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Mann
männlicher Mensch; Herr; Kerl (umgangssprachlich); Angetrauter; Ehegatte; Ehemann; Gatte; Gemahl

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Mann [man], der; -[e]s, Männer ['mɛnɐ] und (als Mengenangabe nach Zahlen) -:
1. erwachsene Person männlichen Geschlechts:
ein junger, gut aussehender, alter, betagter Mann; er ist ein Mann der raschen Entschlüsse; ein Heer von 10 000 Mann.
Zus.: Fachmann, Hausmann.
2. Ehemann:
darf ich Ihnen meinen Mann vorstellen?
Syn.: bessere Hälfte (ugs. scherzh.), Ehepartner, Gatte (geh.), Gemahl (geh.).
 
• Gatte/Gemahl/Mann
Spricht man von dem eigenen Ehemann, heißt es mein Mann, nicht »mein Gatte« oder gar »mein Gemahl«. Das Wort Gatte gehört der gehobenen Stilschicht an und wird nur auf den Ehemann einer anderen Frau, nicht auf den eigenen angewandt, aber auch nur dann, wenn man sich höflich-distanziert ausdrücken will:
– Sie erschien ohne ihren Gatten.
– Grüßen Sie Ihren Gatten.
Das Wort Gemahl hat nahezu feierlichen Klang und ist im Wesentlichen Schriftwort. Es bekundet förmliche Ehrerbietung und Hochschätzung und klingt – auch im höflichen Umgangston, häufig mit vorangestelltem »Herr« – gespreizt. Im Unterschied zu »Gatte« wird »[Herr] Gemahl« im Allgemeinen nur auf den Ehemann einer Gesprächspartnerin, nicht auf den Ehemann einer abwesenden Dritten angewandt:
– Ist Ihr Herr Gemahl wohlauf?
– Grüßen Sie bitte Ihren Herrn Gemahl.

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Mạnn 〈m. 2u
I 〈als Zählmaß Pl.: -〉
1. erwachsener Mensch männl. Geschlechts
2. Ehemann
3. 〈Sp., bes. bei Mannschaftsspielen〉 Spieler, Gegenspieler
● ein \Mann mittleren Alters; \Mann und Frau; ein \Mann Gottes Heiliger, Mönch, Priester; \Mann Gottes! 〈umg.〉 (als aufrüttelnder od. erschrockener Anruf); ein \Mann der Tat ein tatkräftiger Mann; \Mann der Wissenschaft; ein \Mann, ein Wort! 〈Sprichw.〉 ● einen \Mann finden einen Ehemann; er hat seinen \Mann gefunden einen Helfer für eine bestimmte Aufgabe, (od.) einen ebenbürtigen Gegner; ich kenne meinen \Mann! 〈fig.; umg.〉 ich weiß, was ich ihm zutrauen kann; sein: Sie sind mein \Mann! Sie gefallen mir; selbst ist der \Mann! das kann man selbst tun, dazu braucht man keine Hilfe; seinen \Mann stehen, stellen seine Aufgaben u. Pflichten gut erfüllen; tapfer sein, durchhalten ● sie erhoben sich wie ein \Mann gleichzeitig; können Sie für diese Arbeit einen, drei usw. \Mann freistellen?; der dritte \Mann (zum Kartenspielen); vier \Mann hoch eine Wanderung unternehmen 〈umg.〉 zu viert; ein Leutnant und zehn \Mann; alle \Mann an Deck! 〈Mar.〉; alter/Alter \Mann 〈Bgb.〉 abgebauter Teil eines Bergwerks; ein alter, älterer, junger, jüngerer \Mann; den feinen \Mann mimen, markieren 〈umg.〉 vornehm tun; ein freier \Mann sein 〈veraltet〉 kein Lehnsmann; 〈heute〉 unabhängig; den lieben Gott einen frommen, guten \Mann sein lassen unbekümmert in den Tag hineinleben; ein ganzer \Mann ein tüchtiger Kerl; ein großer, hochgewachsener, korpulenter, untersetzter \Mann; junger \Mann, können Sie mir sagen, wo ... 〈umg.〉 (als Anrede); du hast wohl einen kleinen \Mann im Ohr? 〈umg.〉 du bist wohl nicht gescheit?, was fällt dir ein?; mein lieber \Mann Ehemann; mein lieber \Mann! 〈umg.〉 (als Ausruf, Anrede des Erstaunens, der Warnung); er ist der rechte \Mann am rechten Ort 〈fig.〉 er ist der Richtige für diesen Posten, diese Aufgabe; den starken \Mann spielen sich als stark aufspielen; wenn Sie so weiterleben, sind Sie in kurzer Zeit ein toter \Mann!; da ist er bei mir an den unrechten, falschen \Mann gekommen 〈umg.〉 mir kann er nichts weismachen, ich falle nicht auf ihn hereinals \Mann denkt er darüber anders; sich als \Mann zeigen seine Tapferkeit, seinen Mut zeigen; \Mann an \Mann dicht gedrängt; wenn Not am \Mann ist im Notfall; Waren an den \Mann bringen verkaufen; sein Wissen an den \Mann bringen anwenden, zeigen; der Hund ist auf den \Mann dressiert greift Menschen an; den Ball auf den \Mann schießen 〈Fußb.〉; ein \Mann aus dem Volk; er ist nicht der \Mann danach, dazu er kann es nicht, schafft es nicht; \Mann für \Mann jeder einzeln, einer nach dem anderen; \Mann gegen \Mann einer gegen den andern (im Nahkampf); du bist nicht \Manns genug, um dich durchzusetzen nicht fähig; der \Mann im Mond aus dem Schatten im Mond gedeutete Gestalt (im Märchen); sie lebt mit ihrem \Mann in Scheidung; das Schiff ist mit \Mann und Maus untergegangen mit der gesamten Besatzung (u. allen Passagieren); der Unkostenbeitrag beträgt 2 Euro pro \Mann für jeden; \Mann über Bord! (Notruf, wenn jmd. vom Schiff ins Wasser gefallen ist); ein \Mann von Charakter, Einfluss, Geist; er ist kein \Mann von großen Worten er macht keine großen Worte; sie lebt von ihrem \Mann getrennt; von \Mann zu \Mann unter vier Augen, als zwei Ebenbürtige, als zwei Gleichberechtigte; er trug es wie ein \Mann tapfer, ohne zu klagen
II 〈Pl.: Leu|te〉 Soldat, Arbeiter, Angestellter ● er hat seine Leute gut im Griff
III 〈Pl.: Mạn|nen〉
1. 〈poet.〉 Lehnsmann, ritterlicher Dienstmann, Gefolgsmann
2. 〈iron.〉 treuer Anhänger
● der König mit seinen \Mannen
[<ahd. man, got. manna; zu aind. manu- „Mensch“; möglicherweise zu idg. *men- „denken, geistig erregt sein“]

