Akademik

Lessing
Lẹssing,
 
1) Carl Friedrich, Maler, * Breslau 15. 2. 1808, ✝ Karlsruhe 5. 6. 1880, Großneffe von 3); studierte Landschaftsmalerei in Berlin und folgte 1826 W. Schadow nach Düsseldorf. Lessing war der erste Vertreter der Düsseldorfer Schule, der in Historienbildern zeitgenössischen politischen Ideen und Tendenzen Ausdruck verlieh (»Das trauernde Königspaar«, 1830, Sankt Petersburg, Eremitage; »Hussitenpredigt«, 1836, Düsseldorf, Kunstmuseum). Daneben malte er stimmungsvolle romantische Landschaften. Lessing übte großen Einfluss auf die Schüler der Düsseldorfer Akademie aus. 1858 wurde er Direktor der Gemäldegalerie in Karlsruhe..
 
Literatur:
 
C. F. L., Handzeichnungen aus dem Cincinnati Art Museum, Ohio/USA (1980).
 
 2) ['lesɪȖ], Doris May, englische Schriftstellerin, * Kermanschah (Iran) 22. 10. 1919; aufgewachsen in Rhodesien (ab 1924); engagierte sich schon früh in der KP (Austritt 1956); lebt seit 1949 in London. In ihren realistisch erzählten Romanen und Kurzgeschichten verbindet sie Gesellschaftsanalyse mit psychologischer Durchleuchtung ihrer Gestalten; ihre späteren, Elemente der Sciencefiction aufweisenden Arbeiten bieten die mystisch-utopische Vision einer nicht mehr fragmentierten Welt. Der frühe Romanzyklus »The children of violence« (deutsch »Kinder der Gewalt«), ein Bildungsroman, in dessen Mittelpunkt die autobiographische Züge tragende Martha Quest steht, stellt die koloniale Gesellschaft in Schwarzafrika dar und kritisiert Rassismus, Sexismus und starre Konventionen (Band 1: »Martha Quest«, 1952, deutsch; Band 2: »A proper marriage«, 1954, deutsch »Eine richtige Ehe«; Band 3 »A ripple from the storm«, 1958, deutsch »Sturmzeichen«; Band 4: »Landlocked«, 1965, deutsch »Landumschlossen«; Band 5: »The four-gated city«, 1969, deutsch »Die viertorige Stadt«). Der Zyklus schließt in einer apokalyptischen Katastrophe und lotet die Folgen seelischer und gesellschaftlicher Desintegration aus, ebenso wie der erzähltechnisch kunstvolle Roman »The golden notebook« (1962; deutsch »Das goldene Notizbuch«). »Briefing for a descent into hell« (1971; deutsch »Anweisungen für einen Abstieg zur Hölle«) erforscht die Möglichkeiten, im Wahn zu einem erweiterten, harmonischen Bewusstsein zu gelangen. Der Romanzyklus »Canopus in Argos. Archives« (deutsch »Canopus im Argos. Archive«; Band 1: »Shikasta«, 1979, deutsch; Band 2: »The marriages between zones three, four and five«, 1980, deutsch »Die Ehen zwischen den Zonen drei, vier und fünf«; Band 3: »The Sirian experiments«, 1981; deutsch »Die sirianischen Versuche«; Band 4: »The making of a representative for Planet 8«, 1982, deutsch »Die Entstehung eines Repräsentanten von Planet 8«; Band 5: »Documents relating to the sentimental agents in the Volyen Empire«, 1983, deutsch »Die sentimentalen Agenten im Reiche Volyen«) ist der u. a. von der Beschäftigung mit dem Sufismus inspirierte, ins Mythologische gehende Entwurf eines von einer Katastrophe heimgesuchten Kosmos, der schließlich wieder von der Harmonie eines kollektiven Weltgefühls bestimmt wird. Lessing erhielt 1981 den Österreichischen Staatspreis für europäische Literatur.
 
