Akademik

Kuba
Perle der Karibik (umgangssprachlich); Zuckerinsel (umgangssprachlich)

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Ku|ba; -s:
Inselstaat im Karibischen Meer.

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I
Kuba,
 
Bakuba, Bantuvolk im Südwesten der Demokratischen Republik Kongo, zwischen Kasai-Lulua und Sankuru. Die etwa 75 000 Kuba treiben Feldbau auf Rodungsinseln (Maniok, Mais, Hirse, Bohnen), daneben Fischerei und Jagd; sie wohnen in rechteckigen Giebeldachhäusern, ihr Verwandtschaftssystem ist matrilinear.
 
Die Kuba gelten als geschickte Handwerker und Künstler. Seit etwa 1600 war es Brauch, von jedem lebenden Souverän ein Ebenbild aus Holz zu schaffen. Von etwa einem Viertel der 122 namentlich bekannten Kubakönige sind Statuen erhalten (alle im »Schneidersitz«). Die Masken der Kuba sind von starker Ausdruckskraft. Die »Mboom«-Maske, meist mit Blech beschlagen, mit Perlen und Kaurischnecken verziert, hat oft eine »Schädeldecke« aus Wildkatzen- oder Affenfell. Die strengeren »Bombo«- und »Shene Melula«-Masken sind in Streifen- oder Dreiecksmustern ornamentiert. Die »Mashamboy«-Masken aus Rohr, Fell und Raphiastoff, reich mit Perlen und Kaurischnecken besetzt, mit Mündern, Nasen und Ohren aus Holz, sind der Herrscherschicht der Kuba, den Buschongo vorbehalten und sollen Krankheitsgeister darstellen.
 
Seit dem 16. Jahrhundert ist ein eigener Staat der Kuba zwischen dem unteren Sankuru und dem Kasai, das Königreich Bushongo, nachweisbar, das unter Schamba Bolongongo (1600-20) eine v. a. kulturelle Blüte erlebte. 1904 wurde es durch den Kongostaat des belgischen Königs Leopold II. erobert.
 
Literatur:
 
J. Vansina: Kingdoms of the Savanna (Neuausg. London 1975);
 F. Neyt: Arts traditionnels et histoire au Zaire (Brüssel 1981).
II
Kuba,
 
 
Kurzinformation:
 
Fläche: 110 860 km2
 
Einwohner: (2000) 11,1 Mio.
 
Hauptstadt: Havanna
 
Amtssprache: Spanisch
 
Nationalfeiertage: 1. 1., 26. 7. und 10. 10.
 
Währung: 1 Kubanischer Peso (kub$) = 100 Centavos (¢)
 
Zeitzone: 600 Havanna = 1200 MEZ
 
amtlich spanisch Repụ́blica de Cụba, Staat im Bereich der Westindischen Inseln, zwischen dem Atlantik, der Floridastraße, dem Golf von Mexiko und dem Karibischen Meer, umfasst außer der gleichnamigen Hauptinsel (105 007 km2) die Isla de la Juventud (früher Isla de Pinos; 2 200 km2) und zahlreiche kleine Inseln und Korallenriffe vor der N- und Südküste, 110 860 km2, (2000) 11,1 Mio. Einwohner; Hauptstadt ist Havanna, Amtssprache Spanisch. Währung: 1 Kubanesischer Peso (kub$) = 100 Centavos (¢). Zeitzone: Eastern Standard Time (600 Havanna = 1200 MEZ).
 