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Mạnn , der; -[e]s, Männer, -en u. (als Mengenangabe nach Zahlen:) - [mhd., ahd. man, viell. urspr. = Denkender]:
1. <Pl. Männer> erwachsene Person männlichen Geschlechts:
ein alter M.;
er ist ein ganzer M.;
typisch M.! (ugs.; das entspricht ganz der männlichen im Unterschied zur weiblichen Art; so kann auch nur ein Mann denken, handeln, fühlen);
sei ein M.! (zeige dich als mutiger Mann!);
(ugs.; als Anrede:) junger M., können Sie mir mal helfen?;
der gemeine M. (veraltet; der Durchschnittsbürger);
der dritte M. (Mitspieler) beim Skat;
ein M. von Geist (jmd., der Geist hat);
er ist für uns der geeignete, richtige M. (Mitarbeiter);
ein M. des Volkes (jmd., der mit dem Volk eng verbunden ist u. in seiner übergeordneten Stellung dessen Vertrauen hat);
ein M. aus dem Volk (jmd., der aus dem Volk, aus einem einfachen Milieu kommt u. in seiner übergeordneten Stellung das Vertrauen des Volkes hat);
M. über Bord! (Seemannsspr.; Notruf, wenn jmd. vom Schiff ins Wasser gefallen ist);
alle M. an Bord! (Seemannsspr.; alle sind anwesend);
morgen fahren wir alle M. [hoch] (ugs.; alle zusammen) nach München;
meine Männer (fam.; Ehemann u. Sohn, Söhne) sind nicht zu Hause;
die Kosten betragen 5 Euro pro M. (ugs.; für jeden);
ein Kampf M. gegen M. (zwischen Einzelnen);
R ein M., ein Wort (in Bezug auf einen Mann, auf den Verlass ist);
selbst ist der M. (jeder muss sich selbst helfen; nach Goethe, Faust II, 4. Akt, 10 467);
ein alter M. ist doch kein D-Zug (ugs. scherzh.; ich kann mich nicht so schnell bewegen, wie es gewünscht wird);
der kleine M. (1. ugs.; jmd., der finanziell nicht besonders gut gestellt ist. 2. salopp scherzh.; Penis);
der böse/Böse M.; der schwarze/Schwarze M. (Schreckgestalt für Kinder);
freier M. (bes. Fußball; Libero);
letzter M. (bes. Fußball; Ausputzer 1);
der Wilde M. (Mythol.; [in der Volkssage, Volkskunst] am ganzen Körper mit langen Haaren bedeckter, meist mit einer Keule in der Hand dargestellter, im Wald lebender Riese);
der [kleine] M. auf der Straße (der den Durchschnitt der Bevölkerung repräsentierende Bürger; viell. nach engl. the man in the street);
der M. im Mond (aus den Mondflecken gedeutete Sagengestalt);
ein M. von Welt (jmd., der gewandt im [gesellschaftlichen] Auftreten ist);
[mein lieber] M.! (salopp; Ausruf des Erstaunens, des Unwillens);
wie ein M. (ganz spontan einmütig, geschlossen; nach Richter 20; 1, 8, 11);
ein gemachter M. sein (ugs.; [von männlichen Personen] aufgrund eines wirtschaftlichen Erfolges in gesicherten Verhältnissen leben);
ein toter M. sein (ugs.; [von männlichen Personen] erledigt sein, keine Zukunftsaussichten mehr haben);
der M. sein, etw. zu tun ([als Mann] eine bestimmte Handlungsweise, Fähigkeit erwarten lassen);
jmds. M. sein (ugs.; für jmdn., für jmds. Zwecke, Pläne genau der Richtige sein: er hat jahrelange Erfahrung, das ist genau unser M.);
den toten M. machen (ugs. scherzh.; sich ohne Bewegung auf dem Rücken im Wasser treiben lassen);
den starken, großen o. Ä. M. markieren/mimen (salopp; sich als besonders stark, bedeutend, einflussreich o. Ä. darstellen);
seinen M. stehen/stellen (auf sich gestellt tüchtig sein u. sich bewähren);
M. decken (Ballspiele; seinen unmittelbaren Gegenspieler decken);
-s genug sein, etw. zu tun (die [Entschluss]kraft, Energie, den Mut besitzen, es fertigbringen, etw. Nötiges zu tun);
etw. an den M. bringen (ugs.: 1. etw. verkaufen. 2. im Gespräch o. Ä. etw. mitteilen, äußern, erzählen);
mit M. und Maus untergehen (untergehen, ohne dass einer gerettet wird);
von M. zu M. (unter Männern u. dabei vertraulich u. sachlich).
2. <Pl. Männer> Ehemann (hebt weniger die gesetzmäßige Bindung als die Zusammengehörigkeit mit der Frau hervor):
ihr [verstorbener] M.;
als M. und Frau, wie M. u. Frau (wie Eheleute) leben;
sie hat dort einen M. gefunden (kennengelernt u. geheiratet).
3. <Pl. -en> Lehns-, Gefolgsleute:
Ü seine -en (bes. Sport scherzh.; Anhänger; Mannschaft) um sich scharen.
4. <o. Pl.> (salopp) als burschikose Anrede, ohne persönlichen Bezug in Ausrufen des Staunens, Erschreckens, der Bewunderung:
M., bist du braun!;
[mein lieber] M., das gibts doch nicht!

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I
Mann
 
[germanisch, zurückgehend auf indogermanisch manu/monu »Mann«, »Mensch«], erwachsener männlicher Mensch. Zu unterscheiden ist grundsätzlich zwischen dem Mann als Individuum und der männlichen Geschlechtsrolle, durch die in der jeweiligen Gesellschaft bestimmte Eigenschaften, Verhaltensweisen und Einstellungen als typisch männlich festgelegt und tradiert werden. Als Individuum unterscheidet sich der Mann von der Frau genetisch durch das geschlechtsdeterminierende Y-Chromosom, das zur Ausbildung der im Dienst der Fortpflanzung stehenden geschlechtsspezifischen körperlichen Merkmale führt.
 
 Vorstellungen über Männlichkeit
 
Im dialektischen Verhältnis mit Vorstellungen über Weiblichkeit haben sich unterschiedliche Männerbilder, Auffassungen über Wesen und Selbstverständnis des Manns entwickelt. Sie sind in den meisten Kulturen durch die Vorstellung geprägt, dass Männer die höchste Verwirklichungsform menschlichen Seins darstellen, während die Frauen als »die Anderen« ihnen seins- und entwicklungsmäßig nach- und untergeordnet sind. Sprachlich zeigt sich diese Vorrangstellung in der begrifflichen Gleichsetzung von Mann und Mensch in den meisten indogermanischen Sprachen. Da Weltdeutung wie Welterkenntnis und Sinngebung in der Regel dem männlichen Geschlecht vorbehalten waren, lässt sich die allgemeine Geistesgeschichte als eine Bildungsgeschichte des männlichen Bewusstseins bestimmen, das sich zugleich als allgemein menschlich verstanden hat.
 
Während Männer sich als Motor geschichtlicher Veränderung und Schöpfer von Kultur begriffen, wurde das Weibliche primär der instinkt- und emotionsbetonten Natur zugeordnet und als »Nur-Natur« gewertet. Die Gegenüberstellung von Mann/Kultur und Frau/Natur entspricht der universell verbreiteten kosmologischen und anthropologischen Vorstellung, der zufolge das Männliche mit dem Prinzip des Geistigen und Schöpferisch-Aktiven (Logos), das Weibliche hingegen mit dem Prinzip des Stofflich-Leiblichen (Materie) und Empfangend-Passiven gleichzusetzen ist, der Himmel männlich und die Erde weiblich gedacht werden und die Menschen diesem kosmologischen Dualitätsprinzip von oben und unten, von Licht und Dunkel entsprechen.
 
Die Vorstellung, dass der Mann Ursprung und Anfang der Menschheitsgeschichte darstellt, hat in vielen Schöpfungsmythen Gestalt gewonnen (z. B. 1. Mose 2). In den streng monotheistischen Religionen Judentum, Christentum und Islam wird Gott traditionell männlich gedacht. Bestimmend für die Ausbildung abendländischer Männerbilder war und ist die Tatsache, dass das Bild Gottes als das des allmächtigen Vaters, Weltenlenkers, Königs, Richters, Hirten und Herrn in Theologie und Frömmigkeitsbewusstsein prägend geworden ist. Trotz gegenläufiger, auf die Gleichheit von Mann und Frau zielender Tendenzen in der Urkirche wurde auch im Christentum die physische und sittliche Superiorität des Manns zunehmend betont.
 
Selbst- und Idealbild des Manns haben sich in den jeweiligen kulturtypischen männlichen Leitgestalten niedergeschlagen, die einer Gesellschaft als Muster und Orientierung vollendeten Menschentums dienten. So gehört die Idee des Heros ähnlich wie die des Königs zu den elementaren Vorstellungsinhalten menschlichen Selbst- und Weltverstehens. Mythische Helden begegnen als Gründerväter von Sippe, Stadt und Staat (Gilgamesch, Äneas, Romulus und Remus, König Artus), als Wohltäter der Menschheit und Zivilisationsstifter (Herakles, Prometheus); Heroen der Realgeschichte begegnen als Schlachtenlenker, Feldherren und Staatsmänner. Im christlich-abendländischen Kulturkreis wurde das Ideal männlicher Tugend und Stärke (lateinisch virtus) wie gesellschaftliche Gesittung in der Figur des Ritters, des Hofmanns, des »honnête homme« und Gentleman tradiert, während der Typus des Don Juan die erotisch-verführerische, der des Dandy die ästhetisch-narzisstische Seite des Manns verkörperte.
 
