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Köln
Kölle (umgangssprachlich); Domstadt (umgangssprachlich)

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Kọ̈ln:
Stadt am Rhein.

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Kọ̈ln,
 
1) Hauptstadt des Regierungsbezirks Köln und kreisfreie Stadt in Nordrhein-Westfalen, beiderseits des hier 400 m breiten Rheins in der Kölner Bucht, 36 m über dem Meeresspiegel, mit 962 500 Einwohnern größte Stadt des Rheinlands. Köln ist Sitz eines Erzbischofs und bedeutendes kulturelles Zentrum. Die Universität hat circa 60 400 Studierende. In den übrigen Hochschulen (Hochschule für Musik, Deutsche Sporthochschule, Kunsthochschule für Medien) und Fachhochschulen (Katholische Fachhochschule, Fachhochschule Köln, Rheinische Fachhochschule) gibt es weitere rd. 25 000 Studierende. Forschungsinstitute: Max-Planck-Institute für Gesellschaftsforschung, für neurologische Forschung und für Züchtungsforschung, Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt. Köln ist Sitz vieler überregionaler Behörden und öffentlich-rechtlicher Institutionen sowie zahlreicher Verbände auf Bundesebene: Bundesverwaltungsamt, Bundesamt für Verfassungsschutz, Bundesvermögensamt, Bundesamt für Güterverkehr, Bundesamt für den Zivildienst, Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung, Bundesstelle für Außenhandels-Information, Heeres-, Luftwaffenamt, Oberfinanzdirektion, Rheinschifffahrtsobergericht, Sitz des Regierungspräsidenten, OLG, Landesarbeitsgericht, Landschaftsverband Rheinland, Deutscher Städtetag, Landeseichdirektion, Bundesverband der Deutschen Industrie, Institut der Deutschen Wirtschaft, Gesamtverband der Versicherungswirtschaft, Internationale Handelskammer, Hauptgemeinschaft des Deutschen Einzelhandels, Bundesärztekammer, Deutsche Welle, Deutschlandfunk, WDR. In Köln befinden sich viele diplomatische und konsularische Vertretungen. Köln hat mehrere Theater (Schauspiel, Kammerspiele, Puppenspiele, Privatbühnen) und eine Oper. Zu den bedeutendsten Museen zählen Wallraf-Richartz-Museum, Museum Ludwig, Römisch-Germanisches Museum, Erzbischöfliches Diözesan-Museum, Schnütgen-Museum (kirchliche Plastik und Kleinkunst), Museum für Ostasiatische Kunst, Kölnisches Stadtmuseum, Museum für Angewandte Kunst, Rautenstrauch-Joest-Museum für Völkerkunde, Käthe Kollwitz Museum sowie (nur Ausstellungen) Josef-Haubrich-Kunsthalle. Daneben gibt es in Köln zahlreiche Galerien (v. a. für zeitgenössische Kunst), das feministische Archiv und Dokumentationszentrum »FrauenMediaTurm«, historische Archive, das Rheinisch-Westfälische Wirtschaftsarchiv sowie große Bibliotheken. Ferner hat Köln eine Sternwarte, zoologische und botanische Gärten sowie zahlreiche Sportanlagen (Stadion Müngersdorf, Sporthalle, Eisstadion, Pferderennbahn).
 
Wirtschaft:
 