 Staat und Recht:
 
Verfassung:
 
Nach der am 24. 2. 1976 in Kraft getretenen Verfassung (mit Änderungen von 1992) ist Kuba eine sozialistische Republik mit Einparteiensystem. Staatsoberhaupt, Regierungschef und Vorsitzender des Nationalen Verteidigungsrates ist der mit weitgehenden Machtbefugnissen ausgestattete Vorsitzende des Staatsrates. Er kann im Falle »innerer Unruhen« den Ausnahmezustand verhängen und in der Verfassung fixierte Grundrechte suspendieren. Die Legislative liegt bei der Nationalversammlung (589 Abgeordnete, auf 5 Jahre direkt gewählt). Das aktive Wahlrecht beginnt mit 16 Jahren, das passive mit 18 Jahren. Das Parlament wählt aus seiner Mitte den Staatsrat (31 Mitglieder) als oberstes repräsentatives Staatsorgan. Der Staatsrat nimmt zwischen den Parlamentssitzungen auch gesetzgeberische Funktionen wahr. Höchstes Exekutiv- und Verwaltungsorgan ist der Ministerrat, dessen Mitglieder auf Vorschlag des Staatsoberhauptes von der Nationalversammlung ernannt werden.
 
Parteien:
 
Der Partido Comunista de Cuba (PCC; 1961 hervorgegangen aus dem Zusammenschluss von Partido Socialista Popular, Movimiento 26 de Julio und Directorio Revolucionario 13 de Marzo; seit 1965 heutige Bezeichnungen) ist als einzige zugelassene Partei die führende Kraft in Staat und Gesellschaft. Ihr oberstes Gremium ist der Parteikongress, der die 225 Mitglieder des Zentralkomitees (ZK) zur Überwachung der Parteiarbeit wählt; die Politik der Partei wird vom Politbüro (24 vom ZK ernannte Mitglieder) gelenkt.
 
Gewerkschaften:
 
Dachverband von 17 Einzelgewerkschaften mit rd. 3,1 Mio. Mitgliedern ist die Confederación de Trabajadores de Cubanos (CTC).
 
Wappen:
 
Das Wappen zeigt im Schildhaupt die über dem Meer aufgehende Sonne sowie zwischen zwei Landspitzen einen goldenen Schlüssel, der auf die strategische Bedeutung des Landes (Zugang zum Golf von Mexiko) hinweist. Die unter dem Schildhaupt liegenden Wappenfelder zeigen heraldisch rechts (bei der Draufsicht links) die drei blauen und zwei weißen Streifen der Nationalflagge, heraldisch links eine Palme auf grüner Ebene. Der Wappenschild liegt auf einem pfahlweise angeordneten Liktorenbündel (Symbol der Macht), gekrönt von einer roten Jakobinermütze (Zeichen der Freiheit) mit Stern, umgeben ist er von einem Kranz aus Eichen- und Kaffeezweigen.
 
Nationalfeiertage:
 
Nationalfeiertage sind der 1. 1. (Tag der Befreiung 1959), der 26. 7. (Aufstandsversuch von 1953) und der 10. 10. (Proklamation der Unabhängigkeit 1868).
 
Verwaltung:
 
Kuba ist in 14 Provinzen, ein Sonderverwaltungsgebiet (Isla de la Juventud) und 169 Stadtgebiete (Municipios) untergliedert. Seit der Verfassungsänderung von 1992 werden die Abgeordneten der Provinz-Parlamente in direkter und geheimer Wahl bestimmt.
 
Recht:
 
Der Oberste Volksgerichtshof steht an der Spitze des Rechtssystems. Seine von der Nationalversammlung bestimmten Richter sind unabhängig, haben Gesetzesinitiative und müssen einmal jährlich der Nationalversammlung Rechenschaft ablegen. Dem Obersten Volksgerichtshof unterstehen die Gerichte zum Straf-, Zivil-, Verwaltungs- und Arbeitsrecht sowie zur Staatssicherheit und das Militärgericht. Der Generalstaatsanwalt ist der Nationalversammlung und dem Staatsrat verantwortlich. Die untersten Gerichtsinstanzen sind mit Laien besetzt und entscheiden lokale Bagatellfälle. Es gibt sieben Provinzberufungsgerichte.
 