Im Zuge des Rationalismus bestimmte die Vorstellung vom Mann als »Herrn und Besitzer der Natur« (R. Descartes) die männliche Identität und das männliche Selbstbewusstsein. Das Ideal des Manns implizierte besonders mit Beginn des bürgerlichen Zeitalters die Abgrenzung von Antitypen, z. B. homosexuellen Männern und denen, die die so genannten weiblichen (»weibischen«) Eigenschaften verkörperten. Der Nationalismus übernahm das maskuline Stereotyp als ein Mittel seiner Selbstdarstellung (George L. Mosse [* 1918]) ganz. Als »homo faber« und »homo oeconomicus« repräsentierte der Mann das dynamische Prinzip ökonomischen, kulturellen und technischen Fortschritts. Erst in den letzten Jahrzehnten ist das männliche Ideal des autonomen, vernunftbetonten Subjekts um den Preis der Unterdrückung von Sinnlichkeit und Emotionalität problematisiert worden.
 
 Zur gesellschaftlichen Rolle des Mannes
 
Die soziale Rollenverteilung zwischen Mann und Frau ist in den meisten Gesellschaften und Kulturen mit einer hierarch. Status- und Prestigedifferenzierung zugunsten des Mannes sowie einer allgemeinen Dominanz des Mannes im öffentlichen Bereich verbunden. Verschiedene Ansätze zur Erforschung der Strukturen von Patriarchat und Matriarchat führten zu unterschiedlichen Begründungstheorien. Unbestritten ist, dass die Entstehung umfassender Bilder von Männlichkeit (wie Weiblichkeit) und der darauf aufbauenden Geschlechterrollen in engem Zusammenhang mit der Gestaltung und Aufteilung geschlechtsspezifischer Arbeit steht. Schon in der frühen Geschichte der Menschheit finden sich grundlegende Tätigkeitsdifferenzierungen: für Männer die Bereiche Jagd, Krieg und Kult, für Frauen zwar in vielen Kulturen auch der Kult, aber dominierend Kinderaufzucht und Tätigkeiten im Haus und haus- oder lagernahen Bereich. Damit verbunden war die Aufteilung der Lebenswelt in eine weibliche Innen- und eine männliche Außensphäre. Durch ihre Zuständigkeit für Außentätigkeiten konnten Männer die Grenzen ihrer vertrauten Kultur- und Lebenswelt überschreiten, neue Erfahrungen und Erkenntnisse sammeln und komplexere soziale Verhaltensweisen erlernen. Aus der einfachen räumlichen Scheidung zwischen Binnen- und Außenwelt, zwischen häuslicher und öffentlicher Produktion erwuchs in der Folge ein Dualismus, der den der Frau zugewiesenen Binnenbereich abwertete, wie er den dem Mann zugewiesenen Außenbereich aufwertete. Zugleich schufen exklusive männliche Zusammenschlüsse (Männerbünde) wie Altersklassen, Kultgenossenschaften, Geheimbünde, Kriegerbünde, Bruderschaften die idealen Bedingungen für die Entstehung stabiler männlicher Solidargruppen und die Stärkung des generellen Suprematieanspruchs der Männergemeinschaft. Umstritten ist, in welcher Phase der vorgeschichtlichen Entwicklung dieser »evolutionäre Machtvorsprung« des Mannes (Michael Raisch) einsetzte. Häufig wird der Ursprung männlicher Hegemonie mit der Entstehung der Ackerbaukulturen in Zusammenhang gebracht, wobei sich zugleich die patrilinearen Abstammungssysteme konstituierten. Kulturell wurde die männliche Vormachtstellung im Sinne des jeweils geltenden Rechts-, Norm- und Moralsystems festgelegt. Die patriarchalische Herrschaft erschien bis in die Neuzeit hinein weitgehend als natürliches Modell menschlichen Ordnungsgefüges; matrilineare Strukturen haben sich nur als Ausnahmen erhalten.
 
Die Entstehung der bürgerlichen Gesellschaft führte langfristig zu einem Wandel der traditionellen Männerrolle. Einerseits wurde die patriarchalische Ideologie durch den mit der Französischen Revolution aufkommenden Gleichheitsgedanken infrage gestellt. Andererseits verbanden sich mit der Ablösung des »ganzen Hauses« durch die moderne Kleinfamilie die Auflösung der Hausvaterordnung und die erste historisch eindeutig fassbare Krise der »väterlichen Gesellschaft« im christlichen Abendland (Hubertus Tellenbach).
 
Die Differenzierung von Erwerbs- und Familienleben zu Beginn des industriellen Zeitalters und das Auseinandertreten von öffentlicher und privater Sphäre waren strukturell gekoppelt mit einer neuartigen Figuration geschlechtlicher Arbeitsteilung: Im Gegensatz zur häuslichen Familienarbeit der Frau stellte die außerhäusliche Berufsarbeit faktisch und normativ das Zentrum und Strukturmerkmal männlicher Biographie dar. Die polare Aufgabendifferenzierung zwischen Mann und Frau ging mit der Herausbildung spezifisch männlicher (wie weiblicher) Grundhaltungen und Verhaltensweisen einher. Wurden der männlichen Geschlechterrolle instrumentelle Züge wie Dominanz, Maßgeblichkeit, Unabhängigkeit, Affektkontrolle zugeschrieben, so der weiblichen sozial-emotionale Attribute wie Mütterlichkeit, Geselligkeit, Sensitivität und Expressivität (T. Parsons).
 
Nachdem sich in der Frühphase der Industrialisierung die Rollen der Geschlechter eher polarisiert hatten, begann in ihrem weiteren Verlauf ein Prozess, der zu einer Annäherung der Geschlechterrollen führte. Einerseits wurde im Zuge der neuzeitlichen Modernisierungs- und Rationalisierungsprozesse personale männliche Herrschaft in wachsendem Maße in depersonalisierte und anonyme Institutionen transformiert. Andererseits haben die Technisierung der Berufswelt sowie die zunehmenden Bildungsmöglichkeiten der Frauen und ihre wachsende Erwerbstätigkeit das Vorrecht des Mannes auf bestimmte Tätigkeiten weitgehend aufgehoben, auch wenn »Restgebiete« männlicher Dominanz in bestimmten gesellschaftlichen Institutionen wie Militär, Politik, höheres Management, Klerus, Wissenschaftsbetrieb, Sport sowie in technischen und technisch-ingenieurwissenschaftlichen Berufen fortexistieren. Mit der zunehmenden materiellen Unabhängigkeit der Frau verlor der Mann zugleich seine Funktion als alleiniger Ernährer von Frau und Kindern. Die gesellschaftlich bedingte Absenz der Väter von Familie und Erziehung wurde als Symptom einer »vaterlosen Gesellschaft« (A. Mitscherlich) diagnostiziert.
 
Parallel zur rasanten Wirtschaftsentwicklung und damit wachsendem Wohlstand für weite Teile der Bevölkerung in den westlichen Ländern rückt seit den 50er-Jahren zunehmend die Kehrseite dieser Entwicklung in das öffentliche Bewusstsein. Die Zerstörung der Natur, die Bürokratisierung des Alltags und die daraus erwachsende Entfremdung, Anonymisierung und Kontaktarmut der Menschen untereinander, der zunehmende Leistungsdruck in der Arbeitswelt, die wachsende Kluft zwischen armen und reichen Ländern - diese u. a. sind die wichtigsten Auslöser einer Neubewertung auch der Rolle des Mannes in der Gesellschaft, mit der sich die meisten Männer zunächst nur passiv konfrontiert sahen. Eine eigenständige Männerbewegung entstand, zum Teil als Antwort auf die moderne Frauenbewegung, in den 60er-Jahren in den USA und Anfang der 70er-Jahre in Deutschland (v. a. innerhalb der Studenten- und der Homosexuellenbewegung [Männergruppen]).
 
