiten in Atbara und Rabak, Zuckerfabriken in den jeweiligen Anbaugebieten (die größte im Bewässerungsgebiet Kenana), eine Erdölraffinerie in Port Sudan. Die wichtigsten Industriezweige sind das Nahrungsmittelgewerbe sowie die Textil- und Bekleidungsindustrie, die die landwirtschaftlichen Produkte verarbeiten, weiterhin die chemische Industrie.
 
Außenwirtschaft:
 
Die Handelsbilanz ist stark defizitär. In den meisten Jahren war der Ausfuhrwert kaum halb so groß wie der Einfuhrwert (1996: Einfuhrwert 1,34 Mrd. US-$; Ausfuhrwert 0,6 Mrd. US-$). Neben Baumwolle und Sesam (1996: je 22 % der Exporterlöse) sind lebende Tiere und Gummiarabikum die wichtigsten Exportprodukte. Haupthandelspartner sind Saudi-Arabien, Deutschland, Großbritannien und Italien.
 
Verkehr:
 
Das Verkehrsnetz ist nur unzureichend ausgebaut; v. a. die nördlichen Wüstengebiete und die Sumpfgebiete im Süden sind kaum erschlossen. Wichtigster Verkehrsträger ist die Eisenbahn, die über ein Streckennetz von (1991) 4 725 km, allerdings nur eingleisig, verfügt. Die Hauptlinien führen von Wadi Halfa an der ägyptischen Grenze über Atbara und Khartum nach Sennar und von dort nach Süden bis Er-Roseires und nach Westen nach Kordofan (El-Obeid), Darfur (Nyala) und in den Südwesten nach Wau; von Atbara und Sennar führen Strecken nach Port Sudan am Roten Meer. Das Straßennetz (48 000 km lang, davon 4 000 km befestigt) ist während der Regenzeit v. a. im Norden nicht befahrbar. Wichtigste Verbindung ist die 1 190 km lange Asphaltstraße Khartum-Kassala-Port Sudan. Sudan verfügt über 4 068 km Binnenwasserstraßen. Der Weiße Nil zwischen Khartum und Juba an der Grenze zu Uganda ist fast während des ganzen Jahres schiffbar. Wegen Stromschnellen kann der Nil zwischen Khartum und dem Nassersee kaum von der Binnenschifffahrt genutzt werden. Wichtigster Seehafen ist Port Sudan am Roten Meer; ein zweiter Seehafen wurde 1991 bei Suakin eröffnet. Der internationale Flughafen liegt bei Khartum; nationale Luftverkehrsgesellschaft ist die Sudan Airways Co. Ltd.
 
 
Das Niltal bis zum 4. Katarakt (Nubien) wurde von den Pharaonen des Neuen Reiches (1550-1070 v. Chr.) erobert. Von etwa 900 v. Chr. bis 300 n. Chr. bestand in Sudan das Reich Kusch (Nubien). Im 6. Jahrhundert drang das Christentum aus Ägypten nach Nubien vor; es behauptete sich bis 1315 im nördlichen Staat Dongola, bis 1504 im südlichen Soba gegen den Islam.en Das islamische Reich Fung prägte maßgeblich die Geschichte der folgenden Jahrhunderte bis zur ägyptischen Eroberung 1821. 1841 bestätigte die Hohe Pforte Ägypten den Besitz Sudans; 1874 endete die ägyptische Expansion mit der Eroberung Darfurs. Auf Druck Großbritanniens setzte die ägyptische Regierung seitdem in Sudan Provinzgouverneure europäischer Herkunft ein. Mit diesem Verlangen suchte die britische Regierung die Unterbindung des Sklavenhandels zu sichern und zugleich in Sudan ihren kolonialen Einfluss zu stärken. Der vom Mahdi 1881 verkündete heilige Krieg gegen Ägypten (Mahdiaufstand) endete am 26. 1. 1885 mit der Einnahme Khartums. Der Mahdi war nun unumschränkter Herrscher in diesem Raum, starb aber noch im selben Jahr. Sein Nachfolger, Abd Allah Ibn Saijid Mohammed, konnte das Reich vergrößern, wurde aber bei Omdurman am 2. 9. 1898 durch eine ägyptische Armee unter britischer Führung (Lord Kitchener) vernichtend geschlagen. Nach Beilegung der (britisch-französischen) Faschodakrise um die Vorherrschaft in diesem Gebiet wurde das Land ab 1899 als Angloägyptischer Sudan Kondominium von Großbritannien und Ägypten, faktisch jedoch in der Folgezeit wie eine britische Kolonie behandelt. In den Südprovinzen drängte Großbritannien den arabisch-islamischen Einfluss zugunsten christlicher Missionstätigkeit zurück. Ein Volksaufstand gegen die britische Kolonialherrschaft wurde 1924 niedergeschlagen
 
