feierlich; zeremoniell; festlich; seriös; ernsthaft; grimmig; verbissen; humorlos; trocken; bierernst
* * *
ernst [ɛrnst] <Adj.>:1. von Ernst, Nachdenklichkeit bestimmt, erfüllt:
ein ernstes Gesicht machen; ein sehr ernster Mensch.
Zus.: tiefernst, unernst.
2. eindringlich und von einem bestimmten Gewicht, nicht leicht zu nehmend:
ernste Ermahnungen; ernste Bedenken sprachen gegen seine Entscheidung.
Zus.: bitterernst, todernst.
3. wirklich so gemeint, nicht nur zum Schein [vorgebracht]:
es ist seine ernste Absicht; es ist ihr ernst mit dem Vorhaben, mit ihrer Drohung; er nimmt die Sache nicht ernst.
4. bedrohlich und zur Besorgnis Anlass gebend:
eine ernste Situation; der Zustand der Kranken, Verletzten ist ernst.
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ẹrnst 〈Adj.; -er, am -es|ten〉
1. streng, sachlich, entschieden (Gesinnung)
2. nicht heiter, fast traurig (Gesicht)
3. würdevoll, gemessen (Miene)
4. ermahnend (Worte)
5. aufrichtig (Absichten)
6. bedenklich, bedrohlich (Lage)
● mit der \ernsten Absicht kommen, zu ...; ich musste mir \ernste Ermahnungen anhören; \ernste geschäftliche Fehlschläge, Verluste erleiden; ein \ernstes Fernseh-, Hörspiel, Theaterstück; ein \ernster Film, Roman; du machst so ein \ernstes Gesicht; eine \ernste Miene machen; in eine \ernste Situation geraten; \ernste Worte mit dem Übeltäter sprechen ● er meint es \ernst aufrichtig, er heuchelt nicht, (od.) er macht wahr, was er sagt, droht nicht nur; ich kann ihn nicht \ernst nehmen; seine Arbeit, seinen Beruf, seine Pflichten sehr \ernst nehmen; ich kann diese Sache nicht \ernst nehmen; er nimmt die Schule nicht \ernst genug; sein: ich lache nicht, ich bin ganz \ernst; die politische Lage ist \ernst; es steht \ernst um den Kranken ● \ernst gemeint = ernstgemeint [→ Ernst]
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ẹrnst <Adj.> [im 16. Jh. entstanden aus Wendungen wie »es ist mir Ernst«]:
1. von Ernst [u. Nachdenklichkeit] erfüllt; nicht sorglos-heiter, nicht lachend:
ein -er Mensch;
eine -e Miene machen;
er, sein Gesicht wurde e.;
sie bemühte sich, e. zu bleiben (nicht zu lachen);
-e Musik (klassische, seriöse Musik im Unterschied zu Unterhaltungsmusik).
2. eindringlich, gewichtig, bedeutungsvoll:
-e Bedenken haben;
jmdm. mit -en Worten ins Gewissen reden;
seine Aufgabe e. nehmen.
3. wirklich so gemeint; aufrichtig:
es ist ihre -e Absicht, sich zu bessern;
ein e. gemeinter Rat;
er meint es e.;
es ist ihr [vollkommen] e. damit;
er nahm die Drohung nicht e. (glaubte nicht, dass sie wirklich so gemeint war);
du musst das Kind e. (als eigene, selbstständige Persönlichkeit) nehmen.
eine -e Krankheit;
-e Verletzungen;
ihr Zustand ist sehr e.;
die Lage sieht e. aus;
<subst.:> ist es was Ernstes?
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I Ẹrnst,
Herrscher:
1) Ẹrnst, Markgraf (regierte seit 1515), * Pforzheim 7. 10. 1482, ✝ Sulzburg 6. 2. 1553; erhielt 1515 Hachberg und wurde durch die Landesteilung 1535 Herr von Pforzheim. Ernst ist der Begründer der Linie Baden-Durlach. Der im Innern um Gesetzgebung und Verwaltung bemühte Markgraf (Erlass einer Landes- und Bergwerksordnung) neigte der Reformation zu, blieb aber katholisch. Sein Enkel Ernst Friedrich (* 1560, ✝ 1604), der bereits 1577 zur Regierung gelangte, trat 1599 öffentlich zum Kalvinismus über.