Streitkräfte:
 
Die Gesamtstärke der Wehrpflichtarmee (Dienstzeit drei Jahre) beträgt 181 000 Mann, im Kriegsfall steht zusätzlich etwa die gleiche Anzahl an ausgebildeten Reservisten zur Verfügung. An paramilitärischen Kräften verfügt Kuba über rd. 1,8 Mio. Mann, davon 1,7 Mio. Angehörige der »Territorialmiliz«. Das Heer umfasst 145 000 Soldaten, gegliedert ist es im Wesentlichen in fünf Panzer-, sieben mechanisierte und 15 Infanteriedivisionen, die zum Teil im Frieden nur Regimentsstärke besitzen. Die Luftwaffe hat 22 000, die Marine 14 000 Mann. Die Ausrüstung - ausschließlich sowjetischer Herkunft - besteht u. a. aus 1 400 Kampfpanzern (überwiegend ältere Typen T-54/-55), 150 Kampfflugzeugen (sowjetische MiG-Typen), drei Fregatten, zwei Korvetten, drei U-Booten und 26 Kleinen Kampfschiffen. Der Küstenschutz verfügt u. a. über 25 Wachfahrzeuge. Die USA unterhalten eine 2 550 Mann umfassende Marinebasis in Guantánamo.
 
 Landesnatur und Bevölkerung:
 
Landschaft:
 
Die 1 200 km lange und 35-200 km breite Hauptinsel ist die größte Insel der Großen Antillen und wird überwiegend von aus Kalksteinen aufgebautem Tiefland eingenommen, das kreidezeitliche Vulkangestein aufliegt. Die Küsten sind von zahlreichen Buchten (Bolsahäfen) durchbrochen, wobei die Nordküste etwas steiler ist als die stark versumpfte Südküste. Nur an drei Stellen besitzt Kuba Gebirgscharakter: Sierra Maestra (bis 1 972 m über dem Meeresspiegel), Sierra Nipe und Sierra de Baracoa im Südosten, Sierra del Escambray (bis 1 156 m über dem Meeresspiegel) im Süden der Inselmitte und Cordillera de Guaniguanico (bis 728 m über dem Meeresspiegel) im W. Die Cordillera de Guaniguanico ist in die durch ihren Kegelkarst bekannte Sierra de los Órganos (im Westen) und die Sierra del Rosario (im Osten) gegliedert. Im geologischen Aufbau sind jurassische, kreidezeitliche und tertiäre Sedimente (meist Kalkstein) alten Vulkaniten und einem fast die ganze Insel durchziehenden Serpentinitzug (Erzvorkommen) aufgelagert, zum Teil aber wieder abgetragen. Längster Fluss ist der Río Cauto (370 km lang), der, von der Sierra Maestra kommend, bei Manzanillo in die Bucht von Guacanayabo mündet.
 
Klima:
 
Kuba hat wechselfeuchtes randtropisches Klima. Einem relativ trockenen Winter steht ein niederschlagsreicher Sommer (Nordostpassat) gegenüber. Das Tiefland erhält 1 000-1 500 mm Jahresniederschlag bei 7-9 humiden Monaten; nur die Gebirge sind dauernd feucht. Die Monatstemperaturen bewegen sich zwischen 20º C und 28º C. Die Insel liegt im Bereich der Zugbahnen der Hurrikane.
 
Vegetation:
 
Das ursprüngliche Pflanzenkleid des Tieflandes (regengrüne, von Savannen durchsetzte Feuchtwälder, zum Teil auch Eichen-Kiefern-Wälder) ist weitgehend zerstört. Die Gebirge tragen regengrünen Feuchtwald, der auf der Luvseite in immergrünen Regenwald und Bergwald übergeht.
 
Bevölkerung:
 