Die Wirtschaft Kölns ist äußerst vielseitig. In der Industrie, deren Erzeugnisse zum Teil Weltruf genießen (Eau de Cologne), dominieren Maschinen- und Fahrzeugbau (Ford-Werke AG, Deutz AG), Chemie, pharmazeutische Industrie, Elektrotechnik und Mineralölverarbeitung; daneben hat Köln u. a. Bauindustrie, Stahlbau, Eisen-, Textil- und Bekleidungsindustrie, Druckereien sowie Nahrungs- und Genussmittelindustrie. Köln ist ein traditionsreicher Handelsplatz (älteste deutsche Industrie- und Handelskammer, seit 1797). Die Waren- und Produktenbörse (gegründet 1553) gehört zu den fünf ältesten Börsen der Erde. Auf dem Messegelände am Rheinufer in Deutz finden große Fachmessen und -ausstellungen statt (so ANUGA, Photokina, Kunstmesse »Art Cologne«, Möbel-, Hausrat- und Eisenwarenmesse, Fachmesse für Sportartikel, Campingbedarf und Gartenmöbel). In unmittelbarer Nähe der Messebauten entstand 1998 die Veranstaltungshalle »Kölnarena« von Peter Böhm. Zentrales Stadtentwicklungsprojekt ist der Mediapark auf dem Gelände des ehemaligen Güterbahnhofs Sankt Gereon; Architekten wie u. a. J. Nouvel und H. Hertzberger entwarfen dafür markante Bauten. Am Fremdenverkehr haben Tagungen und Kongresse sowie der Kölner Karneval großen Anteil. Viele Banken (besonders Privatbanken) und Versicherungsgesellschaften haben in Köln ihren Sitz.
 
Verkehr:
 
Köln ist bedeutendes Verkehrskreuz (acht Rheinbrücken); über den Hauptbahnhof, mit dem größten Reiseverkehrsaufkommen in Deutschland, läuft die Mehrzahl aller internationalen Züge. Die Stadt ist von einem geschlossenen Autobahnring (54 km) umgeben. Die U-Bahn (seit 1968 in Betrieb) hat eine Streckenlänge von 50 km. Der Hafen steht mit einem Umschlag von (2000) 12,3 Mio. t an zweiter Stelle der deutschen Binnenhäfen. Internationale Flughafen Köln/Bonn (2000: 6,3 Mio. Fluggäste; 428 000 t Luftfracht) in der Wahner Heide.
 
Stadtbild:
 
Vom römischen Köln sind heute weitgehend Straßenraster, Verlauf der Mauer, Lage von Forum (Hohe Straße/Schildergasse) und Kapitol, das in verschiedenen Bauphasen vom 1. bis 4. Jahrhundert entstandene Praetorium (Rathauskomplex), Kanalisationssystem (u. a. unter der Kleinen Budengasse), außerhalb Friedhöfe, Glas- und Keramikwerkstätten bekannt; nur vermutet wird (beim Forum) die Ara Ubiorum, der Altar für Augustus und Roma (10 v. Chr.). Die Stadtmauer (Mitte 1. Jahrhundert n. Chr.) von mindestens 7,80 m Höhe umschloss ein Areal von 1 km2, das heutige Zentrum; sie hatte 9 Tore und 20 oder 21 Türme; das Seitentor des dreiteiligen Nordtores steht jetzt (leicht versetzt) am Domplatz (das Fundament im Domparkhaus, Mittelteil im Römisch-Germanischen Museum). Weitere Überreste der Stadtmauer finden sich in der Komödien- und Zeughausstraße, an der Ecke Zeughausstraße/Sankt-Apern-Straße der Römerturm (ehemaliger nordwestlicher Eckturm der Stadtmauer) mit Mosaik aus farbigen Steinen, Südteile am Rothgerber-, Blau- und Mühlenbach, Westteile in der Sankt-Apern-Straße und am Mauritiussteinweg; Süd-Ostecke, so genanntes »Ubiermonument« vom Beginn des 1. Jahrhunderts n. Chr. (um 50 n. Chr. in die Stadtmauer einbezogen). Die Pflasterung eines Teils der zum Hafen führenden Straße ist (um 6 m versetzt) neben dem Römisch-Germanischen Museum verlegt, das zahlreiche antike Funde aus Köln und Umgebung ausstellt; das Dionysosmosaik (3. Jahrhundert n. Chr.) liegt hier an originaler Stelle.
 