2) Ẹrnst, Herzog (seit 1397), * 1373, ✝ 2. 7. 1438; regierte mit seinem Bruder Wilhelm III. (* 1375, ✝ 1435). Aus dynastischen Gründen stellte er sich gegen die Verbindung seines Sohnes Albrecht III. mit Agnes Bernauer, die er 1435 ertränken ließ.
Braunschweig-Lüneburg:
4) Ẹrnst August, Prinz von Hannover, Herzog (1913-18), * Penzing (heute zu Wien) 17. 11. 1887, ✝ Schloss Marienburg (Gemeinde Pattensen, Kreis Hannover) 30. 1. 1953, Sohn von 3), Enkel König Georgs V. von Hannover; Ȋ seit 24. 5. 1913 mit Viktoria Luise, der Tochter Kaiser Wilhelms II.; konnte nach der mit seiner Heirat verbundenen Aussöhnung zwischen Hohenzollern und Welfen, dem Verzicht seines Vaters auf alle Ansprüche zu seinen Gunsten und der eigenen Anerkennung der Reichsverfassung am 1. 11. 1913 in Braunschweig die Regierung antreten. In der Novemberrevolution musste er am 8. 11. 1918 abdanken.
W. Hartwieg: Um Braunschweigs Thron 1912/13 (1964).
Braunschweig-Lüneburg-Celle:
5) Ẹrnst der Bekenner, Herzog (seit 1521), * Uelzen 26. 6. 1497, ✝ Celle 11. 1. 1546; seit 1521 Mitregent, seit 1539 Alleinherrscher. Der an der Universität Wittenberg (Einfluss M. Luthers) ausgebildete Ernst konsolidierte das in der Hildesheimer Stiftsfehde 1519-23 zerrüttete Land. Nach der Teilnahme am Reichstag zu Speyer 1526 begann er mit der Säkularisation der Klöster seines Herzogtums, nach Unterzeichnung der Protestation von Speyer 1529 mit der Errichtung der evangelischen Landeskirche unter Mitwirkung von U. Rhegius als Landessuperintendent. Ernst trat dem Augsburg. Bekenntnis bei, wodurch sich sein Beiname erklärt, und warb als Mitglied des Schmalkaldischen Bundes diesem in Norddeutschland viele Mitglieder. 1535 gründete er ein nach römischem Recht verfahrendes Hofgericht.
6) Ẹrnst August, Kurfürst (seit 1692), * Herzberg am Harz 30. 11. 1629, ✝ Herrenhausen (heute zu Hannover) 2. 2. 1698; seit 1661 protestantischer Bischof von Osnabrück; übernahm 1679 die Herrschaft in Calenberg und setzte durch einen Vertrag (1682) mit seinem Bruder Georg Wilhelm von Braunschweig-Lüneburg die Primogenitur im Welfenhaus durch; erlangte 1692 die Verleihung einer neunten Kurwürde (Erzbanneramt) für Hannover und damit die politische Führung des Hauses Braunschweig-Lüneburg (außer Wolfenbüttel). Durch seine Heirat mit Sophie von der Pfalz, Enkelin König Jakobs I., erwarb er seinem Haus die Anwartschaft auf die englische Krone.
