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Taiwan
Nationalchina; Republik China; Republik China auf Taiwan

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Tai|wan; -s:
(nur von einigen wenigen Staaten anerkannter) Inselstaat in Ostasien.

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Taiwan
 
 
Kurzinformation:
 
Fläche: 36 182 km2
 
Einwohner: (2000) 22,2 Mio.
 
Hauptstadt: Taipeh
 
Amtssprache: Chinesisch
 
Nationalfeiertag: 10. 10.
 
Währung: 1 Neuer Taiwan-Dollar (NT$) = 100 Cents (¢)
 
Zeitzone: 1900 Taipeh = 1200 MEZ
 
['taɪvan, taɪ'van, taɪ'vaːn], amtlich chinesisch Chung-hua Min-kuo [tʃuȖhwa-], deutsch Republik China, Staat in Ostasien, auf der Insel Taiwan (früher Formosa), die durch die Formosastraße vom chinesischen Festland getrennt ist; umfasst außerdem zahlreiche kleinere Inseln, v. a. die Pescadores sowie unmittelbar vor dem Festland Quemoy mit Nebeninseln und die Matsuinseln. Taiwan erhebt außerdem Anspruch auf die Spratlyinseln. Ohne Quemoy und die Matsuinseln hat Taiwan eine Fläche von 36 182 km2 und (2000) 22,2 Mio. Einwohner; Hauptstadt ist Taipeh. Amtssprache ist Chinesisch. Währung: 1 Neuer Taiwan-Dollar (NT$) = 100 Cents (¢). Uhrzeit: 1900 Taipeh = 1200 MEZ.
 
 Staat und Recht:
 
Verfassung:
 
Die Verfassung von 1947 (mehrfach, zuletzt 2000, revidiert) bestimmt Taiwan als Republik. Die Verfassung sieht - basierend auf der Lehre von Sun Yat-sen - eine Teilung in fünf, von je einem Yüan (Staatsrat) ausgeübte Gewalten vor (Legislative, Exekutive, Justiz, Prüfung und Kontrolle). Staatsoberhaupt und Oberbefehlshaber der Streitkräfte ist der auf vier Jahre direkt gewählte Präsident (einmalige Wiederwahl möglich). Die Nationalversammlung (334 auf vier Jahre gewählte Abgeordnete) ist v. a. für Verfassungsänderungen zuständig; die Gesetzgebungskompetenz liegt beim Legislativ-Yüan (225 auf drei Jahre gewählte Mitglieder; 176 in direkter und 49 in Wahl nach Parteienproporz). Der Ministerpräsident als Vorsitzender des Exekutiv-Yüans wird vom Präsidenten im Einvernehmen mit dem Legislativ-Yüan ernannt, dem gegenüber er politisch verantwortlich ist. Kontroll- und Prüfungs-Yüan nehmen Funktionen der gesellschaftlichen Überwachung und der Beamtenauswahl wahr; Ersterer verfügt über das Recht der Rechnungsprüfung sowie der öffentlichen Anklage gegen hohe Staatsbeamte wegen Amtsmissbrauchs. Dem Justiz-Yüan untersteht das Gerichtswesen; er ist zugleich Verfassungsgericht.
 
Parteien:
 
Im politischen Leben spielen neben der seit 1949 dominierenden Kuo-min-tang v. a. die Democratic Progressive Party (DPP, gegründet 1986) und die Chinese New Party (CNP, gegründet 1993) eine Rolle.
 
Wappen:
 
Es zeigt eine zwölfstrahlige weiße Sonne auf blauem Grund. Die Strahlen symbolisieren die zwölf zweistündigen Tagesabschnitte und versinnbildlichen den »unaufhörlichen Fortschritt«. Die Darstellung entspricht dem 1906 für die Chinesische Revolutionäre Liga von Sun Yat-sen geschaffenen Symbol des »künftigen freien China« und der »republikanischen Erneuerung«, später von der Kuo-min-tang übernommen.
 
Nationalfeiertage:
 
10. 10., erinnert an den Aufstand von Wuhan 1911.
 
Verwaltung:
 
Taiwan ist in 16 Kreise und sieben kreisfreie Städte gegliedert, unter denen die Hauptstadt Taipeh und Kaohsiung eine Sonderstellung einnehmen. Entsprechend dem weiter vertretenen Anspruch Taiwans, ganz China zu vertreten, wird Taiwan zugleich als eine chinesische Provinz betrachtet; die Provinz-Regierung sitzt in T'aichung.
 