Wahrzeichen der Stadt ist der an der Stelle einer karolingisch-ottonischen Bischofskirche erbaute gotische Dom: 1248 begonnen, Chor 1322 vollendet, 1842-80 endgültig fertig gestellt; fünfschiffige Basilika mit Umgangschor und Kapellenkranz, Vorbilder sind nordfranzösische Kathedralen, v. a. Amiens. Monumentale Westfassade mit zwei 157,38 m hohen Türmen (Plan um 1310). Hervorragende Innenausstattung: Glasgemäldezyklus des 13./14. Jahrhunderts im Hochchor; größtes mittelalterliches Chorgestühl Deutschlands (104 Sitze, um 1310); Gerokreuz (um 970); Mailänder Madonna (um 1290); Dreikönigsschrein (1181-1230) von Nikolaus von Verdun und seiner Werkstatt; Altar der Stadtpatrone, ein von S. Lochner gemaltes Triptychon (um 1440); Rubens-Teppiche (1640); Grabmale und Skulpturen. Der Dom, 1996 von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt, birgt eine der reichsten Schatzkammern Europas. Unter dem Dom wurden 1959 zwei ungewöhnlich reich mit Schmuck sowie Waffen und sonstigen Gerätschaften ausgestattete Gräber (Frau und Knabe) des fränkischen Hochadels aus der Mitte des 6. Jahrhunderts (vielleicht Angehörige des Merowingerkönigs Theudebert I.) in einer kleinen Steinkapelle entdeckt (heute Domschatzkammer).
 
Köln besitzt eine Fülle bedeutender romanischer Kirchen: Sankt Andreas (Pfeilerbasilika mit Vierungsturm 13. Jahrhundert, Westvorhalle, reicher plastischer Schmuck, gotischer Chor 1414 begonnen, Makkabäerschrein 1527 vollendet; Grab des Albertus Magnus); Sankt Aposteln (11. Jahrhundert) mit reich gegliedertem Dreikonchenchor (1192 bis um 1230); Cäcilienkirche (2. Hälfte 12. Jahrhundert, heute Schnütgen-Museum; sakrale mittelalterliche Kunst); Sankt Georg (11.-12. Jahrhundert, einzige Säulenbasilika des Rheinlandes, fünfschiffige Krypta, gute Kapitellplastik im Westchor 1180 ff., ausdrucksstarkes Gabelkreuz 1380/90); Sankt Gereon (im Kern spätrömisch 4. Jahrhundert, Hallenkrypta 1067/69, Chor mit Doppelturmapsis um 1150, das viergeschossige Dekagon 1219-27 ausgebaut); Sankt Kunibert (spätstaufische Gewölbebasilika 1215-47, mit Glasgemäldezyklus um 1230, gute Plastik, Doppelturmapsis); Sankt Maria im Kapitol (über dem römischen Kapitolstempel errichtet, Gründungsbau Ende des 7. Jahrhunderts von Plektrudis, der Frau des fränkischen Hausmeiers Pippin II., des Mittleren, gestiftet; 1065 geweihte flach gedeckte Basilika mit Dreikonchenchor und türmeflankiertem Westbau, im Westen Arkadenwand, flandrischer Renaissancelettner 1523, Gabelkreuz 1304, Grabplatten der Plektrudis um 1160 und 1304, einzigartige geschnitzte Holztüren Mitte 11. Jahrhundert, ausgedehnte Hallenkrypta); Sankt Maria Lyskirchen (Emporenbasilika um 1210/20 mit bedeutenden spätromanischen Fresken); Groß Sankt Martin (Gewölbebasilika mit Kleeblattchor, um 1150-1250, mächtiger, 84 m hoher Vierungsturm); von Klein Sankt Martin nur der Turm (1460-86) erhalten; Sankt Pantaleon (953-980, mit ottonischem dreitürmigem Westwerk um 1000 und Krypta mit dem Grab des Erzbischofs Bruno I. romanische Seitenschiffe um 1150, Chor 1619-22 von C. Wamser, Grab der Kaiserin Theophano im südlichen Seitenchor, Lettner 1503 und Barockorgel 1652, Hochaltar 1749, bedeutender Kirchenschatz); Sankt Ursula (spätantiker Gründungsbau, Neubau um 1135, erste romanische Emporenbasilika am Niederrhein, Westbau, gotischer Chor 1287 geweiht, in der »Goldenen Kammer«, 1643, der Kirchenschatz); Sankt Severin (spätantike Grabkapelle, Neubau der Hallenkrypta 1043 geweiht, Chor mit Doppelturmapsis 1237, Chorgestühl Ende 13. Jahrhundert, Westturm 16. Jahrhundert, Langhaus 1479 ff.; das darunter liegende römische Gräberfeld ist zugänglich).
 