7) Ẹrnst August, Herzog von Cumberland ['kʌmbələnd] und Teviotdale ['tiːvjətdeɪl] (seit 1799) und zu Braunschweig-Lüneburg, König (seit 1837), * London 5. 6. 1771, ✝ Hannover 18. 11. 1851, Sohn von König Georg III. von Großbritannien und Hannover; versuchte als extrem konservativer Führer der Tories im britischen Oberhaus, ebenso wie später als Parteigänger der preußischen Ultrakonservativen, jede Reformbewegung zu verhindern. Als 1837 die Personalunion zwischen Hannover und Großbritannien aufgrund der fehlenden weiblichen Sukzession in Hannover endete, trat Ernst August die Regierung in Hannover an. Er hob sogleich das Staatsgrundgesetz von 1833 auf und enthob die protestierenden Göttinger Sieben ihrer Ämter, musste jedoch 1848 das liberale Ministerium Stüve berufen.
G. M. Willis: E. A., König von Hannover (a. d. Engl., 1961).
Hessen-Darmstadt:
8) Ẹrnst Ludwig, Landgraf, * Schloss Friedenstein (in Gotha) 15. 12. 1667, ✝ Schloss Jägersburg (bei Groß-Rohrheim) 12. 9. 1739; regierte bis 1688 unter der Vormundschaft seiner Mutter; betrieb später eine Neuordnung des Verwaltungs- und Wirtschaftswesens in absolutistischem und merkantilistischen Sinne. Außenpolitisch verfolgte er einen reichstreuen und antifranzösischen Kurs. Mit den Ausgaben für seine Jagd- und Theaterleidenschaft belastete er die Staatsfinanzen auf das Schwerste.
9) Ẹrnst Ludwig, Großherzog von Hessen und bei Rhein (1892-1918), * Darmstadt 25. 11. 1868, ✝ Schloss Wolfsgarten (bei Langen) 9. 10. 1937. Der als liberal-konstitutionell eingestellt geltende Fürst suchte 1916 vergeblich, über familiäre Beziehungen - die Zarin war seine Schwester - Friedensgespräche mit Russland einzuleiten. Als Förderer der Wissenschaften und v. a. der Kunst gründete er die Darmstädter Künstlerkolonie. Im November 1918 verlor er seinen Thron, ohne einen ausdrücklichen Verzicht ausgesprochen zu haben.
Köln:
10) Ẹrnst, Herzog von Bayern, Erzbischof und Kurfürst (seit 1583), * München 17. 12. 1554, ✝ Arnsberg 17. 2. 1612; Sohn von Albrecht V. von Bayern; wurde 1566 Bischof von Freising und 1572 Bischof von Hildesheim; erhielt 1577 in Köln die Priesterweihe, wurde jedoch nie zum Bischof geweiht. Seit 1581 auch Fürstbischof von Lüttich, wurde er 1583 zum Nachfolger des abgesetzten Erzbischofs von Köln (Gebhard Truchsess von Waldburg) gewählt, konnte seinen Herrschaftsanspruch jedoch erst im Kölnischen Krieg durchsetzen. 1585 wurde Ernst auch Fürstbischof von Münster. Er förderte die Niederlassung der Jesuiten in seinen Diözesen. Sein ausschweifender Lebenswandel bereitete der katholischen Reformpartei große Schwierigkeiten.
11) Ẹrnst II., Graf von Mạnsfeld, Söldnerführer, Mansfeld, Ernst II. Graf von.
12) Ẹrnst August II., Herzog von Braunschweig-Lüneburg, evangelischer Bischof (seit 1716), * Osnabrück 17. 9. 1674, ✝ ebenda 14. 8. 1728. Seine aufgeklärt-absolutistische Herrschaft, die mit einer merkantilistischen Wirtschaftspolitik einherging, führte zu Konflikten mit dem auch katholische Interessen vertretenden Domkapitel; v. a. seine Versuche, die kirchliche Gerichtsbarkeit einzuschränken, die Jesuiten auszuweisen und die an die Domherren gezahlten Zinsen der Landesschuld zu senken, stießen auf Widerstand.