Recht:
 
In Taiwan gilt zum Teil noch das von China in den 1930er-Jahren nach japanisch-deutschem Vorbild rezipierte Rechtssystem, das jedoch später weiter modernisiert wurde. Der Gerichtsaufbau ist dreistufig. Oberstes Gericht und zugleich Verfassungsgerichtshof ist der Justiz-Yüan.
 
Streitkräfte:
 
Die Gesamtstärke der Wehrpflichtarmee (Dauer des Grundwehrdienstes zwei Jahre) beträgt rd. 400 000 Mann, an Reservisten stehen etwa 1,6 Mio. Mann zur Verfügung. Das Heer hat eine Stärke von rd. 240 000 Soldaten, gegliedert ist es in zwei Panzerdivisionen, zehn schwere, sechs leichte und zwei mechanisierte Infanteriedivisionen, hinzu kommt eine entsprechende Anzahl selbstständiger Kampf- und Kampfunterstützungsverbände. Der Luftwaffe gehören etwa 68 000 Soldaten an, die Marine umfasst rd. 68 000 Mann, hiervon die Hälfte Marineinfanterie (zwei Divisionen). Die Ausrüstung ist vorwiegend amerikanischer Herkunft und besteht v. a. aus etwa 570 Kampfpanzern (20 M-60 A 3, 100 M-48 A 5, 450 M-48 H), etwa 430 Kampfflugzeugen (300 F-5 und 130 Starfighter F-104), vier U-Booten, 38 Zerstörern/Fregatten und rd. 100 Kleinen Kampfschiffen. Die Starfighter- und rd. 200 der F-5-Maschinen sollen bis 1999 durch 150 amerikanische Kampfflugzeuge des Typs F-16 und durch 60 französische des Typs Mirage 2 000 ersetzt werden. Außerdem ist die Beschaffung von weiteren 140 Kampfpanzern M-60 A 3 sowie moderner U-Boote und Fregatten geplant.
 
 Landesnatur und Bevölkerung:
 
Landschaft:
 
Die Insel Taiwan liegt im südlichen Teil des Inselbogens vor der ostasiatischen Küste. Das zentrale junge Faltengebirge, das sie in Nord-Südrichtung durchzieht, nimmt fast zwei Drittel der gesamten Inselfläche ein; mehr als 60 Gipfel erreichen Höhen von über 3 000 m über dem Meeresspiegel, höchster Berg ist der Yü Shan (3 997 m über dem Meeresspiegel) in der zentralen Bergkette Chungyang Shan-mo. Gegen Osten bricht das zentrale Gebirge zum Taitunggraben ab, der von einem schmalen Küstengebirge (bis 1 682 m über dem Meeresspiegel) begrenzt wird. Nach Westen fällt das zentrale Gebirge allmählich über Hügel- und Terrassenland zur 8-40 km breiten Küstenebene ab, die von einer Ausgleichsküste begleitet wird. Im Norden der Insel erhebt sich über dem Becken von Taipeh eine Gruppe erloschener Vulkane, die zum Vulkanbogen der Ryūkyūinseln gehören; Krustenbewegungen dauern in Taiwan bis heute an (durchschnittlich 160 Erdbeben pro Jahr). - Die Flüsse sind kurz und besonders im Norden wasserreich.
 
Klima:
 
Das Klima ist im Süden tropisch, im übrigen Bereich subtropisch und steht unter Monsuneinfluss (Sommer: Südwest-, Winter: Nordostmonsun). Häufig wird Taiwan von Taifunen heimgesucht. Die mittlere Jahrestemperatur liegt im Norden bei 21 ºC, im Süden bei 25 ºC. Die Jahresniederschlagsmengen erreichen im Norden bis über 3 000 mm, im Südwesten liegen sie bei 1 800 mm.
 
Vegetation:
 
53 % (1995) der Insel sind waldbedeckt, 1970 waren es noch 62 %. Bei im Süden jeweils höher ansteigenden Vegetationsstufen finden sich bis in 500-800 m über dem Meeresspiegel Mangroven, Palmen, Bambus und Akazien, bis in 1 500-2 000 m über dem Meeresspiegel die flächenmäßig ausgedehnteste Stufe der immergrünen subtropischen Wälder (Japanzeder, Kampferbaum, Palme, Eiche), bis 2 600 m über dem Meeresspiegel ein Mischwald (Eiche, Ulme, Ahorn, Buche, Kiefer, Fichte, Zedernarten), bis 3 600 m über dem Meeresspiegel reiner Nadelwald, darüber Knieholz, Grasland, Polsterpflanzen.
 