Rollen- und Statusveränderung des Mannes haben einerseits zu einer nachhaltigen Verunsicherung männlicher Identität (Walter Hollstein [* 1939]) geführt, andererseits wurden Chancen zur Umorientierung männlicher Lebensführung freigesetzt und eine wenn auch vorsichtige Annäherung an Werte und Orientierungen ermöglicht, die traditionell Frauen zugeschrieben werden. Obwohl die Berufstätigkeit weiter zum Kern der männlichen Normalbiographie gehört, wird gerade in der jüngeren Generation die einseitige Zuweisung von Hausarbeit und Kindererziehung an Frauen und außerhäusliche Berufsarbeit an Männer nicht mehr nur von Frauen, sondern zunehmend auch von Männern infrage gestellt. Patriarchalische Strukturen in der Familie sind vielfach partnerschaftlich orientierten Beziehungsformen gewichen, trotz weiter bestehender ungleicher Verteilung der häuslichen Aufgaben. Gegenüber dem Phänomen autoritärer beziehungsweise distanzierter Vaterschaft ist heute ein wachsender Trend zu partizipativer Vaterschaft zu erkennen. Die gegenwärtigen Veränderungen sprechen für eine weiter fortschreitende Pluralisierung der gesellschaftlich gültigen Rollenkonzepte, wobei im Zuge der modernen Individualisierungsdynamik davon auszugehen ist, dass neben den in die Familie eingebundenen Elternbiographien von Männern und Frauen innerhalb und außerhalb der Familie eigenständige männliche wie weibliche Einzelbiographien entstehen (U. Beck/E. Beck-Gernsheim).
 
 
Weitere Informationen zu diesem Thema finden Sie v. a. auch in den folgenden Artikeln:
 
Emanzipation · Familie · Frau · Geschlechtsmerkmale · Gleichberechtigung · Homosexualität · Leistungsgesellschaft · Männerbünde · Matriarchat · Mensch · Patriarchat · Rolle · Sexismus · Wertewandel
 
Literatur:
 
Das Vaterbild im Abendland, hg. v. H. Tellenbach, 2 Bde. (1978);
 
M.-Sein. Identitätskrise u. Rollenfindung des M. in der heutigen Zeit, hg. v. R. Jokisch (Neuausg. 1984);
 C. Benard u. E. Schlaffer: Viel erlebt u. nichts begriffen. Die Männer u. die Frauenbewegung (1985);
 
Traditionalismus, Verunsicherung, Veränderung - Männerrolle im Wandel?, hg. v. J. Postler u. a. (1985);
 S. Metz-Göckel u. Ursula Müller: Der M. (1986);
 M. Raisch: Veränderungen des Rollenverhaltens des M. (1986);
 H. Pross: Die Männer. Eine repräsentative Unters. über die Selbstbilder von Männern u. ihre Bilder von der Frau (Neuausg. 1987);
 W. Hollstein: Nicht Herrscher, aber kräftig. Die Zukunft der Männer (1988);
 
Aufgaben, Rollen u. Räume von Frau u. M., hg. v. J. Martin u. a., 2 Bde. (1989);
 U. Beck u. E. Beck-Gernsheim: Das ganz normale Chaos der Liebe (1990);
 A. Mitscherlich: Auf dem Weg zur vaterlosen Gesellschaft (181992);
 A. Schwarzer: Der »kleine Unterschied« u. seine großen Folgen (Neuausg. 130.-136. Tsd. 1992);
 W. Wieck: Männer lassen lieben (Neuausg. 1992);
 G. L. Mosse: Das Bild des M. (1997).
II
Mạnn,
 
1) Dieter, Schauspieler, * Berlin 20. 6. 1941; seit 1964 am Deutschen Theater Berlin, wo er 1984-91 als Intendant wirkte; auch beliebter Film- und Fernsehdarsteller sowie Bühnenregisseur.
 
 2) Erika, Schriftstellerin, * München 9. 11. 1905, ✝ Zürich 27. 8. 1969, Tochter von 9); Ausbildung als Schauspielerin; 1925-28 Ȋ mit G. Gründgens; emigrierte 1933 in die Schweiz; Gründung des antifaschistischen Kabaretts »Die Pfeffermühle«, mit dem sie durch Europa reiste; heiratete 1935 W. H. Auden; ab 1936 in den USA als Journalistin; zuletzt in Kilchberg bei Zürich; verwaltete die Hinterlassenschaft ihres Vaters; schrieb Jugendbücher, Erzählungen, Essays und Biographien.
 
Werke: Das Buch von der Riviera (1931, mit K. Mann); Stoffel fliegt übers Meer (1932); Muck, der Zauberonkel (1934); Zehn Millionen Kinder. Die Erziehung der Jugend im Dritten Reich (1938); Das letzte Jahr. Bericht über meinen Vater (1956); Die Zugvögel (1959).
 
Ausgabe: Briefe und Antworten, herausgegeben von A. Zanco Prestel, 2 Bände (1984-85); Mein Vater, der Zauberer, herausgegeben von I. von der Lühe und U. Naumann (1996).
 
Literatur:
 
I. von der Lühe: E. M. Eine Biogr. (21994).
 
 3) Fritz Karl, amerikanischer Finanzwissenschaftler deutscher Herkunft, * Berlin 10. 12. 1883, ✝ Washington (D. C.) 14. 9. 1979; seit 1920 Professor in Kiel, Königsberg (heute Kaliningrad) und Köln; 1935 erzwungene Emeritierung; lehrte nach seiner Emigration (1936) in die USA 1936-56 an der American University, Washington. Mann gilt als einer der Begründer der Finanzsoziologie.
 
Werke: Die Staatswirtschaft unserer Zeit (1930); Steuerpolitische Ideale (1937); Finanztheorie und Finanzsoziologie (1959); Der Sinn der Finanzwirtschaft (1978).
 
 4) Golo, eigentlich Gottfried Angelus Mann, Historiker und Publizist, * München 27. 3. 1909, ✝ Leverkusen 7. 4. 1994; Sohn von 9); studierte Philosophie in München, Berlin und Heidelberg, wo er 1932 bei K. Jaspers über Hegel promovierte. 1933 folgte er seinem Vater in die Emigration, zunächst nach Frankreich, dann in die Schweiz, wo er 1937-40 in Zürich die Zeitschrift »Maß und Wert« redigierte, und anschließend in die USA, wo er 1942-43 als Professor für Geschichte am Olivet College (Michigan) und 1947-57 am Claremont Men's College (Kalifornien) lehrte. 1960 Professor für Politikwissenschaft an der Technischen Hochschule Stuttgart (bis 1964). Mann, der als literarisch orientierter Historiker hervortrat und dessen Werke sich durch das Erzählen von Geschichte auszeichneten, war Herausgeber und Mitarbeiter der »Propyläen-Weltgeschichte« (1960-65, 10 Bände).
 
Werke: Friedrich von Gentz (1947); Deutsche Geschichte des 19. und 20. Jahrhunderts (1958); Wallenstein (1971); Erinnerungen und Gedanken. Eine Jugend in Deutschland (1986; Autobiographie); Wir alle sind, was wir gelesen. Aufsätze und Reden zur Literatur (1989); Wissen und Trauer. Historische Portraits und Skizzen (1991).
 
Literatur:
 
J. Fest: Wege zur Gesch. Über Theodor Mommsen, Jacob Burckhardt u. G. M. (Zürich 21993).
 
 5) Heinrich, Schriftsteller, * Lübeck 27. 3. 1871, ✝ Santa Monica (Kalifornien) 12. 3. 1950, Bruder von 9). Nach einer Buchhändlerlehre in Dresden 1889 war Mann 1890-92 Volontär im S. Fischer Verlag in Berlin; Studium in Berlin und München. Bis 1898 hielt sich Mann aus gesundheitlichen Gründen v. a. in Italien auf, lebte auch danach meist auf Reisen im Süden, erst 1918 ließ er sich in Berlin nieder. 1930 wurde er zum Präsidenten der Sektion »Dichtkunst« der Preußischen Akademie der Künste gewählt (1933 ausgeschlossen). Er emigrierte kurz nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten nach Frankreich. Als einer der aktivsten deutschen Exilschriftsteller betrieb er die Zusammenarbeit der unterschiedlichen politischen Lager der Emigranten. 1940 floh Mann über Spanien in die USA (Kalifornien). Kurz vor seiner geplanten Rückkehr nach Deutschland, wo man ihm seitens der DDR die Präsidentschaft der Deutschen Akademie der Künste angeboten und ihm den ersten »Nationalpreis für Literatur« verliehen hatte, starb er.
 