Weitere Werke: Romane: The grass is singing (1950; deutsch Afrikanische Tragödie); The summer before the dark (1973; deutsch Der Sommer vor der Dunkelheit); Memoirs of a survivor (1974; deutsch Die Memoiren einer Überlebenden); If the old could (1984; deutsch Die Liebesgeschichte der Jane Somers); The good terrorist (1985; deutsch Die Terroristin); The fifth child (1988; deutsch Das fünfte Kind); Love, again (1996; deutsch Und wieder die Liebe).
 
Essays: A small personal voice (1974; deutsch Mit leiser, persönlicher Stimme); Prisons we choose to live inside (1987); Mara and Dann (1999; deutsch Mara und Dann); Ben, in the world (2000; deutsch Ben in der Welt);
 
Erzählungen: Collected African stories, 2 Bände (1973); Collected stories, 2 Bände (1978).
 
Bericht: The wind blows away our words (1987; deutsch Der Wind verweht unsere Worte).
 
Autobiographien: African laughter. Four visits to Zimbabwe (1992; deutsch Rückkehr nach Afrika); Under my skin (1994; deutsch Unter der Haut); Walking in the shade. Volume two of my autobiography, 1949-1962 (1997; deutsch Schritte im Schatten).
 
Ausgaben: Der Zauber ist nicht verkäuflich. Afrikanische Geschichten (1976); Das Doris-Lessing-Buch (Neuausgabe 1992).
 
Literatur:
 
R. Rubenstein: The novelistic vision of D. L. (Urbana, Ill., 1979);
 H. Kellermann: Die Weltanschauung im Romanwerk von D. L. (1985);
 
Critical essays on D. L., hg. v. C. Sprague u. a. (Boston, Mass., 1986);
 J. King: D. L. (London 1989);
 J. Pickering: Understanding D. L. (Columbia, S. C., 1990);
 Carole Klein: Doris Lessing: A biography (N. Y.2000).
 