Bevölkerung:
 
Die Chinesen wanderten erst seit dem 17. Jahrhundert in großer Zahl vom Festland, v. a. aus den Provinzen Fujian und Guangdong, auf die Insel ein; im westlichen Gebirgsvorland leben jedoch schon seit dem 13. Jahrhundert Ackerbau treibende chinesische Hakka. Mit der Kuo-min-tang-Regierung flohen 1949 etwa 2 Mio. Chinesen nach Taiwan, wo sie die meisten führenden Positionen in Verwaltung, Wirtschaft und Schulwesen besetzen. Die Urbevölkerung umfasst noch (1995) 370 000 Menschen austronesischer Abstammung, die Formosasprachen sprechen; diese leben überwiegend in Hochgebirgsregionen, in die sie einst von den einwandernden Chinesen zurückgedrängt wurden. - Die Bevölkerung ist von (1960) 10 Mio. Einwohner über (1970) 14,7 Mio., (1980) 17,9 Mio., (1990) 20,2 Mio. auf (1997) 21,7 Mio. Einwohner angewachsen. Bei einer Geburtenrate von (1997) 15,07 ‰ und einer Sterberate von 5,59 ‰ hat sich das natürliche Bevölkerungswachstum deutlich auf (1997) 0,95 % verringert (1960: 3,25 %, 1970: 2,23 %, 1980: 1,86 %). Erste staatliche Maßnahmen zur Familienplanung wurden 1964 getroffen, seit 1982 wird u. a. durch steuerliche Vergünstigungen die Familie mit nur zwei Kindern propagiert. 1996 waren 23,1 % der Bevölkerung jünger als 14 Jahre (1982: 31,2 %).
 
Taiwan zählt zu den am dichtesten besiedelten Flächenstaaten der Erde. Die Bevölkerungsverteilung ist ungleich: schwache Besiedlung des Gebirgslandes, starke Besiedlung des Nordens und der Westküstenebene samt der zum Gebirge hin anschließenden Hügelzone. Die durchschnittliche Bevölkerungsdichte betrug (1997) 613 Einwohner je km2, in der Hauptstadt Taipeh sogar 9 600 Einwohner je km2. Der Verstädterungsgrad ist außergewöhnlich hoch; in Orten mit mehr als 20 000 Einwohner leben mehr als 95 % (1961: 65,1 %) der Gesamtbevölkerung. In den vier städtischen Metropolen (Taipeh, Kaohsiung, T'aichung und T'ainan) konzentrieren sich 60 % der Bevölkerung.
 
Religion:
 
Die Verfassung garantiert die Religionsfreiheit. Grundlage der Gesetzgebung ist das Prinzip der Trennung von Staat und Religion. Die dominierenden Religionen sind Buddhismus und Taoismus. Von großer Bedeutung sind die traditionellen chinesischen Volksreligionen und die (auch religiös verstandene) Weltanschauung des Konfuzianismus. Zum Buddhismus (über 4 000 Tempel) bekennen sich rd. 25 % der Bevölkerung, zum Taoismus (über 8 000 Tempel) rd. 20 %. Die (zum Teil taoistisch oder konfuzianistisch »eingefärbten«) traditionellen chinesischen Volksreligionen sind in der Form der Ahnenverehrung vielfach »Familienreligionen«. Über 900 000 Anhänger zählt die in Taiwan entstandene neue Religion »I-Kuan Tao«, die Elemente des Konfuzianismus, Taoismus, Buddhismus und der Ahnenverehrung verbindet. - Rd. 5 % der Bevölkerung sind Christen: Rd. 3,4 % gehören protestantischen Kirchen an (davon rd. ein Drittel Presbyterianer sowie Baptisten, Pfingstler, Adventisten, Methodisten u. a.), rd. 1,6 % der katholischen Kirche. - Die kleine, durch die Hui gebildete islamische Minderheit zählt knapp 60 000 Muslime.
 
Bildungswesen:
 
Es besteht neunjährige allgemeine Schulpflicht vom 6. bis 15. Lebensjahr bei kostenlosem Unterricht, allgemein verbreitet ist der Besuch von Vorschuleinrichtungen. Nach der sechsjährigen Primarschule (ab dem 3. Schuljahr meist als Ganztagsunterricht) und der ebenfalls zur Primarstufe zählenden dreijährigen Mittelschule ist der Besuch der allgemein oder berufsbildenden Oberschule (drei Jahre) oder einer höheren beruflichen Schule möglich (fünf Jahre), deren Besuch für Absolventen der berufsbildenden Oberschule zwei bis drei Jahre dauert. Für die Sekundar- und tertiäre Ausbildungsstufe sind sowohl öffentliche als auch private Institutionen zuständig. Die Analphabetenquote beträgt 6,3 %. Die Elite-Universität der über 20 Universitäten im Land (9 davon in der Hauptstadt) ist die Nationaluniversität in Taipeh (gegründet 1928). Die älteste Universität Taiwans befindet sich in Hsinchu (gegründet 1896).
 