Im Unterschied zu seinem Bruder Thomas sah sich Mann schon sehr bald bewusst als demokratisch-sozialistischer Schriftsteller. Das erzählerische Werk greift die großen Traditionen des 19. Jahrhunderts auf (v. a. Balzac, Stendhal, Flaubert). In den frühen Romanen und Novellen finden sich auch neuromantische Züge (Roman »Die kleine Stadt«, 1909) und Einflüsse D'Annunzios (Trilogie »Die Göttinnen oder die drei Romane der Herzogin von Assy«, 1902-03). Doch zeigte sich gleichzeitig die zum Teil ins Satirische überhöhte Zeitkritik, die der wilhelminischen Gesellschaft gilt (Roman »Im Schlaraffenland«, 1900). Der Sozialkritiker Mann erreichte seinen erzählerischen Höhepunkt in den Romanen »Professor Unrat oder Das Ende eines Tyrannen« (1905; verfilmt unter dem Titel »Der blaue Engel«, 1930) und »Der Untertan« (teilweise in Zeitschriften 1911-14, Buchveröffentlichung erst 1918 möglich; verfilmt 1951). Letzterer bildet mit seinen - künstlerisch schwächeren - Nachfolgern »Die Armen« (1917) und »Der Kopf« (1925) die Trilogie »Das Kaiserreich«.
 
Der politische Schriftsteller Mann äußerte sich v. a. in Essays, die immer wieder die Verantwortung des Intellektuellen reklamieren. Er trat mitten im Ersten Weltkrieg für Völkerverständigung ein (»Zola«, erschienen 1915 in R. Schickeles Zeitschrift »Die weißen Blätter«) und warnte während der Weimarer Republik vor einer Niederlage der Demokratie (Sammlungen u. a. »Macht und Mensch«, 1920; »Sieben Jahre. Chronik der Gedanken und Vorgänge 1921-28«, 1929; »Geist und Tat. Franzosen 1780-1930«, 1931; »Der Haß. Deutsche Zeitgeschichte«, 1933). Im französischen Exil entstand sein wichtigstes Werk, der zweibändige Roman über den französischen König Heinrich IV.: »Die Jugend des Königs Henri Quatre« (1935) und »Die Vollendung des Königs Henri Quatre« (1938). Er gestaltet den Stoff nach den historischen Ereignissen, doch gibt er gleichzeitig in der Hauptfigur ein humanistisches, poetisch überhöhtes Gegenbild zur deutschen Wirklichkeit. Im amerikanischen Exil, wo er unter schwierigen persönlichen Verhältnissen lebte, entstanden die Memoiren »Ein Zeitalter wird besichtigt« (1945).
 
Manns sozialistische Grundposition trug dazu bei, dass er in der Bundesrepublik Deutschland lange Zeit nicht beachtet und in der DDR zum Repräsentanten einer »sozialistischen deutschen Nationalliteratur« stilisiert wurde. So steht die umfassende Würdigung noch aus, besonders das essayistische Werk ist editorisch nur unzureichend erschlossen.
 
 
Weitere Werke: Romane: In einer Familie (1894); Die Jagd nach Liebe (1903); Zwischen den Rassen (1907); Mutter Marie (1927); Eugenie oder die Bürgerzeit (1928); Ein ernstes Leben (1932); Der Atem (1949); Empfang bei der Welt (herausgegeben 1956); Die traurige Geschichte von Friedrich dem Großen (herausgegeben 1960; Fragment).
 
Novellen: Das Wunderbare u. a. Novellen (1897); Flöten und Dolche (1905); Die Rückkehr vom Hades (1911); Kobes (1925).
 
Dramen: Schauspielerin (1911); Madame Legros (1913); Brabach (1917).
 
Essays und Reden: Diktatur und Vernunft (1923); Es kommt der Tag (1936).
 
Lidice (1943; Dialog).
 
Ausgaben: Ausgewählte Werke in Einzelausgaben, herausgegeben von A. Kantorowicz und anderen, 13 Bände (1951-62); Gesammelte Werke, herausgegeben von der Akademie der Künste der DDR, 18 Bände (1965-88); Werkauswahl, 10 Bände (1976); Thomas Mann u. Heinrich Mann: Briefwechsel 1900-1949, herausgegeben von H. Wysling (Neuausgabe 1984); Gesammelte Werke in Einzelbänden, herausgegeben von P.-P. Schneider, auf zahlreiche Bände berechnet (1994 folgende).
 
Literatur:
 
H. Ihering: H. M. (Berlin-Ost 31952);
 A. Kantorowicz: H. u. Thomas M. Die persönl., literar. u. weltanschaul. Beziehungen der Brüder (ebd. 1956);
 E. Zenker: H.-M.-Bibliogr. (ebd. 1967);
 A. Banuls: H. M. (a. d. Frz., 1970);
 K. Lemke: H. M. (1970);
 K. Schröter: H. M. Untertan, Zeitalter, Wirkung (1971);
 H. König: H. M. Dichter u. Moralist (1972);
 H. Dittberner: H. M. Eine krit. Einf. in die Forsch. (1974);
 
H. M. Texte zu einer Wirkungsgesch. in Dtl., hg. v. R. Werner (1977);
 W. Berle: H. M. u. die Weimarer Rep. (1983);
 
H. M. Werk u. Wirkung, hg. v. R. Wolff (1984);
 
H. M. Das Werk im Exil, hg. v. R. Wolff: (1985);
 
H. M., hg. v. H. L. Arnold (41986);
 J. Fest: Die unwissenden Magier. Über Thomas u. H. M. (Neuausg. 1993);
 W. Jasper: Der Bruder. H. M. (Neuausg. 1994);
 K. Schröter: H. M. (77.-78. Tsd. 1996).
 
 6) [englisch mæn], Herbie, eigentlich Herbert Jay Solomon ['sɔləmən], amerikanischer Jazzflötist, * New York 16. 4. 1930; gründete 1959 sein Afrojazzsextett; begann als Vertreter des Modernjazz und bezog seit 1960 zunehmend Elemente von Samba und Bossa Nova, später auch Reggae und Rock (»Family of man«) ein. Sein perkussiver Flötenstil hat viel zur Emanzipation der Flöte als Jazzinstrument beigetragen.
 
 7) Klaus Heinrich Thomas, Schriftsteller, * München 18. 11. 1906, ✝ (Selbstmord) Cannes 21. 5. 1949, Sohn von 9); lebte von 1925 an als Theaterkritiker in Berlin. Dort gründete er zusammen mit seiner Verlobten Pamela Wedekind (* 1906, ✝ 1986), seiner Schwester Erika Mann und deren Ehemann G. Gründgens ein Theaterensemble, das seine Dramen »Anja und Esther« (1925) und »Revue zu Vieren« (1926) aufführte. 1932 erschien »Kind dieser Zeit«, die Autobiographie seiner Jugend, die vom Lebensgefühl der Zugehörigkeit zu einer »Lostgeneration« getragen ist. 1933 emigrierte er zunächst nach Paris, dann nach Amsterdam; 1933-35 Mitherausgeber der Emigrantenzeitschrift »Die Sammlung«. Von 1936 an lebte Mann (ab 1943 als amerikanischer Staatsbürger) in den USA, war 1938 Berichterstatter im Spanischen Bürgerkrieg und redigierte 1941/42 die avantgardistische Zeitschrift »Decision«, trat 1942 der US-Army bei (1944/45 Teilnahme an den Kämpfen in Italien). In dem Versuch, aus dem Schatten des Vaters herauszutreten, betonte Mann die Gegensätzlichkeiten zu ihm, v. a. in der Absage an bürgerliche Ideale und Normen, die sich gleichermaßen in der Unruhe und Zerrissenheit von Autor und Werk spiegelt, wie sie auch die Suche nach einer sinnhaften Aufgabe zeigt, die Mann erst in seinem antifaschistischen Engagement im Exil zuwuchs. In dieser Zeit entstanden seine bedeutendsten Romane (u. a. »Symphonie pathétique«, 1935; »Der Vulkan«, 1939). In »Mephisto. Roman einer Karriere« (1936, verfilmt von I. Szabó 1980), einem Schlüsselroman, zeichnete Mann den Typus eines skrupellosen Karrieremachers als »Symbol eines durchaus komödiantischen, zutiefst unwahren. .. Regimes«. 1966 wurde die Verbreitung des Werkes in der Bundesrepublik Deutschland wegen Beleidigung von Gründgens verboten (dennoch Neudruck 1981). Manns letztes Werk, »The turning Point« (englisch 1942; deutsch überarbeitet »Der Wendepunkt«, herausgegeben 1952), verbindet Autobiographisches mit geschichtlichen und philosophischen Betrachtungen.
 