Die Bevölkerung ist von 1841 bis 1995 von 1 Mio. auf 11,07 Mio. Einwohner angewachsen. 37 % sind Weiße, meist spanischer Abstammung, die Schwarzen (11 %) sind Nachkommen afrikanischer Sklaven (bis Ende des 18. Jahrhunderts fast 100 000, im 19. Jahrhundert über 600 000). Nach dem Verbot des Sklavenhandels durch die spanische Regierung (1845; de facto erst 1886 beendet) wurden chinesische Arbeitskräfte angeworben (um 1880 lebten in Kuba etwa 45 000 Chinesen; heute 0,5 %). 51 % der Bevölkerung bezeichnen sich als Mischlinge. Infolge der Ausweitung des Zuckerrohranbaus stieg der Anteil der Schwarzen bis um 1840 auf fast 60 % der Bevölkerung Nach Aufhebung der Sklaverei kamen wieder zahlreiche Spanier ins Land (1900-30: 700 000) und stellten somit trotz der Einwanderung von 300 000 Schwarzen aus Haiti und Jamaika wieder das Übergewicht der weißen Bevölkerung her. Nach 1959 verließen 500 000 bis 1 Mio. Menschen, v. a. Angehörige der früher herrschenden Schicht, das Land und ließen sich in den USA, besonders in und um Miami, nieder; heute leben hier über 1 Mio. Kubaner. Nachdem vom 1. 12. 1965 bis 1. 9. 1971 legal rd. 250 000 Einwohner ausgereist waren, konnten 1980 wiederum 147 000 Kubaner auswandern, 1981-85 weitere 63 000. Eine Welle von 30 000 Bootsflüchtlingen führte 1994 zu einem Auswanderungsabkommen mit den USA. 1990 lebten 73 % der Bevölkerung Kubas in Städten, allein über 20 % in Havanna. Durch Verbesserung der Wohn- und Infrastruktur im ländlichen Raum und der kleinen Städte sowie regionale Wirtschaftsförderung konnte der Zuzug in die Hauptstadt vermindert werden. Die Geburtenrate liegt bei (1990-95) 17,5 ‰.
 
Religion:
 
Die Verfassung garantiert die Religionsfreiheit. Alle Religionsgemeinschaften sind rechtlich gleichgestellt. Aus der Verfassung von 1901 wurde der Grundsatz der strikten gesetzlichen Trennung von Staat und Kirche übernommen. Das 1992 in die Verfassung aufgenommene Verbot der Diskriminierung aufgrund der Religionszugehörigkeit zog eine Änderung der Statuten der kommunistischen Partei nach sich, sodass jetzt auch praktizierende Christen Mitglieder werden können. - Rd. 56 % der Bevölkerung gehören keiner Religionsgemeinschaft an, worunter sich rd. 6 % (v. a. Parteimitglieder) als Atheisten verstehen. Die Zahl der Christen wird nach kirchlichen Angaben auf rd. 42 % geschätzt; rd. 40 % gehören der katholischen Kirche an, rd. 2 % einer der über 50 protestantischen Kirchen und Gemeinschaften (v. a. Adventisten, Baptisten, Methodisten, Pfingstler, Presbyterianer) und der anglikanischen Kirche (»Iglesia Episcopal de Cuba«). Es gibt rd. 8 000 Zeugen Jehovas. Die jüdische Gemeinschaft (1959 rd. 15 000) hat rd. 1 500 Mitglieder (v. a. in Havanna). - An (einzelnen) Kulthandlungen der in Kuba verbreiteten afrokubanischen Religionen (v. a. der Religion der Yoruba [Santeria]) nehmen auch zahlreiche Katholiken teil. Daneben gibt es Anhänger des europäischen Spiritismus (Kardecismus).
 