Publizistik:
 
Die Mehrzahl der (1996) 344 Zeitungen befindet sich in Privatbesitz. Die wichtigsten Tageszeitungen (chinesischer Titel in englischer Übersetzung) sind die in Taipeh erscheinenden »United Daily News« und »China Times« (Auflage jeweils 1,2 Mio.), »Central Daily News« (600 000) und »Liberty Times« (500 000) sowie die in T'ainan erscheinende »China Daily News« (670 000). Nachrichtenagenturen sind »Central News Agency« (CNA, gegründet 1924) und »Chiao Kwang News Agency«. Die meisten Rundfunkstationen sind privatwirtschaftlich organisiert. Lizenzen und Frequenzen werden vom Ministerium für Kommunikation erteilt, überwacht werden die Sender vom Ministerium für Information. 1993 wurden die Ausstrahlung über UKW und die Errichtung von Kabelfernsehsendern legalisiert (Ende 1994 gab es bereits 220). 1996 existierten 41 Rundfunkgesellschaften. Die drei wichtigsten Hörfunkgesellschaften sind: »Broadcasting Corp. of China« (BCC, gegründet 1928) mit neun Stationen, »Cheng Sheng Broadcasting Corp. Ltd.« mit sechs und »Fu Hsing Broadcasting Corp.« mit 27 Stationen. Bei den Fernsehunternehmen sind von Bedeutung: »Taiwan Television Enterprise« (TTV), »China Television Company« (CTV), der Bildungskanal »Chinese Television System« (CTS) und »People's Broadcasting Corp.«, die seit 1997 sendet.
 
 Wirtschaft und Verkehr:
 
Wirtschaft:
 
Taiwans Entwicklungserfolge spiegeln sich in einer großen wirtschaftlichen Dynamik, im Aufstieg zur internationalen bedeutenden Handelsnation und in einem für Asien vergleichsweise hohen Bruttosozialprodukt (BSP) von (1996) 12 838 US-$ je Einwohner wider. Während in den 80er-Jahren jedoch noch Zuwachsraten von rd. 9 % jährlich verzeichnet wurden, schwächte sich das Entwicklungstempo mit zunehmendem Reifegrad der Wirtschaft ab und lag 1991-96 bei 6,5 %. Die Inflation blieb mit durchschnittlich 3 % in den 80er- und 90er-Jahren auf einem konstant niedrigen Niveau, während die Arbeitslosenquote in den 90er-Jahren zunahm, jedoch noch immer sehr gering ist (1997: 2,7 %). Die Wirtschaftsstrukturen unterlagen v. a. seit Ende der 80er-Jahre einem starken Anpassungsdruck. Steigende Lohnkosten haben zu einer schrittweisen Auslagerung von arbeitsintensiver Exportproduktion in andere asiatische Staaten und nach Festlandchina geführt. Antriebsfaktoren der derzeitigen Entwicklung sind v. a. High-Tech-Branchen wie die Elektronikindustrie sowie der Dienstleistungssektor. Um Taiwans internationale Position in der asiatisch-pazifischen Region zu stärken und den Zufluss von Auslandskapital und Know-how zu fördern, verfolgt die Regierung seit 1993 ein ambitioniertes Programm der Liberalisierung der Wirtschaft und den Aufbau Taiwans zu einem regionalen Wirtschafts- und Dienstleistungszentrum.
 
Landwirtschaft:
 
Taiwans Wandel von einer Agrar- in eine Industriegesellschaft wird anhand des drastisch gesunkenen Anteils dieses Sektors an der Beschäftigtenzahl (1952: 56 %; 1997: 9,6 %) und am Bruttoinlandsprodukt (BIP; 1952: 33 %, 1997: 3 %) deutlich. Die in den 50er-Jahren durchgeführte Landreform brachte eine Steigerung der Ernteergebnisse und Produktivitätsfortschritte. In den 90er-Jahren sieht sich Taiwans Agrarsektor jedoch vielen Problemen gegenüber wie extrem kleinen Betriebsgrößen (1995: 1,08 ha), Abwanderung von Arbeitskräften und wachsender ausländischer Konkurrenz, da die Regierung mit Erwartung des WTO-Beitritts den Agrarsektor für Produkte aus dem Ausland schrittweise öffnet. Aufgrund des Gebirgscharakters ist nur ein Viertel der Landesfläche landwirtschaftlich nutzbar, rd. die Hälfte hiervon sind bewässerte Reisfelder. Reis ist das wichtigste Anbauprodukt (zwei Ernten jährlich; 1995: 1,68 Mio. t). Andere traditionell bedeutsame pflanzliche Produkte wie Zuckerrohr, Spargel, Champignons, Bananen und Ananas sind jedoch ebenso wie Reis ohne staatliche Subventionen und Schutzzölle nicht mehr konkurrenzfähig. Dagegen hat die Viehzucht mit Exporten von Schweinefleisch an Bedeutung gewonnen (1989: 15,4 %; 1995: 34 % der agrarischen Wertschöpfung).
 