Österreich:
13) Ẹrnst der Eiserne, Herzog (seit 1406/11), * Bruck an der Mur 1377, ✝ ebenda 10. 6. 1424, dritter Sohn Herzog Leopolds III.; erhielt bei der Teilung von 1406 die Steiermark (Begründer der steirischen Linie der Habsburger), nach dem Tod seines Bruders Leopold IV. 1411 auch Kärnten und Krain und beherrschte damit ganz Innerösterreich; nannte sich seit 1414 (Huldigung in Kärnten, Zollfeld) Erzherzog. Sein Sohn ist der spätere Kaiser Friedrich III.
Pommern-Wolgast:
14) Ẹrnst Ludwig, Herzog (seit 1569), * Wolgast 2. 11. 1545, ✝ ebenda 17. 6. 1592; erhielt bei der Teilung der beiden pommerschen Herzogtümer den Teil Wolgast; führte eine prunkvolle Hofhaltung, brachte damit sein Land in finanzielle Bedrängnis und lag deshalb in dauerndem Kampf mit seinen Landständen; förderte die Universität Greifswald und veranlasste die Abfassung der »Annales Pomeraniae« (1574, in deutscher Sprache).
Prag:
15) Ẹrnst von Pạrdubitz, Bischof (seit 1343) und erster Erzbischof von Prag (seit 1344), * um 1300, ✝ Raudnitz an der Elbe (Roudnice nad Labem) 30. 6. 1364; stammte aus ostböhmischem Niederadel, studierte in Bologna und Padua Kirchenrecht; enger Mitarbeiter Kaiser Karls IV. in Verwaltung und Diplomatie.
Karl IV. u. sein Kreis, hg. v. F. Seibt (1978).
16) Ẹrnst, Kurfürst (seit 1464), * Meißen 24. 3. 1441, ✝ Colditz 26. 8. 1486, Sohn von Kurfürst Friedrich II.; übernahm 1464 mit seinem Bruder Albrecht dem Beherzten die Regierung, die er sowohl innen- wie außenpolitisch mit großem Erfolg leitete. Die von ihm mit seinem Bruder 1485 (17.6./8. 11., Leipziger Vertrag) durchgeführte Hauptteilung der wettinischen Länder unter die von ihm begründete ernestinische Linie und die albertinische Linie schwächte das Haus Wettin und Kursachsen.
Sachsen-Coburg-Saalfeld:
17) Ẹrnst I., Herzog von Sachsen-Coburg-Saalfeld (1806-26), Herzog von Sachsen-Coburg und Gotha (seit 1826), * Coburg 2. 1. 1784, ✝ Gotha 29. 1. 1844, Vater von 18); erhielt auf dem Wiener Kongress (1815) das Fürstentum Lichtenberg an der Nahe zugesprochen, das er 1834 an Preußen verkaufte. 1821 erließ der als stark konservativ geltende Fürst eine liberale Verfassung Ab 1826 verband er das Herzogtum Gotha (unter Verlust von Saalfeld) in Personalunion mit Sachsen-Coburg.
Sachsen-Coburg und Gotha:
18) Ẹrnst II., Herzog (seit 1844), * Coburg 21. 6. 1818, ✝ Schloss Reinhardsbrunn (bei Friedrichroda) 22. 8. 1893, Sohn von 17). Liberal und kleindeutsch-national eingestellt, förderte Ernst nach 1849/50 die Einigungsbestrebungen des Deutschen Nationalvereins (gegründet 1859), dessen Protektor er wurde, und machte sein Land zu einem Zentrum der deutschen Einigungsbewegung (Turner-, Sänger-, Schützenfeste; »Schützenernst« genannt). 1861 schloss er mit Preußen eine Militärkonvention. Nach der Gründung des Deutschen Reichs (1871) widmete er sich kulturpolitischen Fragen sowie der Industrialisierung seines Landes. Seine Memoiren »Aus meinem Leben und aus meiner Zeit« (3 Bände, 1887-89) spiegeln das liberale, vom Nationalismus geprägte Gedankengut der Zeit.