 3) Gotthold Ephraim, Schriftsteller und Kritiker, * Kamenz 22. 1. 1729, ✝ Braunschweig 15. 2. 1781; erhielt ersten Unterricht von seinem Vater, dem Pfarrer Johann Gottfried Lessing (* 1693, ✝ 1770); auf der Fürstenschule Sankt Afra in Meißen eignete er sich 1741-46 gründliche Kenntnisse der alten Sprachen an, lernte Englisch und Französisch und bildete sich in Mathematik und Philosophie. Die Zeit des Studiums, u. a. der Theologie, Medizin und Philosophie in Leipzig (1746-48), wurde für Lessing v. a. wegen der kulturellen Impulse wichtig. Angeregt durch die Lektüre von Plautus und Terenz, erwachte sein Interesse für das Theater; sein Stiefvetter, C. Mylius, führte ihn bei der Theatertruppe Caroline Neubers ein, für sie verfasste er erfolgreich erste Stücke im Stil der sächsischen Typenkomödie: »Der junge Gelehrte« (Uraufführung 1748, Erstausgabe 1754), »Der Freygeist« (entstanden 1749, Erstausgabe 1755) und »Die Juden« (Uraufführung 1749, Erstausgabe 1754). Zuvor schon waren antikisierende Fabeln und Erzählungen sowie anakreontischer Gedichte erschienen (Sammlung der Gedichte und Epigramme unter dem Titel »Kleinigkeiten«, 1751). Im November 1748 ging Lessing nach Berlin, wo er 1750 Voltaire begegnete und, zusammen mit Mylius, die »Beyträge zur Historie und Aufnahme des Theaters« (1750, 4 Teile) herausgab, eine Zeitschrift, die später in der »Theatralischen Bibliothek« (1754-58, 4 Bände) ihre Fortsetzung fand. Seit 1751 war Lessing Mitarbeiter der »Berlinischen Privilegierten Zeitung«, der späteren »Vossischen Zeitung«. In Wittenberg (seit Dezember 1751) erhielt er im April 1752 die Magisterwürde; im November 1752 kehrte er nach Berlin zurück. Dort begründeten v. a. seine wortgewandten Rezensionen seinen Ruf als Kritiker. Eine erste Sammlung seiner »Schriften« erschien von 1753 bis 1755 in 6 Bänden. Ein frühes Beispiel seiner beißenden Polemik ist die Schrift »Vademecum für den Herrn Samuel Gotthold Lange« (1754), in der er die Horazarbeiten des hallischen Dichters und Gelehrten einer vernichtenden Kritik unterzieht. Ein großer Bühnenerfolg wurde das am 10. 7. 1755 von der ackermannschen Truppe in Frankfurt (Oder) uraufgeführte Stück »Miß Sara Sampson«. Dieses erste deutsche bürgerliche Trauerspiel, inspiriert durch die Romane der Engländer S. Richardson und H. Fielding und die englische Sentimental Comedy, aber auch durch die empfindsamen Lustspiele C. F. Gellerts und der französischen Comédie larmoyante, traf genau den Geschmack der Zeit. - Im Herbst 1755 ging Lessing wieder nach Leipzig, von wo aus er 1756 einen jungen Patriziersohn auf einer Reise begleitete, die durch ganz Europa führen sollte, aber bereits in Amsterdam wegen des Ausbruchs des Siebenjährigen Krieges abgebrochen werden musste. Nach Leipzig zurückgekehrt, geriet Lessing in finanzielle Not; zahlreiche dichterische Pläne blieben unvollendet. Der Gewinn des Aufenthaltes war jedoch die enge Freundschaft mit E. von Kleist, später Vorbild für die Figur des Tellheim in dem Lustspiel »Minna von Barnhelm«. In Berlin (seit Mai 1758) veröffentlichte er 1759 seine v. a. auch wegen der Anmerkungen zur Fabeltheorie bedeutsamen »Fabeln«, das Trauerspiel »Philotas«, dessen Entstehung eng mit Lessings Sophoklesstudien verbunden war, sowie zusammen mit K. W. Ramler eine Ausgabe der Gedichte von F. von Logau. Die Arbeit am »Faust«-Stoff blieb Fragment. Zur gleichen Zeit gab er mit den Freunden F. Nicolai und M. Mendelssohn die ersten Nummern (bis 1760) der Zeitschrift »Briefe, die neueste Litteratur betreffend« heraus, die ihn zur entscheidenden kritischen Instanz der deutschen literarischen Öffentlichkeit machten. Hier formulierte Lessing erstmals ausführlich seine Kritik an der französischen Klassik und J. C. Gottsched (aber auch an dessen Gegner J. J. Bodmer) und postulierte die Vorbildhaftigkeit Shakespeares, der besonders den antiken Dramenidealen »in dem Wesentlichen näher stehe als die Franzosen« (17. Brief). 1760-65 war Lessing, v. a. aus finanziellen Gründen, Sekretär des preußischen Kommandanten von Breslau, B. F. von Tauentzien, eine Stellung, die ihm gleichermaßen Freiräume wie wichtige Anregungen für Milieustudien bot.
 
In Breslau verfasste Lessing auch im Wesentlichen seine kritische Untersuchung »Laokoon oder Über die Grenzen der Mahlerey und Poesie«, die 1766 erschien. Hier entwickelte er gegen die Auffassungen J. J. Winckelmanns den grundsätzlichen Unterschied zwischen der Poesie als Kunst des zeitlichen Nacheinanders und den bildenden Künsten, deren Prinzip das räumliche Miteinander ist.
 