Forstwirtschaft:
 
Mitte der 90er-Jahre wird die Waldfläche mit 1,9 Mio. ha (53 % der Landesfläche) angegeben. Die Regierung verfolgt eine Politik der Waldkonservierung mit sinkenden Nutzholzeinschlägen, nachdem zwischen 1956 und 1977 die Waldfläche Taiwans um 7,6 % zurückging. Als Holzreserven gelten 326,4 Mio. m3 (davon 124,5 Mio. m3 Nadel- und 201,8 Mio. m3 Hartholz). Die Wälder sind jedoch schwer zugänglich, und die Bäume weisen überwiegend eine geringe Nutzholzqualität auf. Die Holzproduktion ist rückläufig.
 
Fischerei:
 
Die Fischerei entwickelte sich von der Küstenfischerei zur Tiefseefischerei mit einer Flotte von (1995) 30 000 Schiffen und einer Fangmenge von mehr als 1 Mio. t Fisch. Der Produktionswert betrug 1995 3,7 Mrd. US-$ (42 % Tiefseefischerei), ein Drittel wurde exportiert.
 
Energiewirtschaft:
 
Aufgrund unzureichender eigener Energievorkommen muss Taiwan in großem Umfang fossile Energieträger importieren. 1996 betrug der Importanteil (v. a. Erdöl, Kohle und Erdgas) 96 %. 1995 wurde Energie im Umfang von 122,4 Mrd. kWh produziert (darunter: 7,3 % in Wasserkraftwerken, 33,7 % in Kohlekraftwerken, 25,7 % durch Erdölverbrennung, 28,8 % in Kernkraftwerken).
 
Industrie:
 
Der Beitrag dieses Wirtschaftssektors zum BIP ist seit Mitte der 80er-Jahre gefallen (1986: rd. die Hälfte des BIP; 1996: 35 %, verarbeitendes Gewerbe allein 28 %) und unterlag einem starken Strukturwandel. So werden die traditionellen arbeitsintensiven Branchen wie Textil-, Bekleidungs-, Lederindustrie sowie Holz- und Bambusproduktion schrittweise durch kapital- und technologieintensive verdrängt. Im Schwerindustriesektor wurden größere Kapazitäten bei der Stahlindustrie, im Schiffsbau, in der Petrochemie und im Maschinen- und Kraftfahrzeugbau aufgebaut. Auch in der Informationstechnologie, bei der Produktion elektrischer Ausrüstungen und bei der Elektronik wurden Fortschritte erzielt, v. a. bei der Produktion von PC (1990: 2,7 Mio. Stück; 1996: 8,5 Mio. Stück) sowie integrierten Schaltkreisen.
 
Dienstleistungssektor:
 
Der Anteil dieses Sektors an der Gesamtwirtschaft ist auch in den 90er-Jahren weiter gestiegen. Dienstleistungen tragen mit (1996) 62 % (1990: 55 %) zum BIP bei und fächern sich u. a. auf in Groß- und Einzelhandel sowie Gastronomie (16 %), in Finanzen und Versicherungen (19,5 %) sowie Regierungsdienstleistungen (10,5 %).
 
Tourismus:
 
Bedingt u. a. durch die Aufwertung der taiwanesischen Währung war in den 90er-Jahren ein Ansteigen der Auslandsreisen taiwanesischer Bürger feststellbar bei gleichzeitiger Stagnation der Anzahl ausländischer Touristen. Gegenüber 5,7 Mio. taiwanesischer Touristen (überwiegend nach Hongkong, Japan und in die USA) reisten 2,3 Mio. Ausländer (davon rd. 270 000 Auslandschinesen) nach Taiwan.
 