Sachsen-Gotha-Altenburg:
19) Ẹrnst I., der Fromme, Herzog (seit 1640), * Altenburg 25. 12. 1601, ✝ Gotha 26. 3. 1675; Ernestiner; trat 1631 in den schwedischen Kriegsdienst ein. Nach der Niederlage von Nördlingen (1634) wandte er sich ganz dem Ausbau des zusammen mit seinem Bruder Wilhelm (* 1598, ✝ 1662) regierten Landes zu, das er nach der Teilung von 1640 auf dem Erbwege um große Teile der wettinisch-ernestinischen Besitzungen erweiterte (1672 Altenburg). Das in den letzten Jahren des Dreißigjährigen Krieges (1618-48) verwüstete Gothaer Land baute er rasch wieder auf, wobei er v. a. mithilfe von V. L. von Seckendorff eine vorbildliche Landesverwaltung schuf (Muster des »Teutschen Fürstenstaats«). Ernst reformierte das Unterrichtswesen nach J. A. Comenius, führte 1642 die Schulpflicht sowie 1653, endgültig 1666, eine Landesordnung, 1670 eine Prozessordnung ein.
20) Ẹrnst II., Herzog (seit 1015), * um 1007, ✝ bei Burg Falkenstein (auf der Baar) 17. 8. 1030, Sohn Ernsts I. von Schwaben (* vor 984, ✝ 1015); stand bis zur Wiederverheiratung seiner Mutter Gisela mit dem späteren Kaiser Konrad II. (1016) unter ihrer Vormundschaft, danach unter der seines Onkels Poppo von Trier (✝ 1047). Mit der Thronerhebung (1024) seines Stiefvaters sah Ernst eine Gefährdung seiner Herrschaft in Schwaben als gegeben. Seit dieser Zeit opponierte Ernst gegen Konrad. Nach 1027 als Herzog abgesetzt und geächtet, fiel er 1030 mit seinem Freund Werner von Kyburg im Kampf gegen die Leute des Bischofs Warmann von Konstanz, seines Nachfolgers im Amt des Herzogs.
Ernsts tragisches Ende bildet die Vorlage für das mittelalterliche Epos »Herzog Ernst« (um 1180). L. Uhland bearbeitete den Stoff in einem Trauerspiel (1817), P. Hacks nutzte ihn in seinem Drama »Das Volksbuch vom Herzog Ernst oder Der Held und sein Gefolge« (1957) zu einer Kritik des »Heldischen«.
H. Maurer: Der Herzog von Schwaben (1978).
II
Ẹrnst,
1) Fritz, schweizerischer Literarhistoriker und Essayist, * Winterthur 14. 6. 1889, ✝ Zürich 26. 3. 1958; war seit 1943 Professor für Germanistik an der Eidgenössischen TH und für Vergleichende Literaturgeschichte an der Universität Zürich. In seinen essayistischen Studien ging er v. a. der Eigenart der Kultur der Schweiz und Deutschlands nach.
Werke: Die Sendung des Kleinstaats (1940); Die Spielleute im Dienste der Stadt Basel. .. (1945); Essais, 3 Bände (1946); Von Zürich nach Weimar (1953); Europäische Schweiz (herausgegeben 1961).
2) Max, französischer Maler und Bildhauer deutscher Herkunft, * Brühl (Erftkreis) 2. 4. 1891, ✝ Paris 1. 4. 1976; studierte 1909-14 Philosophie in Bonn. 1919 rief er mit H. Arp und Johannes Baargeld (* 1892, ✝ 1927) die Kölner Dadabewegung ins Leben. Ab 1922 lebte er in Paris, wo er sich den Surrealisten anschloss (»Rendezvous der Freunde«, 1923/24; Köln, Museum Ludwig). Nach seiner Emigration (1941) lebte er in New York und Sedona (Ariz.). 1946 heiratete er die amerikanische Malerin Dorothea Tanning. - Immer wiederkehrende Motive seiner Bildwelt sind Vögel, anthropomorphe Figuren, Chimären, Horden, Wälder, kosmische Landschaften und Gestirne, die er oft nach dem Prinzip des Automatismus realisierte. Er entwickelte die Technik der Frottage (1925) und später die der Grattage. Seinen dem Surrealismus besonders verpflichteten Collageromanen (»La femme 100 têtes«, 1929) legte er Illustrationen aus Zeitschriften des 19. Jahrhunderts u. Ä. zugrunde, in die er ausgeschnittene Figurationen (v. a. Tierköpfe) einfügte. In seinen Plastiken (ab 1928) verarbeitete Ernst Anregungen aus der Kunst der Naturvölker (»Capricorne«, 1948, Bronzeguss 1964).