Weitere Werke: Romane: Der fromme Tanz (1926); Alexander (1929); Treffpunkt im Unendlichen (1932); Flucht in den Norden (1934).
 
Novelle: Kindernovelle (1926).
 
Essays: Heute und Morgen (1927).
 
Ausgaben: Prüfungen. Schriften zur Literatur, herausgegeben von M. Gregor-Dellin (1968); Heute und morgen. Schriften zur Zeit, herausgegeben von demselben (1969); Das innere Vaterland. Literarische Essays aus dem Exil, herausgegeben von demselben (1986); Briefe und Antworten. 1922-1949, herausgegeben von demselben (Neuausgabe 1987); Mit dem Blick nach Deutschland, herausgegeben von M. Grunewald (1985); Briefe, herausgegeben von F. Albrecht (1988); Das Wunder von Madrid. Aufsätze, Reden, Kritiken, 1936-1938, herausgegeben von U. Naumann und M. Töteberg (1993); Tagebücher, herausgegeben von J. Heimannsberg u. a., 6 Bände (Neuausgabe 1995).
 
Literatur:
 
K.-M.-Schriftenreihe, hg. v. F. Kroll, auf 6 Bde. ber. (1976 ff.);
 M. Grunewald: K. M. 1906-1949. Eine Bibliogr. (1984);
 
K. M. Werk u. Wirkung, hg. v. R. Wolff (1984);
 E. Spangenberg: Karriere eines Romans. Mephisto, K. M. u. G. Gründgens (Neuausg. 1986);
 U. Naumann: K. M. (29.-31. Tsd. 1994).
 
 8) Manfred, eigentlich M. Lubowitz, südafrikanischer Rockmusiker (Keyboards, Gesang), * Johannesburg 21. 10. 1940; kam 1961 nach London und arbeitete u. a. als Jazzpianist; gründete 1971 die Jazzrockgruppe »Manfred Mann's Earth Band«, deren Arrangements und perfekte Soli wesentlich auf das musikalische Niveau der Rockmusik der 70er-Jahre einwirkten; wandte sich in den 80er-Jahren auch sozialkritischen Themen zu (u. a. Antiapartheidalbum »Somewhere in Africa«, 1983).
 
 9) Thomas, Schriftsteller, * Lübeck 6. 6. 1875, ✝ Zürich 12. 8. 1955, Vater von 2), 4) und 7), Bruder von 5). Sein Vater, der Lübecker Senator und Konsul Thomas Johann Heinrich Mann (* 1840, ✝ 1891), entstammte einer Patrizier- und Kaufmannsfamilie und leitete eine Getreidegroßhandlung. Seine Mutter Julia, geborene da Silva-Bruhns (* 1851, ✝ 1923), war brasilianisch-deutscher Herkunft. Nach dem Tod des Vaters übersiedelte die Familie nach München, wo Mann 1894 als Volontär in eine Versicherungsgesellschaft eintrat. 1896-98 hielt er sich mit seinem Bruder Heinrich in Italien auf, 1898/99 war er Redakteur der satirischen Zeitschrift »Simplicissimus«, 1905 heiratete er Katia Pringsheim (* 1883, ✝ 1980) und lebte dann bis 1933 in München. Das Paar hatte zusammen sechs Kinder. 1929 erhielt er den Nobelpreis für Literatur. Von einer Vortragsreise kehrte er 1933 nicht mehr nach Deutschland zurück, lebte zunächst in Südfrankreich, dann in Küsnacht (ZH). In der Folgezeit unternahm er zahlreiche Reisen, u. a. in die USA (Begegnung mit F. D. Roosevelt, 1935). 1936 erwarb er nach seiner offiziellen Ausbürgerung und der Aberkennung der Ehrendoktorwürde der Universität Bonn durch das nationalsozialistische Regime die tschechoslowakische Staatsbürgerschaft, blieb aber zunächst in der Schweiz, wo er mit K. Falke die Zeitschrift »Maß und Wert« herausgab; 1939 ging Mann als Gastprofessor in die USA (Princeton, New Jersey), von 1942 an lebte er dann (ab 1944 als amerikanischer Staatsbürger) bis 1952 im kalifornischen Pacific Palisades. Nach einem Besuch 1949 in Deutschland (Verleihung der Goethe-Preise der Städte Frankfurt am Main und Weimar) kehrte Mann 1952 auf Dauer nach Europa zurück und lebte zunächst in Erlenbach (Kanton Zürich), seit 1954 in Kilchberg bei Zürich.
 
Mann zählt zu den bedeutendsten Erzählern deutscher Sprache im 20. Jahrhundert. Er knüpft an die Erzähltechniken des 19. Jahrhunderts an, v. a. an den weit ausholenden Gestus L. Tolstojs. Charakteristisch für das gesamte Werk ist die ironische Haltung des Autors, die sich in seinem Stil vielfältig niederschlägt: hypotaktische Syntax, sinnträchtige Verwendung von Allegorien, Symbolen und Leitmotiven kennzeichnen die Prosa, deren hohe formale Kunst immer dem jeweiligen Thema angeglichen ist. Manns Romane, Erzählungen und Novellen spiegeln die vielschichtigen geistigen, kulturellen und gesellschaftliche Befindlichkeiten des 20. Jahrhunderts in ihrem Wandel, zum Teil in direktem zeitgeschichtlichem Bezug, zum Teil historisch eingekleidet. In seinem ersten Roman »Buddenbrooks. Verfall einer Familie« (1901, 2 Bände), der ihn sofort weltberühmt machte, beschreibt Mann, zum Teil autobiographisch, die Geschichte einer Lübecker Kaufmannsfamilie, deren Niedergang v. a. durch neue gesellschaftliche Wirklichkeiten, gewandelte moralische Vorstellungen und die Lebensuntüchtigkeit des künstlerisch veranlagten jüngsten Sprosses herbeigeführt wird. Die Polarität Bürger-Künstler, Leben-Geist wurde, beeinflusst von der Philosophie F. Nietzsches, früh zum beherrschenden Thema, so in der Novellensammlung »Tristan« (1903; darin u. a. auch »Tonio Kröger«) und in »Tod in Venedig«, 1912). Sie spielt auch in dem mit märchenhaften Zügen ausgestatteten Roman »Königliche Hoheit« (1909) eine Rolle. Eine Enzyklopädie des zeitgenössischen geistigen Lebens ist der große Roman »Der Zauberberg« (1924, 2 Bände), der die Tradition des deutschen Bildungsromans fortsetzt. In der abgeschlossenen Welt des schweizerischen Sanatoriums erlebt Hans Castorp, begleitet von den Auseinandersetzungen zwischen dem Jesuitenschüler Naphta und dem liberal-humanen Freigeist Settembrini über alle großen Themen und Probleme der Zeit, seinen menschlichen Reifeprozess, der allerdings in die Schützengräben des Weltkriegs führt.
 
Bereits seit 1926 hatte Mann an seinem umfangreichsten Romanwerk, der Tetralogie »Joseph und seine Brüder« (»Die Geschichte Jaakobs«, 1933; »Der junge Joseph«, 1934; »Joseph in Ägypten«, 1936; »Joseph, der Ernährer«, 1943; erste Gesamtausgabe 1948) gearbeitet. Dieses Werk ist weit mehr als nur der Versuch, einen zentralen Stoff des Alten Testaments in ein großes Prosaepos von einem der rhythmischen Kunstprosa angenäherten, oft breiten und archaisierenden Stil zu kleiden. Mann sah darin vielmehr eine die grundsätzlichen und möglichen Dimensionen des Menschseins absteckende Dichtung, eine Umdeutung des Mythos »ins Psychologische und Humane«. Parallel zum »Joseph« arbeitete Mann an dem äußerlich handlungsarmen Roman »Lotte in Weimar« (1939), in dem ihm ein psychologisch überzeugendes Bild des alternden Goethe und seiner Umgebung gelingt.
 