Außenwirtschaft:
 
Die geringe Ausstattung mit Rohstoffen und der relativ kleine Binnenmarkt führten zu einer zunehmenden Bedeutung des Außenhandels, der rd. 70 % zum BSP beiträgt. Taiwan liegt bei den Handelsnationen an 13. Stelle und konnte in den 90er-Jahren das Exportvolumen fast verdoppeln (1990: 67 Mrd. US-$; 1996: 116 Mrd. US-$). 96 % der Exporte sind Industrieprodukte, bei den Importen (1990: 52 Mrd. US-$; 1996: 102 Mrd. US-$) dominierten 1996 industrielle und landwirtschaftliche Rohstoffe (69 %), auf Kapitalgüter entfielen 18 % und auf Konsumgüter 13 %. Der Exporterfolg ist auf die weitere Diversifizierung der Exportgüterindustrien (Anteil der schwerindustriellen Produkte 1990: 44 %; 1996: 60 %) und bestimmter Exportgüterprodukte (Maschinen und elektrische Ausrüstungen 1990: 33 %; 1996: 46 %) zurückzuführen. Die wichtigsten Handelspartner im Export waren 1996 mit jeweils rd. 25 % die USA und Hongkong (zum größten Teil als Zwischenstation für Festlandchina) sowie Japan (12 %); bei den Importen dominierten Japan (27 %) und die USA (20 %). Hohe Handelsbilanzüberschüsse und Kapitalzuströme aus dem Ausland resultierten in wachsenden Devisenreserven (1996: 88 Mrd. US-$). Die Auslandsverschuldung liegt bei rd. 9 % des BIP und ist vergleichsweise niedrig.
 
Verkehr:
 
Taiwan verfügt v. a. an der Westküste und im Norden über ein relativ gut entwickeltes Verkehrsnetz, das bereits in der japanischen Kolonialzeit aufgebaut und v. a. seit den 70er-Jahren stark modernisiert wurde. Die Entwicklung der Verkehrsinfrastruktur ist aufgrund der von Norden nach Süden verlaufenden Gebirge beschränkt auf die Küstenregionen. Als Ring um die Insel verläuft die wichtigste Linie der Eisenbahn, die ein Gesamtstreckennetz von (1995) 2 363 km aufweist. Die Straße verdrängt zunehmend die Eisenbahn als Verkehrsmittel. Das Straßennetz umfasst (1995) 20 200 km und ist trotz des kontinuierlichen Ausbaus in den Ballungsregionen unzureichend. Zur Entlastung der durch Taipeh führenden Nord-Süd-Autobahn (Taipeh-Kaohsiung) wurde 1996 und 1997 auf Teilabschnitten eine Parallelstraße eröffnet. Kaohsiung ist mit einem Warenumschlag von (1995) 81 Mio. t eine der größten Hafenstädte des Fernen Ostens. Wichtige Seehäfen besitzen außerdem Keelung, Hualien, T'aichung und Suao. Internationale Flughäfen sind T'aoyüan im Norden (bei Taipeh) und Kaohsiung im S. Inlandsflüge werden über 12 Flughäfen abgewickelt.
 
 
Taiwan, dessen Name »terrassenförmige Bucht« bedeutet, war ursprünglich von austronesischen Stämmen bewohnt, die in der Ebene siedelten und erst von den chinesischen Einwanderern in die Berge abgedrängt wurden, wo Nachfahren von ihnen noch heute leben. Den zweiten Namen Formosa (Ilha Formosa »schöne Insel«) erhielt die Insel von den Portugiesen, die 1590 als erste Europäer hierher kamen. 1624 landeten die Holländer auf Taiwan und errichteten eine Handelsniederlassung; die Spanier, die sich im Norden der Insel niedergelassen hatten, wurden von ihnen 1642 endgültig verdrängt.
 
Zwar war Taiwan bereits 239 n. Chr. durch den Herrscher des chinesischen Wu-Reiches erobert und hier im 14. Jahrhundert von der mongolischen Yuandynastie eine militärische Basis für einen Angriff auf Japan errichtet worden, doch setzte eine nennenswerte chinesische Besiedlung erst in der Zeit holländischer Kolonisation (1642-62) ein. So stieg die Bevölkerung chinesischer Herkunft von (1624) 25 000 auf (1650) 100 000 Menschen an. Auch die Eroberung Chinas durch die tungusischen Mandschu (Qingdynastie), die 1644 die Mingdynastie verdrängten, trieb viele Chinesen, v. a. aus den südlichen Provinzen Fujian und Guangdong, nach Taiwan. Unter diesen Flüchtlingen, meist Anhängern der vertriebenen Ming, befand sich auch Zheng Chenggong (auch als Koxinga bekannt), der 1662 die Holländer aus Taiwan vertrieb. Nach seiner kurzen Herrschaft (er starb bereits im selben Jahr) kam es zu inneren Wirren, die 1683 - im Anschluss an eine Flottenexpedition der Qing - zur Übergabe der Insel an China führten. 1885 wurde Taiwan chinesische Provinz und entwickelte sich unter dem Gouverneuren Liu Mingchuan (1885-91), der Reformen im Erziehungswesen, Transportsystem (erstes Eisenbahnnetz Chinas) sowie in Industrie und Wirtschaft einleitete, zur modernsten Provinz des Reiches.
 