Weitere Werke:
Weitere Gemälde: Der Elefant Celebes(1921; Privatsammlung); Oedipus Rex(1922; Privatsammlung);Die Horde (1927; Amsterdam, Stedelijk Museum); Der große Wald (1927; Basel, Kunstmuseum); Die ganze Stadt (1935-36; Zürich, Kunsthaus); Die Einkleidung der Braut (1939; Venedig, Peggy Guggenheim Collection); Europa nach dem Regen (1940-42; Hartford, Conneticut, Wadsworth Atheneum); Mundus est fabula (1959; New York, Museum of Modern Art).
P. Waldberg: M. E. (Paris 1958);
M. E. Œuvre-Kat., hg. v. W. Spies, auf 6 Bde. ber. (1975 ff);
M. E. Retrospektive 1979, hg. v. W. Spies:Ausst.-Kat. (1979);
M. E. Frottagen, hg. v. W. Spies:(21986);
W. Konnertz: M. E. Zeichnungen, Aquarelle, Übermalungen, Frottagen (1980);
W. Spies: M. E. - Loplop (1982);
P. Gimferrer: M. E. (a. d. Span., 1983);
Hommage an M. E., hg. v. D. Brusberg, Ausst.-Kat. (1990);
D. Tanning: Birthday. Lebenserinnerungen (a. d. Amerikan., 1991);
I. Greschat: M. E. Text-Bild-Kombinationen 1919 bis 1925 (1995).
3) Otto, eigentlich O. Ernst Schmịdt, Schriftsteller, * Ottensen (heute zu Hamburg) 7. 10. 1862, ✝ Groß Flottbek (heute zu Hamburg) 5. 3. 1926; war Lehrer, ab 1901 freier Schriftsteller; schilderte in seinen zum Teil an den Naturalismus anklingenden Dramen, seinen Gedichten und gesellschaftskritischen Romanen und Erzählungen satirisch und humorvoll kleinbürgerliche Verhältnisse; auch Essays zur Literatur und Pädagogik.
Werke: Erzählungen: Der süße Willy (1895); Appelschnut (1907); Heidede! (1923).
Gedichte (1889).
Asmus Sempers Jugendland (1905, autobiographischer Roman).
Niederdeutsche Miniaturen (1925).
4) Paul, Schriftsteller, * Elbingerode 7. 3. 1866, ✝ Sankt Georgen an der Stiefing (Steiermark) 13. 5. 1933; war Redakteur und Dramaturg; bekannte sich in seinen Anfängen unter dem Einfluss von A. Holz zum Naturalismus (Drama »Lumpenbagasch«, 1898) und zu sozialrevolutionären Ideen. Unter dem Eindruck einer Italienreise (1900) trat er dann für die Selbstverantwortung des Menschen ein und betonte die Abhängigkeit der Kunst von sittlichen Werten. Ernst wurde einer der Hauptvertreter der deutschen Neuklassik. In seinem dichterischen Werk suchte er seine kunst- und kulturkritischen Theorien (Essays »Der Weg zur Form«, 1906; »Der Zusammenbruch des Idealismus«, 1919) zu verwirklichen. Die stärkste Wirkung ging von seinen rd. 300 Novellen (»Komödiantengeschichten«, 1920; »Spitzbubengeschichten«, 1920) aus, die diese Gattung nach dem Vorbild der Renaissancenovelle erneuerten (Zurücktreten der psychologischen Begründung, konzentrierte Handlung). Ernsts Erneuerungsversuche um das Drama waren wenig erfolgreich, auch seine Versuche einer Wiederbelebung des großen Epos vermochten nicht zu überzeugen (»Das Kaiserbuch«, 3 Bände, 1922-28). Ernst schrieb später einige kleinere, im Harz spielende Romane: »Der Schatz im Morgenbrotstal« (1926), »Das Glück von Lautenthal« (1933).