Gotisch sind außer dem Dom: Minoritenkirche (1245 bis um 1350, Gräber von J. Duns Scotus und A. Kolping; Rest des Kreuzgangs ins Museum für Angewandte Kunst einbezogen), Antoniterkirche (14. Jahrhundert, darin E. Barlachs »Todesengel«, 1938), Kartäuserkirche (1393 geweiht, mit Skulpturenzyklus des schönen Stils) und Peterskirche (um 1515-30, spätgotische Emporenbasilika mit Altargemälde von P. P. Rubens, 1637). Die ehemalige Jesuitenkirche Sankt Mariä Himmelfahrt ist eine nachgotische Emporenbasilika (1618-29 von Wamser) mit prunkvollem Innenraum (farbiger Spätrenaissancestuck, Netzgewölbe, Barockkanzel und -hochaltar). Aus der Barockzeit stammen Maria vom Frieden (1643-1716), Maria in der Kupfergasse (1705-15), Elendskirche (1765-71), Schloss Weißhaus in Sülz (Sommersitz der Äbte von Sankt Pantaleon) und Haus Arff in Worringen (1750-55). Im Stil des Berliner Spätklassizismus ist die Trinitatiskirche (1857-60) von A. Stüler errichtet worden. Von der Kirchenarchitektur des Historismus (Köln war ein Zentrum der Neugotik) sind v. a. in der Neustadt und in den einzelnen Stadtteilen zahlreiche Beispiele erhalten.
 
Wichtige Profanbauten sind das spätromanische Overstolzenhaus (um 1225/30), das gotische Rathaus (um 1360, Turm 1407-14, Renaissancevorhalle 1569-73), das ehemalige Fest- und Tanzhaus Gürzenich (daneben Alt Sankt Alban, 1668-72, heute Mahnmal für die Toten des Zweiten Weltkriegs), das frühere Zeughaus (1594-1606, darin das Kölnische Stadtmuseum). Von der staufischen Stadtbefestigung (1180 ff.) sind mehrere Torburgen und Mauerteile erhalten; der Bayenturm (1180 ff., im 19. Jahrhundert umgebaut, nach Zerstörung im Zweiten Weltkrieg wieder aufgebaut und 1987 ff. wiederhergestellt) wurde als »FrauenMediaTurm« 1994 neu eröffnet.
 