Nach dem Chinesisch-Japischen Krieg (1894/95) trat China im Friedensvertrag von Shimonoseki Taiwan und die Pescadores an Japan ab, das diese Gebiete landwirtschaftlich und infrastrukturell erschloss, durch Niederwerfung der austromalaiischen »Ureinwohner« im Süden »befriedete« und die Insel als Basis seiner Expansion nach Südostasien ausbaute. Gemäß der von seinen Gegnern im Zweiten Weltkrieg (China, Großbritannien und USA) am 26. 11. 1943 verkündeten Deklaration von Kairo musste Japan nach seiner militärischen Niederlage 1945 bedingungslos auf Taiwan und die Pescadores verzichten, ohne dass im Friedensvertrag von San Francisco (8. 9. 1951) ein Begünstigter genannt wurde.
 
1947 schlug die chinesische Kuo-min-tang-Regierung einen Aufstand des nach Unabhängigkeit strebenden autochthonen Bevölkerungteils nieder (Hinrichtung von mehreren Tausend »Aufständischen«).
 
Mit der endgültigen Niederlage der Kuo-min-tang-Regierung im Bürgerkrieg gegen die Kommunisten zog sie sich 1949 mit ihren politischen Institutionen und militärischen Kräften nach Taiwan und auf die Pescadores zurück. Am 1. 3. 1950 war Chiang Kai-shek wieder zum Präsidenten der »Republik China« ernannt worden; Taipeh bestimmte man zum vorübergehenden Regierungssitz des (früher inoffiziell als »Nationalchina« bezeichneten) Staates, während Nanking - bis zur »Wiedereroberung des Festlands« - Hauptstadt der Republik bleiben sollte. Gestützt v. a. von den USA, die 1954 mit der Republik China auf Taiwan ein Schutzabkommen und 1955 einen Verteidigungspakt schlossen, konnte diese nicht nur ihr Territorium, sondern auch ihre internationale Stellung v. a. als Mitglied der Generalversammlung und als ständiges Mitglied des Sicherheitsrates der UNO behaupten. 1949-54 führte die Regierung eine Bodenreform durch. Mit umfangreicher Wirtschaftshilfe der USA entwickelte sich Taiwan zu einer bedeutenden Wirtschaftsmacht in Asien. 1958 und 1960 beschossen Küstenbatterien der Volksrepublik China die Taiwan vorgelagerten und zum Territorium der Republik China gehörenden Inseln Quemoy und Ma-Tsu. Vor dem Hintergrund einer Annäherung der USA an die Volksrepublik China und einer wachsenden internationalen Isolierung verlor Taiwan 1971 seinen Sitz in der Generalversammlung und im Sicherheitsrat der UNO. Als die USA zum 1. 1. 1979 diplomatische Beziehungen zur Volksrepublik China aufnahmen, brachen sie zugleich diese zu Taiwan ab. Die Aufgaben einer Botschaft in Taiwan übernahm 1979 ein »Amerika-Institut«. Nur noch rd. 30 Staaten behielten in der Folgezeit diplomatische Beziehungen zu Taiwan bei (darunter Südafrika bis Ende 1997, als Einziger in Europa Vatikanstadt).
 