Weitere Werke: Dramen: Demetrios (1905); Brunhild (1909); Ninon de Lenclos (1910); Ariadne auf Naxos (1912); Preußengeist (1915); Kassandra (1915); Yorck (1917); Chriemhild (1918).
Essays: Ein Credo, 2 Bände (1912); Der Zusammenbruch des Marxismus (1919); Erdachte Gespräche (1920).
Jugenderinnerungen (1930); Jünglingsjahre (1931); Tagebuch eines Dichters (1934).
Ausgabe: Harzromane, herausgegeben von K. A. Kutzbach (1966).
N. Fuerst: P. E. (1985).
5) Richard R., schweizerischer Physikochemiker, * Winterthur 14. 8. 1933; war 1963-68 wissenschaftlicher Mitarbeiter eines besonders auf dem Gebiet der Herstellung und Entwicklung von Spektrometern tätigen Unternehmens in Palo Alto (Calif.). Seit 1968 Privatdozent, seit 1976 ordentlicher Professor an der ETH Zürich. Ernst erhielt 1991 für seine bahnbrechenden Beiträge zur Entwicklung der Methode hochauflösender kernmagnetischen Resonanzspektroskopie (NMR-Spektroskopie) den Nobelpreis für Chemie.
* * *
Ẹrnst, der; -es [mhd. ernest, ahd. ernust = Kampf; Festigkeit, Aufrichtigkeit, urspr. = Kampf(eseifer)]: 1. a) ernsthafte, durch Sachlichkeit, Nachdenklichkeit, oft eine gewisse Gemessenheit, Strenge gekennzeichnete Einstellung, Grundhaltung: feierlicher E.; der E. seiner Worte; er ... gewann seinem autoritativen -e ein schwaches Lächeln ... ab (Maass, Gouffé 105); mit E. und Würde; wie er mit spitzbübischem E. dem mühsamen Toast zuhörte (Feuchtwanger, Erfolg 92); tierischer E. (ugs. abwertend; Humorlosigkeit); b) ernster Wille; wirkliche, aufrichtige Meinung: Scherz und E.; es ist mein [bitterer] E.; es ist mir [völliger] E. damit; hast du das im E. gemeint?; was ich einst mit wissenschaftlichem E. betrieb, betreibe ich nun als Liebhaberei (Böll, Erzählungen 86); *[mit einer Sache] E. machen (etw. in die Tat umsetzen; etw. [Angekündigtes nun] wirklich tun): er hat mit seiner Drohung E. gemacht und ist abgereist; allen -es (ganz ernsthaft, tatsächlich): das hat sie allen -es behauptet; er will allen -es durch den Ärmelkanal schwimmen. 2. a) [ernste, gewichtige] Wirklichkeit: aus dem Spiel wird E.; der E. der Stunde; in ihr ist auf einmal der tödliche E. der Kreatur, für die Liebe überflüssiges Beiwerk ist (Remarque, Obelisk 234); es ist von tiefem, schicksalhaftem E., zu sehen, wie ... (Thieß, Reich 242); *der E. des Lebens (der harte Alltag; die raue Wirklichkeit; das Berufsleben): nach der Schulzeit beginnt der E. des Lebens; b) Bedrohlichkeit, Gefährlichkeit: der E. der Lage wird deutlich; Sie schienen ... erst jetzt auf den E. ihrer Verluste gekommen zu sein (Brecht, Geschichten 46).
Universal-Lexikon. 2012.