Ab 1948 (erste Parlamentswahl) leitete Großbritannien in Sudan die Entkolonisierung ein. Ägypten verzichtete 1953 auf seine »Mitherrschaft«. In einer Volksabstimmung wurde 1955 ein Anschluss an Ägypten abgelehnt, sodass ägyptische und britische Truppen abziehen mussten und am 1. 1. 1956 Sudan als Republik und Mitglied der Arabischen Liga unabhängig wurde, ohne dem Commonwealth beizutreten. Die seit 1954 regierende proägyptische National Union Party (NUP; 50 von 97 Parlamentssitzen) zerfiel jedoch sogleich in rivalisierende islamische Bruderschaften. Im November 1958 errichtete das Militär unter General Ibrahim Abboud (* 1900, ✝ 1983) eine Militärdiktatur, die jedoch den bereits 1955 ausgebrochenen, seit 1963 verstärkt von der Guerillabewegung »Anya-Nya« getragenen, sezessionistischen Aufstand im christlich geprägten Süden gegen die islamische Vorherrschaft in Sudan nicht beenden konnte. Nach einem Generalstreik (Oktober 1964) konstituierte sich im November 1964 wieder ein ziviles Regierungssystem, das aber im Mai 1969 gestürzt und durch ein diktatorisches Militärregime ersetzt wurde. Den Vorsitz im »Revolutionsrat« übernahm Generalmajor J. M. an-Numeiri. Nach einem gescheiterten Staatsstreich linker Offiziere (1971) kam es zu einer blutigen Verfolgung der Kommunisten und der Errichtung einer Einheitspartei nach ägyptischem Vorbild, der Sudanesischen Sozialistischen Union (SSU). Im April 1972 wurde dem südlichen Landesteil Autonomie gewährt und dadurch vorläufig der Bürgerkrieg beendet. 1976 kehrte an-Numeiri sich von seinem anfänglichen Verbündeten, dem libyschen Staatschef, M. al Gaddhafi, ab, wies die sowjetischen Militärberater aus und suchte über den ägyptischen Präs. A. as-Sadat Anlehnung an die USA. Die Anfang der 80er-Jahre wieder zunehmenden Spannungen zwischen dem arabisch-islamischen Norden und dem christlich-schwarzafrikanischen Süden, die fortschreitende Islamisierung sowie die Verschlechterung der wirtschaftlichen Lage führten 1983 zum erneuten Ausbruch des Bürgerkrieges, den das Militär schließlich zum Sturz an-Numeiris am 6. 4. 1985 nutzte, einen Militärrat an die Macht brachte und die SSU auflöste. Nach Wahlen im April 1986 wurde eine zivile Regierung unter S. Saddik al-Mahdi gebildet. Sie wurde am 30. 6. 1989 durch einen Militärputsch gestürzt; General O. H. A. al-Bashir übernahm an der Spitze des Revolutionären Kommandorates für nationale Rettung (RCCNS) die Macht und leitete eine betont islamistische Innenpolitik ein (u. a. Einführung der Scharia 1991). Im Frühjahr 1992 versuchte die Regierung mit einer Militäroffensive gegen die von den Dinka dominierte Sudanese People's Liberation Army (SPLA) unter Führung von John Garang (* 1943) sowie gegen die 1991 von der SPLA abgespaltene, von den Nuer und Shilluk getragene Southern Sudanese Independence Movement (SSIM) den Bürgerkrieg zu beenden. Mit der Ernennung al-Bashirs zum Präs. im Oktober 1993 (März 1996 und Dezember 2000 bei den von der Opposition boykottierten Wahlen im Amt bestätigt) und der Auflösung des RCCNS endete formell die Militärherrschaft. Die Regierung forcierte die radikale Islamisierung (gestützt v. a. auf die Nationale Islamische Front und deren Führer H. A. Turabi) und suchte weiterhin die Autonomiebewegung im christlich dominierten Süden militärisch zu unterdrücken. Dabei kam es einerseits zu Kämpfen zwischen Regierungstruppen und SPLA- beziehungsweise SSIM-Einheiten sowie zahlreichen weiteren, v. a. ethnisch geprägten und zum Teil konkurrierenden militär. Gruppierungen, andererseits zwischen SPLA- und SSIM-Verbänden, in deren Verlauf mehrfach schwere Menschenrechtsverletzungen begangen wurden. Vor dem Hintergrund einer Hungerkatastrophe und anwachsender Flüchtlingsströme kam es wiederholt zu Vermittlungsversuchen, u. a. der Intergovernmental Authority for Development (IGAD), ein Zusammenschluss ostafrikanischer Staaten. Im Februar 1997 erklärte die SSIM einseitig einen Waffenstillstand und unterzeichnete zusammen mit anderen Rebellenorganisationen im April 1997 mit der Regierung eine Friedenscharta, die u. a. ein Referendum über die Unabhängigkeit Südsudans nach einer vierjährigen Übergangszeit zum Inhalt hatte. Gespräche zwischen Regierung und SPLA endeten im Herbst 1997 ergebnislos, wurden jedoch im Mai 1998 angesichts der anhaltenden Hungersnot wieder aufgenommen. Ein Ende des Bürgerkrieges, dem bis Ende 2001 schätzungsweise 2 Mio. Menschen zum Opfer fielen, zeichnete sich jedoch vorerst nicht ab. Erschwert wurde die Situation zusätzlich durch heftige politische Auseinandersetzungen im islamischen Norden, durch miteinander konkurrierende politische Gruppierungen und Ethnien im Süden sowie durch Grenzstreitigkeiten Sudans mit seinen Nachbarländern. Bei den von den Oppositionsparteien boykottierten Parlamentswahlen im Dezember 2000 errang der NC die absolute Mehrheit. Bei Friedensverhandlungen in der Schweiz im Januar 2002 einigten sich SPLA und Regierung auf einen zunächst für sechs Monate befristeten Waffenstillstand in den Nuba-Bergen und eine etwa 1 000 km2 große entmilitarisierte Zone in diesem Gebiet; damit soll zumindest teilweise der Bürgerkrieg beendet werden. - Die im Juli 1998 in Kraft getretene Verfassung garantiert zwar politische Organsiations-, Versammlungs- und Glaubensfreiheit sowie die Respektierung der Menschenrechte und ein im März 2000 gebilligtes Gesetzt erlaubt nun die Bildung politischer Parteien, doch bleibt der Islam weiterhin die bestimmende Größe im Staat.
 