Nach dem Tod Chiang Kai-sheks 1975 wurde zunächst Vizepräsident Yen Chia-kan Staatsoberhaupt, 1978 Chiangs Sohn Chiang Ching-kuo (bis 1988). 1986 wurde als erste bedeutende Oppositionspartei die Democratic Progressive Party (DPP) gegründet. 1987 wurde das seit 1949 geltende Kriegsrecht aufgehoben und durch neue Sicherheitsgesetze ersetzt. 1989 verabschiedete das Parlament ein neues Parteiengesetz, das die Neugründung von Parteien generell zuließ. Bei den ersten Wahlen nach Aufhebung des Kriegsrechts im Dezember 1989 vereinigten sich 41 % der abgegebenen Stimmen auf die Oppositionsparteien (59 % auf die Kuo-min-tang). Unter Staatspräsidenten Lee Teng-hui (das erste nicht vom Festland stammende Staatsoberhaupt, ab 1988) entspannte sich das Verhältnis zur Volksrepublik China (weitgehende Legalisierung des Handels, Ausweitung des Reiseverkehrs). 1991 wurden die 1948 im Bürgerkrieg gegen die Kommunisten eingeführten Notstandsrechte des Staatspräsidenten aufgehoben und weitere Verfassungsänderungen beschlossen. Bei den Wahlen zur Nationalversammlung im Dezember 1991 setzte sich die Kuo-min-tang als klarer Sieger gegenüber der oppositionellen DPP durch, die sich an die Spitze einer Bewegung für die formelle Unabhängigkeit (Trennung) Taiwans von der Volksrepublik China stellte und dadurch in Konflikt mit der Regierungspartei geriet. Im Februar 1993 wurde Lien Chan Ministerpräsident. Bei den Parlamentswahlen im Dezember 1995 errang die Kuo-min-tang zwar die absolute Mehrheit (53 % der Stimmen), sah sich aber einer erstarkten Opposition gegenüber (ein Drittel der Abgeordnetenmandate ging an die DPP). Im März 1996 fanden die ersten direkten Präsidentschaftswahlen statt; Amtsinhaber Lee Teng-hui wurde wieder gewählt. Er bekräftigte zwar die Bereitschaft Taiwans, mit der Volksrepublik China Gespräche über die nationale Wiedervereinigung aufzunehmen, aber nicht um den Preis einer Unterordnung nach deren Konzept »Ein Land, zwei Systeme«, sondern nur auf der Basis von Gleichheit und durch Verhandlungen auf Regierungs-Ebene (»Ein Land, zwei Regierungen«). Nach dem Rücktritt von Lien Chan im August 1997 wurde Vincent Siew neuer Regierungschef (Amtsantritt am 1. 9. 1997). Bei den Kommunalwahlen im November 1997 erlitt die Kuo-min-tang ihr bisher größtes Debakel (sowohl prozentual als auch bei der Zahl der von ihr gestellten Kommunalregierung von der DPP überflügelt); zum ersten Mal gab es Anzeichen für ihren Machtverlust. Allerdings errang die Kuo-min-tang bei den Parlamentswahlen vom 5. 12. 1998 erneut die Mehrheit.
 
Bei dem auf Taiwan heftigsten Erdbeben im 20. Jahrhundert (Stärke 7,6 auf der Richterskala) in der Nacht vom 20. zum 21. 9. 1999 mit dem Epizentrum 150 km südwestlich von Taipeh verloren mehr als 2 000 Menschen ihr Leben.
 
Die Präsidentschaftswahlen am 18. 3. 2000 gewann mit Ch'en Shui-pien (Chen Shui-bian; DDP) erstmals ein Kandidat der Opposition; daraufhin einsetzende Proteste gegen die Führung der Kuo-min-tang zogen den vorzeitigen Rücktritt Lee Teng-huis vom Parteivorsitz nach sich, den der unterlegene Präsidentschaftskandidat Lien Chan übernahm. Bei seinem offiziellen Amtsantritt am 20. 5. 2000 signalisierte Präsident Ch'en Shui-pien gegenüber der Volksrepublik China Verhandlungsbereitschaft über die Frage des »zukünftigen einen Chinas« auf der Basis der Gleichberechtigung Taiwans. Bei der Regierungsbildung auf die (damals noch über die Parlamentsmehrheit verfügende) Kuo-min-tang angewiesen, ernannte Ch'en Shui-pien aus deren Reihen im Mai 2000 Tang Fei (zuvor Verteidigungsminister) zum Ministerpräsidenten; nach dessen Rücktritt am 3. 10. 2000 wurde der bisherige stellvertretende Regierungschef Chang Chun-hsiung (DPP) sein Amtsnachfolger.
 
Am 11. 11. 2001 (einen Tag nach der Volksrepublik China) wurde Taiwan als 144. Mitglied in die Welthandelsorganisation (WTO) aufgenommen (mit Wirkung vom 1. 1. 2002); dieser wichtige außenwirtschaftliche Schritt gelang dem international zunehmend isolierten Taiwan (2001 lediglich noch offizielle diplomatische Beziehungen zu 28 Staaten), als seine Wirtschaft im Umfeld eines weltweiten Konjunktureinbruchs in eine Rezession geriet. Bei den Parlamentswahlen am 1. 12. 2001 büßte die Kuo-min-tang erstmals ihre Mehrheit ein (nur noch 68 Mandate); stärkste Partei wurde nunmehr die DPP mit 87 Abgeordnetensitzen. Am 21. 1. 2002 übernahm der DPP-Politiker Yu Shyi-kun das Amt des Ministerpräsidenten.
 
 
G. H. Kerr: Formosa. Licensed revolution and the Home Rule Movement 1895-1945 (Honolulu, Ha., 1974);
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Tai|wan; -s: Inselstaat in Ostasien.

Universal-Lexikon. 2012.