Die archäologischen Abschnitte dieser Schrift verwickelten Lessing in eine von ihm überlegen geführte Auseinandersetzung, v. a. mit dem hallischen Geheimrat C. A. Klotz. Aus dieser Literaturfehde gingen die »Briefe antiquarischen Inhalts« (1768/69) sowie die Schrift »Wie die Alten den Tod gebildet« (1769) hervor. - 1765 übersiedelte Lessing wieder nach Berlin, folgte aber schon im Frühjahr 1767 unter dem Druck erneuter finanzieller Schwierigkeiten der Einladung J. F. Löwens als Dramaturg an das neu gegründete »Deutsche Nationaltheater« nach Hamburg. Hier wurde am 30. 9. des gleichen Jahres das bereits 1766 vollendete Lustspiel »Minna von Barnhelm« (gedruckt 1767) uraufgeführt. Das Stück gilt in der Mischung von tragischen mit schließlich dominierenden komischen Elementen bis heute als »klassisches deutsches Lustspiel«. Es markiert die Ablösung der Typenkomödie durch die Charakterkomödie.
 
Ergebnis der theoretischen und theaterkritischen Arbeit dieser Zeit ist die »Hamburgische Dramaturgie« (1768-69, 2 Bände), in der Lessing Rezensionen aufgeführter Stücke verband mit Reflexionen über das Wesen der Tragödie und Komödie sowie die Bedeutung des Dichters. Im Rückgriff auf die aristotelische Gattungslehre und auf die Werke Shakespeares versuchte Lessing zu einer neuen Fassung des Begriffs der Katharsis und der Vorstellung von den drei Einheiten zu gelangen und so auch zu beweisen, dass Shakespeare das Gattungsgesetz der Tragödie wahrhaftiger erfülle als die streng regelhaften Stücke der französischen Klassik. Gegen »formale Regeln« stellte er das »innere Gesetz« und das von diesem erfüllte »Genie«; dies machte ihn auch zu einem Wegbereiter der Dramenkonzeption des Sturm und Drang, obgleich er sich in späteren Jahren ausdrücklich gegen dessen schrankenlose Verherrlichung des »Naturgenies« wandte. Nach dem Zusammenbruch des Hamburger Theaterunternehmens (November 1768) folgte Lessing im April 1770 einem Ruf als Bibliothekar an die Bibliothek in Wolfenbüttel, aus der er bedeutende Werke veröffentlichte (die Bibliothekarstätigkeit im Allgemeinen aber als Ausübung eines missliebigen Amtes verstand). In Wolfenbüttel brach für Lessing nun nach den geselligen Jahren (u. a. Bekanntschaft mit J. G. Herder, F. G. Klopstock, M. Claudius, C. P. E. Bach) eine einsame, durch den Tod des Vaters, Gesundheitssorgen, materielle Engpässe und berufliche Missverständisse getrübte Zeit an, unterbrochen von einer wenig ergiebigen Italienreise (1775/76). 1776 hatte Lessing endlich die finanziellen Mittel, um Eva König, mit der er seit 1771 verlobt war, zu heiraten; doch brachte ihr früher Tod (nach der Geburt eines Sohnes, der die Mutter nur um wenige Tage überlebte) weiteres Leid. 1772 wurde das Trauerspiel »Emilia Galotti« vollendet, in dem Lessing wesentliche Elemente seiner Dramentheorien, v. a. die Vorstellung von einem »mittleren Charakter«, zu verwirklichen suchte. - Lessings letzte Wolfenbütteler Jahre waren geprägt durch den theologischen Streit mit dem Hamburger Hauptpastor J. M. Goeze (»Anti-Goeze«, 1778), nachdem Lessing in den Wolfenbütteler Beiträgen »Zur Geschichte und Litteratur« (1773-81, 6 Bände) Teile der »Apologie oder Schutzschrift für die vernünftigen Verehrer Gottes« von H. S. Reimarus, einer rationalistischen Bibelkritik, veröffentlicht hatte, ohne allerdings den Verfasser zu nennen. Die von der Zensur untersagte Fortführung der Kontroverse veranlasste Lessing zu seinem dramatischen Gedicht »Nathan der Weise« (1779, Uraufführung 14. 4. 1783 Berlin). In engem Zusammenhang mit dem hier formulierten Ideal der Toleranz und Humanität und seiner utopischen Zukunftsperspektive stehen die letzten größeren Prosaschriften »Ernst und Falk. Gespräche für Freymäurer« (1778-80, 2 Teile) und »Die Erziehung des Menschengeschlechts« (vollständig 1780).
 