Mit dem wichtigsten Alterswerk, dem Künstlerroman »Doktor Faustus. Das Leben des deutschen Tonsetzers Adrian Leverkühn erzählt von einem Freunde« (1947), nimmt Mann wieder ein zeitbezogenes Thema auf: Er setzt die im Teufelspakt bewältigte Situation der modernen Musik mit dem Schicksal Deutschlands in Beziehung. Den Kommentar zum Roman lieferte der Autor selbst in »Die Entstehung des Doktor Faustus. Roman eines Romans« (1949), in engem Zusammenhang mit seinem geistigen Gehalt steht die Rede »Deutschland und die Deutschen« (1945, gedruckt 1947). Zum Spätwerk gehören ferner der Roman »Der Erwählte« (1951, nach dem »Gregorius« von Hartmann von Aue) sowie »Bekenntnisse des Hochstaplers Felix Krull« (Teildruck 1922, erweitert 1937, endgültige Ausgabe 1954), ein Fragment gebliebener moderner Schelmenroman.
 
In zahlreichen Essays hat Mann zu literarischen, philosophischen und politischen Fragen Stellung genommen. Er sah sich zunächst als national gesinnten Bürger des Kaiserreichs, der sich nicht unmittelbar in das politische Leben mischt (»Betrachtungen eines Unpolitischen«, 1918), im Gegensatz zu seinem Bruder Heinrich, zu dem er längere Zeit in einem konfliktbeladenen Verhältnis stand. In der Weimarer Republik änderte sich seine Einstellung. Er engagierte sich gegen den Nationalsozialismus, wobei er von einer bürgerlich-humanistischen Position aus argumentierte (u. a. in dem offenen Brief an den Dekan der Philosophischen Fakultät der Universität Bonn [1937]). Mit zahlreichen Rundfunkansprachen (ausgestrahlt vom deutschen Programm der BBC 1940-45) suchte er seine Heimat zu erreichen, um die Wahrheit über den Nationalsozialismus zu verbreiten (gesammelt in »Deutsche Hörer«, 1945). Auch nach dem Krieg trat er als Mahner zur Humanität auf (u. a. in den Reden zu den Goethe-Feiern 1949 und den Schiller-Feiern 1955).
 
Von den zahlreichen Filmadaptionen der Romane und Erzählungen sind hervorzuheben: »Buddenbrooks« (1959 von A. Weidemann; 1979 von F. P. Wirth [* 1919]), »Tod in Venedig« (1970 von L. Visconti), »Lotte in Weimar« (1975 von E. Günther) und »Mario und der Zauberer« (1995 von K. M. Brandauer).
 
 
Weitere Werke: Novellen, Erzählungen: Der kleine Herr Friedemann (1898); Wälsungenblut (1921); Unordnung und frühes Leid (1926); Mario und der Zauberer (1930); Die vertauschten Köpfe (1940); Das Gesetz (1944); Die Betrogene (1953).
 
Idyllen: Herr und Hund. Gesang vom Kindchen (1919).
 
Drama: Fiorenza (1906).
 
Essays: Friedrich und die große Koalition (1915); Adel des Geistes (1945).
 
Reden und Aufsätze: Rede und Antwort. Gesammelte Abhandlungen und kleine Aufsätze (1922); Von deutscher Republik (1923); Die Forderung des Tages. Reden und Aufsätze aus den Jahren 1925-1929 (1929); Achtung, Europa! Aufsätze zur Zeit (1938).
 
Ausgaben: Das essayistische Werk, herausgegeben von H. Bürgin, 8 Bände (1968); Gesammelte Werke, 13 Bände und Supplementband (1-21974-75); H. Bürgin und Hans-O. Mayer: Die Briefe T. Manns. Regesten und Register, 3 Bände (1977-82); Tagebücher, herausgegeben von P. de Mendelssohn und I. Jens, 10 Bände (1977-95); Gesammelte Werke in Einzelbänden (Frankfurter Ausgabe), herausgegeben von demselben, 17 Bände (1980-86); Briefe, herausgegeben von E. Mann, 3 Bände (Neuausgabe 1979); Essays, herausgegeben von H. Kurzke u. a., 6 Bände (1993-97); Große kommentierte Frankfurter Ausgabe. Werke - Briefe - Tagebücher, 2002 ff.
 
Literatur:
 
G. Lukács: T. M. (Berlin-Ost 51957);
 
Blätter der T.-M.-Gesellschaft (Zürich 1958 ff.);
 H. Bürgin: Das Werk T. M.s. Eine Bibliogr. (1959, Nachdr. 1984);
 P. Scherrer u. H. Wysling: Quellenkrit. Studien zum Werk T. M.s (Bern 1967);
 
T.-M.-Studien, hg. v. T.-M.-Archiv Zürich, 8 Bde. (Bern 1967-88);
 A. Banuls: T. M. u. sein Bruder Heinrich (a. d. Frz., 1968);
 H. Lehnert: T. M. Fiktion, Mythos, Religion (21968);
 K. Hamburger: Der Humor bei T. M. (21969);
 H. Matter: Die Lit. über T. M. Eine Bibliogr. 1898-1969, 2 Bde. (1972);
 K. W. Jonas: Die T.-M.-Lit. Bibliogr. der Kritik 1896-1975, 2 Bde. (1972-79);
 
T. M. Eine Chronik seines Lebens, hg. v. H. Bürgin u. a. (Neuausg. 1974);
 E. Heller: T. M. Der iron. Deutsche (Neuausg. 21976);
 H. Kurzke: T.-M.-Forschung 1969-1976. Ein krit. Bericht (1977);
 H. Kurzke: T. M. Epoche, Werk, Wirkung (1985);
 V. Hansen: T. M. (1984);
 Hans Mayer: T. M. (Neuausg. 1984);
 H. R. Vaget: T.-M.-Komm. zu sämtl. Erzählungen (1984);
 
Stationen der T.-M.-Forschung Aufsätze seit 1970, hg. v. H. Kurzke (1985);
 H. Ridley: T. M. Buddenbrooks (Cambridge 1987);
 
Buddenbrooks-Hb., hg. v. K. Moulden u. a. (1988);
 T. Sprecher: T. M. in Zürich (Zürich 1992);
 G. Potempa: T.-M.-Bibliogr. Das Werk (1992);
 M. Reich-Ranicki: T. M. u. die Seinen (Neuausg. 18.-21. Tsd. 1994);
 
T. M. Ein Leben in Bildern, hg. v. H. Wysling u. Y. Schmidlin (Zürich 21994);
 K. Schröter: T. M. (214.-218. Tsd. 1995);
 
T.-M.-Hb., hg. v. H. Koopmann (21995);
 K. Harpprecht: T. M. Eine Biogr., 2 Bde. (Neuausg. 1996);
 P. de Mendelssohn: Der Zauberer. Das Leben des dt. Schriftstellers T. M., 3 Bde. (Neuausg. 1996);
 Martin Meyer: Tagebuch und spätes Leid. Über T. M.(1999);
 H. Kurzke: T. M. Das Leben als Kunstwerk. Eine Biogr. (1999).
 
T.-M.-Jb. (1988 ff.).