Zu den zahlreichen Bauten der modernen Architektur in der Altstadt zählen u. a. das Bräckerbohm-Haus (1929) von P. Bonatz, das Geschäftshaus Unter Sachsenhausen 37 (1914) von P. Behrens sowie das ehemalige Warenhaus Tietz (»Kaufhof«, 1912-14) von W. Kreis. Am Gereonshof befinden sich das Hochhaus (55 m, 1950-55) von E. Hennes, der von A. Breker gestaltete Ehrenhof sowie der Rundbau des Gerling-Konzerns (1964-66, Breker u. a.). In der 1945 zerstörten spätgotischen Kirche Sankt Kolumba errichtete G. Böhm 1950 die Kapelle »Madonna in den Trümmern«. J. Schürmann schuf 1975-78 das Wohnquartier um Groß Sankt Martin, in der Rheingasse baute Walter von Lom 1975 ein Wohn- und Bürohaus. Im Bereich des Neumarkts entstanden in den 80er-Jahren mehrere durch Passagen verknüpfte Einkaufszentren, darin der durch Hentrich, Petschnigg & Partner umgebaute Olivandenhof (1913 von H. Pflaume). Bedeutenden Anteil am Wiederaufbau der Stadt hatten R. Schwarz (Stadtplanung) und W. Riphahn, der schon in den 1920/30er-Jahren Beiträge geleistet hatte (Britisches Kulturinstitut, 1949/50; Französisches Kulturinstitut, 1951-53; Opern- und Schauspielhaus, 1954-57; Restaurant »Bastei«, 1924, 1928, 1958; Wohn- und Geschäftshäuser, 1957/58, sowie Siedlungsbauten). Von R. Schwarz stammen das heutige Museum für Angewandte Kunst (1955-57) und die Erweiterung des Gürzenich (1952-54, mit K. Band; moderner Umbau durch Kraemer, Sieverts & Partner 1996/97), von P. Busmann und G. Haberer Museen und Philharmonie (1982-86) östlich des Doms. O. M. Ungers gewann 1996 den Architekturwettbewerb für den Neubau des Wallraf-Richartz-Museums zwischen Rathaus und Gürzenich (fertig gestellt 2000). Zu weiteren Museumsprojekten der Stadt gehören Neubauten u. a. für das Rautenstrauch-Joest-Museum (Entwurf: Uli Schneider und Heiner Sendelbach, 1997) und das Erzbischöfliche Diözesan-Museum (Wettbewerbssieg: Peter Zumthor, 1997). Ein Kommunikations- und Medienzentrum im Mediapark errichtete das Kölner Architekturbüro Kister, Scheithauer & Partner (1997 eröffnet). Für den Rheinauhafen ist eine neue Nutzung als Wohn-, Kultur- und Gewerbegebiet vorgesehen (Ideenwettbewerb 1992 ff.). Der Flughafen Köln/Bonn (1970, von P. Schneider von Esleben) wird erweitert (Wettbewerbssieg: Büro Murphy & Jahn, 1992;Terminal 2 wurde bereits 2000 eröffnet). Beispiele der Industriearchitektur sind u. a. der Malakoffturm (1855) an der Hafeneinfahrt, die gründerzeitliche Bahnsteighalle des Hauptbahnhofs (1890-94), die Backsteinbauten des Städtischen Elektrizitätswerks am Zugweg (1883-1909) sowie die großen Rheinbrücken. Im Vorort Bickendorf war 1922 Baubeginn der Hochhaussiedlung II, an der Riphahn maßgeblich beteiligt war. Die Hauptverwaltung der Deutschen Krankenversicherung in Braunsfeld wurde 1967-70 von F. W. Kraemer errichtet. Den Bebauungsplan der Siedlungen »Blauer Hof« (1926/27) und »Weiße Stadt« (1929/32) in Buchforst lieferten Riphahn und C. M. Grod. In der Trabantenstadt Chorweiler schuf G. Böhm eine Wohnanlage (1967-75). In Deutz befinden sich die neuromanische Basilika Neu Sankt Heribert (1891-96) mit dem Heribertschrein (um 1160-70) sowie die Messebauten (1926-28) von A. Abel; in Dünnwald neben der romanischen Kirche Sankt Nikolaus (1118 begonnen) die Siedlung Kunstfeld, die älteste erhaltene Arbeitersiedlung (1820) des Rheinlands; in Ehrenfeld die katholische Pfarrkirche Sankt Mechtern (1954), ein Betonskelettbau von R. Schwarz; in Hahnwald wird das Haus X 1 (1961/62) von P. Neufert von einer riesigen Stahlbetonschale überspannt. Die Universitätsbauten in Sülz und Lindenthal entstanden unter Mitarbeit von Abel, Riphahn, R. Gutbrod, H. Schumacher und P. Poelzig. Die katholische Pfarrkirche Sankt Laurentius (1961/62) erbaute E. Steffann, die Kirche Christi Auferstehung (1967-70) ist ein Werk von G. Böhm, Sankt Maria Königin (1953/54) in Marienburg der letzte Bau von D. Böhm. Die Siedlung »Grüner Hof« (1922-24) und die Nibelungensiedlung (1919-28) in Mauenheim plante Riphahn. In Müngersdorf befindet sich unter zahlreichen Villen bedeutender Architekten auch das Wohnhaus O. M. Ungers (1958/59). Im Ortsteil Niehl stehen die Kirchen Alt Sankt Katharina aus dem 12. Jahrhundert und Sankt Christophorus (1958-60) von R. Schwarz. Am Rande des Villenviertels Riehl die katholische Pfarrkirche Sankt Engelbert (1930-32), ein Rundbau von D. Böhm.
 