Lessing gilt als herausragender Vertreter der Ideale und Aktivitäten der Aufklärung in ihrem Eintreten für Vernunft, Freiheit, Menschlichkeit, gegen Vorurteil, kirchliche Bevormundung und Fürstenwillkür. Sozialgeschichtlich wird er als Befürworter der Emanzipation eines sich konstituierenden Bürgertums verstanden. Schon seine schriftstellerischen Anfänge lieferten fundamentale Kritik der deutschen zeitgenössischen Gesellschaft, diese Zeitschriftenbeiträge waren die Grundlage für den Aufstieg der deutschen Literatur zu weltliterarischer Geltung. Die kritischen und theoretischen Schriften folgten der Grundüberzeugung Lessings, dass alle dogmatisch verfestigten historischen Urteile neu überprüft werden müssen. Als erster moderner deutscher Schriftsteller gilt er, weil er schriftstellerische Produktions- und Distributionsmöglichkeiten der neu entstandenen »bürgerlichen Öffentlichkeit« auch ökonomisch (wenn auch vergeblich) zu nutzen suchte. In seiner Schreibweise praktizierte er das didaktische Prinzip der umfassenden Information und weiterführenden Anregung, das dialogische Moment, welches das Publikum zum Selbstdenken anregen soll, die Instrumentalisierung der Philologie (v. a. der klassischen) als Mittel der Kritik und den methodischen Weg, das Falsche als Voraussetzung der Erkenntnis des Wahren zu erfassen. Seine Vielseitigkeit erweist sich sowohl in den zahlreichen Gattungen, die er beherrschte, wie auch in den Einflüssen und Tendenzen, die sich in seinem Werk überschneiden: Anakreontisch-Geselliges steht neben Heroisch-Pathetischem und Witzig-Manieristischem. Lessing entfernte sich von der Regelpoetik der Gottschedschule und gelangte zu einer moralisch begründeten Wirkungspoetik. Die starre Typik der Gottschedkomödie ersetzte er durch individuelle Charaktere. Von der Forderung nach einer realistischen Bühnenhandlung ist auch seine Tragödienauffassung bestimmt: Die konstituierenden Elemente seines Dramas - als interpretierte Wirklichkeit - sind Mimesis als Prinzip der Naturnachahmung, »gemischte Charaktere« und die Katharsis als Mittel der Erziehung zur bürgerlichen Moralität. — In die theologische Diskussion zwischen Orthodoxie und Neologie brachte Lessing die Dimension der Geschichtlichkeit ein. Die Ringparabel des »Nathan« verkündet, dass alle Konfessionen nur unterschiedliche historische Formen eines gemeinsamen menschlichen Strebens nach Vollkommenheit sind. In dieser Toleranzbotschaft gipfelt die deutsche Aufklärung. Die Aufführungsgeschichte des Dramas in Deutschland - unter den Nationalsozialisten verboten, nach 1945 eines der am häufigsten gespielten klassischen Stücke - beweist seinen Stellenwert in der deutschen Geschichte.
 
Ausgaben: Sämtliche Schriften, herausgegeben von K. Lachmann, 23 Bände (31886-1924, Nachdruck 1968); Werke. Vollständige Ausgabe in 25 Teilen, herausgegeben von J. Petersen u. a., 25 Bände und 5 Ergänzungsbände (1925-35, Nachdruck 1970); Werke, herausgegeben von H. G. Göpfert, 8 Bände (1970-79); Werke in drei Bänden, herausgegeben von demselben (1982); Werke und Briefe, herausgegeben von W. Barner u. a., auf 12 Bände in 14 Teilen berechnet (1985 folgende).
 