 
P. Fuchs: S. Landschaften, Menschen, Kulturen zw. Niger u. Nil (Wien 1977);
 O. Iten: Schwarzer S. Die Stämme der Nuba, Ingessana, Schilluk, Dinka, Nuer, Azande u. Latuka (Kreuzlingen 1978);
 
Rep. S. Staat, Politik, Wirtschaft, hg. v. K. Eitner u. a. (1980);
 F. N. Ibrahim: Ecological imbalance in the Republic of the S. (Bayreuth 1984);
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 M. W. Daly: Imperial S. The Anglo-Egyptian condominium, 1934-1956 (ebd. 1991);
 B. Lageman: Wirtschaftswandel im S. (1989);
 
Le Soudan contemporain, hg. v. M. Lavergne (Amman 1989);
 B. Streck: S. Steinerne Gräber u. lebendige Kulturen am Nil (21989);
 R. Tetzlaff: Staatswerdung im S. (1993);
 P. M. Holt u. M. W. Daly: The history of the S. (Neudr. London 1994);
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Su|dan; -s, (auch:) der; -s: Staat in Mittelafrika: S. spielt ein gefährliches Spiel, wenn es sich zu sehr mit Libyen einlässt (FR 14. 1. 89, 2); in den S. reisen.

Universal-Lexikon. 2012.