Geschichte:
 
Um 38 v. Chr. förderte M. Vipsanius Agrippa am linken Rheinufer die Ansiedlung germanischer Ubier, deren stadtähnliche Gründung Ọppidum Ubiorum (Ara Ubiorum) Keimzelle des heutigen Köln wurde. 50 n. Chr. wurde die Ubierstadt erweitert, befestigt und auf Veranlassung Agrippinas dem Jüngeren zur römischen Kolonie Colonia Claudia Ara Agrippinẹnsium (kurz Colonia Agrippinẹnsis, später nur Colonia) erhoben. Sie entwickelte sich v. a. im 2. Jahrhundert als Hauptstadt Niedergermaniens (Sitz des Statthalters im Praetorium; 1953 unter dem heutigen Rathauskomplex ergraben) rasch zu einem Zentrum des Handwerks (v. a. Gläser) und Handels, hatte bereits im 3. Jahrhundert eine christliche Gemeinde und spätestens seit 313 einen Bischof. Postumus gründete hier 258 das Gallien, Spanien und Britannien umfassende Sonderreich, das 15 Jahre bestand. 310 wurde zum heutigen Köln-Deutz eine feste Brücke und dort das römische Kastell Divitia errichtet. Nach dem Abzug der römischen Legionen (401) übernahmen die bisher in römischen Diensten stehenden Franken die Herrschaft in Köln. Zeitweilig war es Königssitz der Rheinfranken (»Kölner Reich«; Ausdehnung umstritten, wohl bis Lothringen, Trier, Luxemburg und Limburg). Goldmünzprägungen im 6. Jahrhundert und der Goldschmuck aus den Gräbern des merowingischen Hochadels belegen die Bedeutung Kölns im Frühmittelalter bis zur Karolingerzeit. Durch seine verkehrsgünstige Lage an der Kreuzung von mehreren von Westen nach Osten verlaufenden Straßen mit dem Rhein, der die Verbindung von Italien und aus dem Donauraum nach Norden vermittelte, und als bedeutender Binnenhafen erfuhr Köln seit karolingischer Zeit einen Aufschwung zum Knotenpunkt weit reichender wirtschaftlicher Beziehungen und zu einem wichtigen deutschen Umschlagplatz. Köln war im Mittelalter die größte deutsche Stadt (12 Tore, über 80 Türme). Als Sitz eines Metropoliten (seit Ende des 8. Jahrhunderts) wurde es zugleich ein geistlicher Mittelpunkt Nordwest-Dtl.s. An der Stelle des rechtsrheinischen Kastells entstand ein fränkischer Königshof, der den Kern der aufstrebenden Siedlung Deutz bildete (1230 Stadtrecht). Um 953 ging die Stadt Köln in die Verfügungsgewalt des Erzbischofs über (Stadtherrschaft bis 1288). Heftige Auseinandersetzungen zwischen diesem und den Bürgern folgten (u. a. 1074 gegen Anno II.), bis Köln in der Schlacht von Worringen (5. 6. 1288 einen reichsunmittelbaren Status erlangte. Die Bürger hatten bereits 1106 maßgeblich in den Konflikt zwischen Kaiser Heinrich IV. und seinem Sohn Heinrich V., 1198 in den Römischen (deutschen) Thronstreit zugunsten Ottos IV. eingegriffen. Die Reichsstadt Köln war wichtigstes Mitglied einer Kaufmannsvereinigung in London, bis sie bei der Entstehung der Hanse deren Mitglied wurde. Das Patriziat wurde 1370, endgültig 1396 durch die in Gaffeln organisierten Kaufleute und Handwerker abgelöst. Nachdem in Köln die Ordensschule der Dominikaner im 13. Jahrhundert zum geistigen und theologischen Zentrum geworden war (Albertus Magnus, Thomas von Aquino, Meister Eckhart, H. Seuse, J. Tauler) und auch die Franziskaner (J. Duns Scotus) und Karmeliter Ordenshochschulen errichtet hatten, gründete der Rat der Stadt mit päpstlichem Privileg 1388 die Universität zu Köln; sie war die erste deutsche Universitätsgründung, deren Initiative vom Rat einer Stadt ausging. Am Gehorsam Kölns gegen den Kaiser sowie an der konservativen Haltung der theologischen Fakultät und des Domkapitels scheiterten 1542-47 und 1582/83 die Versuche der protestantisch gesinnten Erzbischöfe Hermann V. von Wied und Gebhard Truchsess von Waldburg, die Reformation durchzusetzen (Kölnischer Krieg).
 