Literatur:
 
Erich Schmidt: L. Gesch. seines Lebens u. seiner Schr., 2 Bde. (41923, Nachdr. 1983);
 K. S. Guthke: Der Stand der L.-Forsch. Ein Ber. über die Lit. 1932-1962 (1965);
 K. S. Guthke: L.-Lit. 1963-68, in: Lessing Yearbook, Bd. 1 (1969);
 K. S. Guthke: Grundl. der L.-Forsch. Neuere Ergebnisse, Probleme, Aufgaben, in: Wolfenbütteler Studien zur Aufklärung, Bd. 2 (1975);
 K. S. Guthke: G. E. L. (31979);
 S. Seifert: L.-Bibliogr. (Berlin-Ost 1973);
 D. Hildebrandt: L. Biogr. einer Emanzipation (1979);
 
G. E. L., hg. v. G. u. S. Bauer (21986);
 
L. Epoche - Werk - Wirkung, bearb. v. W. Barner u. a. (51987);
 D. Kuhles: L.-Bibliogr. 1971-1985 (Berlin-Ost 1988);
 S. Sanna: L.s »Emilia Galotti«. Die Figuren des Dramas im Spannungsfeld von Moral u. Politik (1988);
 S. Sanna: L.s »Minna von Barnhelm« im Gegenlicht. Glück u. Unglück der Soldaten (1994);
 W. Albrecht: Streitbarkeit u. Menschlichkeit. Studien zur literar. Aufklärung L.s (1993);
 
L.s »Nathan«. Der Autor, der Text, seine Umwelt, seine Folgen, hg. v. H. Göbel (Neuausg. 1993);
 W. Drews: G. E. L. (122.-124. Tsd. 1999);
 M. Fick: L.-Handbuch. Leben - Werk - Wirkung (2000).
 
L. Yearbook, Bd. 1 ff. (1969 ff.).
 
Hier finden Sie in Überblicksartikeln weiterführende Informationen:
 
Lessing: Das bürgerliche Drama
 
Lessings Deutung der Geschichte durch die Religion
 
 4) Theodor, Publizist, Schriftsteller und Kulturphilosoph, * Hannover 8. 2. 1872, ✝ (ermordet) Marienbad 30. 8. 1933; stammte aus liberaler jüdischer Familie; 1922-25 Professor für Pädagogik und Philosophie an der TH Hannover; hatte Anteil an der antirationalistischen Kultur- und Gesellschaftskritik des 19./20. Jahrhunderts (F. Nietzsche, O. Spengler); vertrat publizistisch einen pragmatischen Sozialismus (u. a. Gleichberechtigung der Frau, Völkerverständigung). In »Europa und Asien« (1918) unterzog er die technische Zivilisation mit ihren kolonialistischen Tendenzen und der Zerstörung der natürlichen Umwelt radikaler Kritik. Sein großes Werk über das historische Gedächtnis »Geschichte als Sinngebung des Sinnlosen« (1919) wurde als Antikriegsbuch zunächst verboten. Die Romane, Dramen und Gedichte sind weniger bedeutend. Seit den 20er-Jahren warnte er vor der Gefahr der Machtergreifung durch Hitler und war Hetzkampagnen ausgesetzt. 1933 ging er ins Exil, wurde dort von den Nationalsozialisten ermordet.
 
Weitere Werke: Die verfluchte Kultur (1921); Prinzipien der Charakterologie (1926); Der jüdische Selbsthaß (1930).
 
 
R. Marwedel: T. L. 1872-1933 (1987);
 B. Baule: Kulturerkenntnis u. Kulturbewertung bei T. L. (1992).

Universal-Lexikon. 2012.