Die katholische Kirche umfasst drei Erzbistümer (Havanna, Santiago de Cuba, Camagüey), mit acht Suffraganbistümern. Die protestantischen Kirchen und Gemeinschaften sind seit Anfang der 1990er-Jahre im Wachsen begriffen. Das Verhältnis zwischen der katholischen Kirche als der größten Glaubensgemeinschaft und dem sozialistischen Staat verbesserte sich seit Ende der 1960er-Jahre. Dabei zeigte F. Castro Sympathien für die lateinamerikanische Befreiungstheologie und die Basisgemeinden und die Kirche erkannte zahlreiche Errungenschaften der kubanischen Revolution (u. a. im Bildungs- und im Gesundheitssystem) an. Seither arbeiten die lokalen staatlichen Behörden pragmatisch mit der Kirche bei der Umsetzung von Projekten ausländischer kirchlicher Hilfswerke zusammen. Zu erneuten Spannungen kam es 1993 im Zusammenhang mit einem von der Kubanesischen Bischofskonferenz veröffentlichten Hirtenbrief, in dem die Notwendigkeit von Veränderungen zur Lösung der akuten Probleme des Landes betont wurden. Die Hoffnung auf eine auch rechtliche Neugestaltung der Beziehungen zwischen Staat und Kirche knüpft an die Begegnungen an, die Papst Johannes Paul II. und F. Castro im November 1996 im Vatikan und im Januar 1998 in Havanna hatten. Zeichen einer nachhaltigen Verbesserung des Staat-Kirche-Verhältnisses seit dem Papstbesuch in Kuba werden v. a. in der Wiedereinführung des Weihnachtstages (25. 12.) als gesetzlicher Feiertag (1969-97 abgeschafft) gesehen, sowie in zunehmend erleichterten Einreisebedingungen für ausländische Geistliche und Ordensleute.
 
Bildungswesen:
 
Für Kinder ab fünf Jahren gibt es staatliche Vorschulen. Schulpflicht besteht in der Grundschule vom 6. bis 12. Lebensjahr. Der weiterführende Schulbesuch (von fast 90 % genutzt) erfolgt im Allgemeinen vom 13. bis zum 16. Lebensjahr und kann bis zum 18. Lebensjahr verlängert werden. In Berufsausbildung befindliche Jugendliche (13-16 Jahre) werden zum Teil in »Jugenderziehungsschulen« gefördert. Die Erwachsenenbildung erfolgt in besonderen Lehrzentren; es werden der Schulstoff der Sekundarstufe sowie Sprachkurse angeboten. Die Analphabetenquote liegt bei 4,1 %. Alle Provinzen verfügen über akademische Institute und eine medizinische Hochschule. Universität gibt es in Havanna (gegründet 1728), Santiago de Cuba (gegründet 1947), Santa Clara (gegründet 1952) und Camagüey (gegründet 1974).
 
Publizistik:
 
Die Medien befinden sich in staatlichem Besitz und unterliegen staatlicher Kontrolle. In der Hauptstadt erscheinen das Zentralorgan der Kommunistischen Partei Kubas »Granma« (Auflage 250 000) mit Wochenausgaben in spanischer, portugiesischer, englischer und französischer Sprache, die Gewerkschaftszeitung »Trabajadores« (200 000), die Zeitung des kommunistischen Jugendverbandes »Juventud Rebelde« (250 000) sowie die Wochenzeitschrift »Bohemia« (250 000). - Die beiden staatlichen Nachrichtenagenturen »Prensa Latina« (»Agencia Informativa Latinoamericana«) und »Agencia de Información Nacional« (AIN) haben ihren Sitz in Havanna. - Rundfunk: Die staatliche Rundfunkverwaltung »Instituto Cubano de Radio y Televisión« (ICRT) betreibt fünf landesweite Hörfunkprogramme sowie Regional- und Lokalprogramme und den Auslandsdienst »Radio Habana Cuba« in neun Sprachen; ferner zwei landesweite Fernsehprogramme.
 
 Wirtschaft und Verkehr:
 
Wirtschaft:
 
Seit 1959 wurde die gesamte Wirtschaft unter staatliche Leitung gestellt. Die seit 1960 bestehenden Handelssanktionen der USA (1958 hatten die USA noch 67 % des kubanischen Zuckers importiert) führten zu einer wirtschaftlichen Anlehnung Kubas an den Ostblock. 1972 wurde Kuba Mitglied des Rates für gegenseitige Wirtschaftshilfe (RGW), mit dessen Mitgliedstaaten der überwiegende Teil des Außenhandels (1989: 79 %) abgewickelt wurde. Nach der Auflösung des RGW verlor Kuba die wichtigsten Handelspartner und der Anteil der ehemaligen RGW-Länder am Außenhandelsvolumen sank (1993) auf 19 %. Der Zusammenbruch der kommunistischen Länder in Europa führte zu einer umfassenden Wirtschaftskrise, auf die die sozialistische Regierung mit Reformen reagierte (marktwirtschaftliche Nahrungsmittelproduktion, Steuerreform, liberale Devisenbewirtschaftung, ausländische Kapitalimporte). 1993 waren 413 Jointventureunternehmen v. a. in den Bereichen Tourismus, Zitrusfrüchte-, Zement- und Erdölindustrie zugelassen. Das 1995 verabschiedete US-amerikanische Helms-Burton-Gesetz, das Sanktionen auch für ausländische Investoren in Kuba vorsieht, behindert gegenwärtig (1996) eine Weiterentwicklung der Wirtschaft. Das Bruttosozialprodukt (BSP) je Einwohner wird auf (1991) 1 580 US-$ geschätzt.
 