In der frühen Neuzeit konnte die Stadt sich in den zahlreichen Kriegen ihre Neutralität bewahren. Ab 1794 besetzten französische Truppen Köln. Unter französischer Herrschaft wurde 1798 die Universität aufgelöst. Ab 1815 zu Preußen und zur Festung ausgebaut, war Köln fortan Sitz eines Regierungspräsidenten; das Oberpräsidium Köln bestand nur 1816-22. Während des wirtschaftlichen Aufschwungs im 19. Jahrhundert entwickelte sich die Stadt zu einem Banken- und Versicherungszentrum, drei Eisenbahngesellschaften nahmen hier ihren Sitz, ebenso die Rheinische Dampfschifffahrtsgesellschaft (1831; 1825 Stapellauf des ersten Rheindampfschiffs). Die Metallindustrie, besonders der Maschinenbau, und die chemische Industrie wurden wichtig für die aufblühende Wirtschaft (1801: 41 700 Einwohner; 1831: 66 000 Einwohner; 1852: 101 000 Einwohner). - In den 1820er-Jahren erfuhr der Karneval in Deutschland von Köln aus seine »jecke« Prägung (u. a. »Rosenmontag«; Fastnacht). - 1888 wurden u. a. Deutz, Ehrenfeld, Longerich und Müngersdorf eingemeindet, 1910 die nach der Ansiedlung von chemischer Industrie sprunghaft angewachsene und 1881 zur Stadt erhobene Siedlung Kalk; Mülheim (seit 1322 Stadt), das sein Wachstum v. a. der Eisen verarbeitenden Industrie verdankte, wurde 1914 ein Stadtteil Kölns. Oberbürgermeister K. Adenauer (1917-33, wiederum 1945) setzte sich für die Neugründung der Universität (1919) ein, ließ 1921-23 die beiden Grüngürtel auf dem ehemaligen Festungsgelände (mit Stadion, 1925), den Niehler Hafen und die Mülheimer Brücke (1927-29) anlegen sowie Flughafen (1926) und Rundfunkgebäude (1927) errichten, ferner 1922-24 und 1927 das Messegelände in Deutz anlegen beziehungsweise ausbauen. 1922 wurde Worringen eingemeindet. Im Zweiten Weltkrieg war Köln eines der Hauptziele alliierter Luftbombardements (v. a. am 30./31. 5. 1942 sowie Juni, Juli und Oktober 1943); am 7. 3. 1945 wurde die zu 72 % (Innenstadt über 90 %) zerstörte Stadt von amerikanischen Truppen eingenommen. 1946 kam Köln zu Nordrhein-Westfalen.
 