* * *

Mạnn, der; -[e]s, Männer, -en u. (als Mengenangabe nach Zahlen:) - [mhd., ahd. man, viell. urspr. = Denkender]: 1. <Pl. Männer> erwachsene Person männlichen Geschlechts: ein junger, gut aussehender, alter, betagter, berühmter, gestandener, höflicher M.; er ist ein ganzer M.; er ist ein M. der raschen Entschlüsse; ein M. der Tat (ein entschlussfreudiger, tatkräftiger Mann); sei ein M.! (zeige dich als mutiger Mann!); typisch M.! (ugs.; das entspricht ganz der männlichen im Unterschied zur weiblichen Art; so kann auch nur ein Mann denken, handeln, fühlen); (ugs.) als Anrede: junger M., können Sie mir mal helfen?; für solche Arbeiten benötigen wir kräftige Männer; Auch das russische Katamaran-Paddelboot kann zwei M. tragen (a & r 2, 1997, 108); er ist durch diese Ereignisse zum M. geworden, gereift; (verblasst:) der gemeine M. (veraltet; der Durchschnittsbürger); der dritte M. (Mitspieler) beim Skat; ein M. des Todes (geh.; jmd., der dem Tode nahe ist ); ein M. der Feder (geh.; ein Literat ); ein M. des Volkes (jmd., der mit dem Volk eng verbunden ist u. in seiner übergeordneten Stellung dessen Vertrauen hat); der M. am Klavier (Klavierspieler bei einer geselligen Veranstaltung, im Lokal o. Ä.); ein M. aus dem Volk (jmd., der aus dem Volk, aus einem einfachen Milieu kommt u. in seiner übergeordneten Stellung das Vertrauen des Volkes hat); ein M. von Geist, Charakter, Format, hohem Einfluss (jmd., der Geist, Charakter, Format, hohen Einfluss hat); ein/sein freier M. sein (aufgrund seiner Lebensverhältnisse, seiner Stellung o. Ä. unabhängig sein); er ist für uns der geeignete, richtige M. (Mitarbeiter); die Männer (die Regierenden, die Parlamentarier) von Bonn (Hörzu 51, 1975, 5); M. über Bord! (Seemannsspr.; Notruf, wenn jmd. vom Schiff ins Wasser gefallen ist); alle M. an Bord! (Seemannsspr.; alle sind anwesend ); alle M. an Deck! (Seemannsspr.; Aufforderung, sich an Deck zu begeben); morgen fahren wir alle M. [hoch] (ugs.; alle zusammen) nach München; meine Männer (fam.; Ehemann u. Sohn, Söhne) sind nicht zu Hause; der Verteidiger konnte seinen M. (bes. Fußball; Gegenspieler) nicht halten; sie standen dicht gedrängt, M. an M. (einer am anderen); M. für M. (einer nach dem anderen) traten sie vor; ein Kampf M. gegen M. (zwischen Einzelnen); die Kosten betragen 5 Mark pro M. (ugs.; für jeden); die Kompanie kämpfte bis zum letzten M. (Soldaten); R ein M., ein Wort (in Bezug auf einen Mann, auf den Verlass ist); selbst ist der M. (jeder muss sich selbst helfen; nach Goethe, Faust II, 4. Akt, 10 467); ein alter M. ist doch kein D-Zug (ugs. scherzh.; ich kann mich nicht so schnell bewegen, wie es gewünscht wird ); *der kleine M. (1. ugs.; jmd., der finanziell nicht besonders gut gestellt ist. 2. salopp scherzh.; Penis); der böse/schwarze M. (Schreckgestalt für Kinder); freier M. (bes. Fußball; Libero); letzter M. (bes. Fußball; Ausputzer 1); alter/toter M. (Bergmannsspr.; abgebauter, nicht mehr benutzter Stollen eines Bergwerkes); der Wilde M. (Myth.; [in der Volkssage, Volkskunst] am ganzen Körper mit langen Haaren bedeckter, meist mit einer Keule in der Hand dargestellter, im Wald lebender Riese); der M. des Tages (männliche Person, die gegenwärtig das öffentliche Interesse auf sich zieht); der M. auf der Straße (der den Durchschnitt der Bevölkerung repräsentierende Bürger; viell. nach engl. the man in the street); der M. im Mond (aus den Mondflecken gedeutete Sagengestalt); ein M. von Welt (jmd., der gewandt im [gesellschaftlichen] Auftreten ist); [mein lieber] M.! (salopp; Ausruf des Erstaunens, des Unwillens); M. [Gottes]! (salopp; ärgerliche od. warnende Anrede; nach 5. Mose 33, 1 u. a.): M. [Gottes], stell dich nicht so an!; wie ein M. (ganz spontan einmütig, geschlossen; nach Richter 20; 1, 8, 11): sie protestierten dagegen wie ein M.; ein gemachter M. sein (ugs.; [von männlichen Personen] aufgrund eines wirtschaftlichen Erfolges in gesicherten Verhältnissen leben); ein toter M. sein (ugs.; [von männlichen Personen] erledigt sein, keine Zukunftsaussichten mehr haben); der M. sein, etw. zu tun (geeignet sein, die Fähigkeit besitzen, etw. Bestimmtes zu tun): er ist genau der M., uns aus dieser misslichen Lage zu befreien; du bist nicht der M., diese Belastungen zu ertragen; jmds. M. sein (ugs.; für jmdn., für jmds. Zwecke, Pläne genau der Richtige sein): er hat jahrelange Erfahrung auf diesem Gebiet, das ist genau unser M.; jmds. M. für etw. sein (ugs.; für jmdn. bestimmte Dinge [die ihm selbst nicht liegen, nicht angemessen erscheinen] erledigen, für ihn bestimmte Arbeiten o. Ä. übernehmen): das ist unser M. fürs Praktische; Kohls M. fürs Menschliche ist bei den Medien immer noch eine Nummer (Woche 17. 1. 97, 3); der erste M. an der Spritze sein (salopp; [von männlichen Personen] in einem bestimmten Bereich eine entscheidende Funktion haben; im älteren Feuerlöschwesen leistete der erste Mann an der Spritze entscheidende Arbeit); ein M. von Wort sein ([von männlichen Personen] ein Mensch sein, auf den Verlass ist); den toten M. machen (ugs. scherzh.; sich ohne Bewegung auf dem Rücken im Wasser treiben lassen); den starken, großen o. ä. M. markieren/mimen (salopp; sich als besonders stark, bedeutend, einflussreich o. ä. darstellen): es ist Wahlkampf in Niedersachsen und die SPD will den harten M. markieren (Woche 9. 1. 98, 5); den wilden M. spielen/machen (ugs.; unbeherrscht, [ohne Berechtigung] wütend sein; toben); seinen M. stehen/stellen (auf sich gestellt tüchtig sein u. sich bewähren): sie musste schon früh im Leben ihren M. stehen; [wohl] einen kleinen M. im Ohr haben (salopp; anscheinend nicht ganz normal sein; nach der Vorstellung, dieser kleine Mann flüstere einem die merkwürdigsten Einfälle zu); seinen M. gefunden haben (einen ebenbürtigen Gegner gefunden haben); M. decken (Ballspiele; seinen unmittelbaren Gegenspieler decken); seinen M. ernähren (jmdm. genügend Geld einbringen, ein ausreichendes Einkommen garantieren): ein solcher Job kann niemals seinen M. ernähren; -s genug sein, etw. zu tun (die [Entschluss]kraft, Energie, den Mut besitzen, es fertig bringen, etw. Nötiges zu tun): Man wird es uns aufs Wort glauben, dass sein Gegenspieler -s genug war, ihm die Antwort nicht schuldig zu bleiben (Th. Mann, Zauberberg 725); etw. an den M. bringen (ugs.; 1. etw. verkaufen: Auf die Menschen ... muss ein Verkäufer eingehen, sie verstehen lernen, um sein Produkt erfolgreich an den M. oder die Frau zu bringen (CCI 13, 1998, 56). 2. im Gespräch o. Ä. etw. mitteilen, äußern, erzählen); an/in den M. gehen (bes. Fußball; den Gegenspieler mit körperlichem Einsatz angreifen, decken); mit M. und Maus untergehen (untergehen, ohne dass einer gerettet wird); von M. zu M. (unter Männern u. dabei vertraulich u. sachlich): ein Gespräch von M. zu M. 2. <Pl. Männer> Ehemann (hebt weniger die gesetzmäßige Bindung als die Zusammengehörigkeit mit der Frau hervor): ihr [verstorbener, geschiedener, zweiter] M.; als M. und Frau, wie M. u. Frau (wie Eheleute) leben; grüßen Sie bitte Ihren M.!; sie stellte uns ihren M. vor; sie hat keinen M. (ist nicht verheiratet); sie hat dort einen M. gefunden (kennen gelernt u. geheiratet); sie lebte von ihrem M. getrennt; sie hat ihn zum M. genommen (geheiratet); *jmdn. an den M. bringen (ugs. scherzh.; eine weibliche Person verheiraten): sie hat ihre Tochter endlich an den M. gebracht. 3. <Pl. -en> Lehns-, Gefolgsleute: der König und seine -en; Ü seine -en (bes. Sport scherzh.; Anhänger; Mannschaft) um sich scharen; der Kanzler und seine -en (sein Kabinett); Vor allem waren Mielkes -en enttäuscht, dass die Terroristen aus ihrer Sicht keine klare politische Linie besaßen (Woche 28. 11. 97, 13).

Universal-Lexikon. 2012.