Literatur:
 
Die kirchl. Denkmäler der Stadt K., bearb. v. W. Ewald u. a., 4 Bde. (1911-34, Nachdr. 1980);
 P. Clemen: Der Dom zu K. (21938, Nachdr. 1980);
 
Rhein u. Maas. Kunst u. Kultur 800-1400, hg. v. A. Legner, Ausst.-Kat., 2 Bde. (1972-73);
 H. L. Zankl: Eine Stadt spiegelt Weltgesch. (1972);
 
K., Führer zu vor- u. frühgeschichtl. Denkmälern, hg. v. Römisch-German. Zentralmuseum Mainz, 4 Bde. (1980);
 A. Wolff: Dombau in K. (1980);
 
K. Architektur der 50er Jahre, bearb. v. W. Hagspiel u. a. (1986);
 W. Weyres: Die vorgot. Bischofskirchen in K. (1988);
 R. Zerlett: K. von den Römern bis heute. Histor. Daten (1990);
 H. Krier u. U. Krings: Die roman. Kirchen in K. (51991);
 
Chronik zur Gesch. der Stadt K., hg. v. P. Fuchs, 2 Bde. (21992-93);
 W. Schäfke: K. Zwei Jahrtausende Kunst, Gesch. u. Kultur (31993);
 W. Schäfke: K.s roman. Kirchen (1996);
 G. Wolff: Das römisch-german. K. (41993);
 A. Wolff: Der Kölner Dom (21995);
 W. P. Eckert: Kölner Stadtführer (31996);
 
Kleine illustrierte Gesch. der Stadt K., bearb. v. C. Dietmar u. W. Jung (81996).
 
Hier finden Sie in Überblicksartikeln weiterführende Informationen:
 
Köln im Mittelalter
 
 2) Regierungsbezirk in Nordrhein-Westfalen, 7 365 km2, 4,263 Mio. Einwohner; umfasst die Kreise Aachen, Düren, Erftkreis, Euskirchen, Heinsberg, Oberbergischer Kreis, Rheinisch-Bergischer Kreis, Rhein-Sieg-Kreis sowie die kreisfreien Städte Aachen, Bonn, Köln und Leverkusen.
 
 3) katholisches Erzbistum. Kölns erster Bischof Maternus ist 313 zuerst bezeugt. Hildebald, Kanzler Karls des Großen und Bischof von Köln (um 785-818), wurde seit 795 Erzbischof genannt. Die Kirchenprovinz Köln umfasste seitdem die Bistümer Lüttich (bis 1801), Utrecht (bis 1550), Bremen (bis 864), Minden, Münster, Osnabrück. Bis ins 13. Jahrhundert hatten die Erzbischöfe als Kanzler für Italien großen Einfluss auf die Reichspolitik. Das weltliche Territorium (später Kurköln) der Erzbischöfe (Kurfürsten) bildete v. a. einen schmalen Streifen am linken Rheinufer zwischen Rheinberg und Andernach. Beim Sturz Heinrichs des Löwen 1180 kam das Herzogtum Westfalen dazu. Durch die Niederlage bei Worringen 1288 im Limburger Erbfolgestreit verloren die Erzbischöfe die Herrschaft über die Stadt Köln und residierten nun in Brühl und Bonn. Hermann V. von Wied und Gebhard Truchsess von Waldburg versuchten im 16. Jahrhundert vergebens, die Reformation einzuführen. Seit Anfang des 17. Jahrhunderts wurde Köln zu einem Zentrum der katholischen Reform und der Gegenreformation. 1583-1761 hatten Wittelsbacher den Erzstuhl inne. Ihr bedeutendster war Klemens August (1723-61). 1801 kam der linksrheinische Besitz an Frankreich, 1803 wurde der rechtsrheinische Rest säkularisiert. Erst 1821 kirchlich wieder organisiert, wurde das Gebiet des Erzbistums verschiedentlich verändert (Verluste an die Bistümer Münster und Paderborn, 1921 an das Bistum Lüttich, 1930 an das wieder errichtete Bistum Aachen). Zur Kirchenprovinz Köln gehören seit 1821 die Bistümer Münster und Trier, seit 1929 Aachen und Limburg, seit 1957 Essen. Von 1929 bis zu seiner Eingliederung in die neu errichtete Kirchenprovinz Hamburg 1994 gehörte auch das Bistum Osnabrück zur Kirchenprovinz Köln. - Erzbischof ist seit 1989 J. Meisner. (katholische Kirche, Übersicht)
 

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Kọ̈ln: Stadt am Rhein.

Universal-Lexikon. 2012.