Landwirtschaft:
 
Nach den Landreformen von 1959 und 1963 wurden etwa 80 % der landwirtschaftlichen Fläche staatlich, wovon über ein Drittel als Ackerland genutzt wird. Es gibt private kleinbäuerliche Betriebe, die meist genossenschaftlich organisiert sind und seit 1994 wieder für den freien Markt produzieren dürfen. Auch die Staatsbetriebe arbeiten seitdem marktwirtschaftlich. Hauptanbauprodukt ist weiterhin das Zuckerrohr, das 1994/95 mit 3,4 Mio. t jedoch seine schlechteste Ernte seit 1959 erlebte. Wichtig sind daneben Tabak, Reis, Kartoffeln, Mais, Zitrusfrüchte, Kaffee und Gemüse (v. a. Tomaten) sowie die Viehwirtschaft (Rinderhaltung).
 
Forstwirtschaft:
 
Ausgedehnte Wald- und Savannengebiete sind schon früh für den Zuckerrohranbau gerodet worden. Inzwischen werden wieder umfangreiche Flächen aufgeforstet. Die Waldfläche beträgt (1992) 2,6 Mio. ha, der Holzeinschlag 3,1 Mio. m3 (davon 2,5 Mio. m3 Brennholz).
 
Fischerei:
 
Zum 1. 3. 1977 erweiterte Kuba die Fischereigrenze auf 200 Seemeilen vor der Küste (die Territorialgewässer auf 12 Seemeilen). Die Fangmenge von meist genossenschatlichen Fischern (nur zum Teil aus Küstengewässern, da die kubanische Fischereiflotte weltweit tätig ist) sank von (1986) 245 000 t auf (1993) 93 400 t. Puerto Pesquera bei Havanna zählt zu den größten Fischereihäfen Lateinamerikas.
 
Bodenschätze:
 
Unter den Bodenschätzen sind die Nickelerzvorkommen (in der Provinz Holguín eines der weltgrößten Vorkommen) am wichtigsten; sie werden auf 3,4 Mrd. t geschätzt. Abgebaut (1993: 26 000 t) und verhüttet werden sie im Osten des Landes. Weitere Bodenschätze sind Kupfer-, Chrom- und Eisenerz sowie Gold, Silber und Salz.
 
Energiewirtschaft:
 
Die Stromversorgung basiert fast ausschließlich auf importiertem Erdöl. Die eigene Erdölförderung stieg von (1975) 226 000 auf (1994) 1,28 Mio. t. In der Provinz Cienfuegos ist ein Kernkraftwerk im Bau, das jedoch aus politischen Gründen nicht fertig gestellt wird.
 
Industrie:
 
Verstaatlicht wurden 1959-60 95 % aller Industriebetriebe (vorwiegend nordamerikanischer Besitz), 1968 der fast ausschließlich aus kleinen Handwerksbetrieben bestehende Rest. Die Industrie ist überwiegend auf die Deckung des inländischen Bedarfs ausgerichtet. Seit 1993 gibt es zahlreiche Jointventures. 1995 wurden drei freie Produktionszonen für ausländische Investoren eingerichtet. Die wichtigsten Industriezweige sind noch heute die Zucker- und Tabakindustrie (zusammen 1993: 190 000 Beschäftigte). Zuckerrohrrückstände werden u. a. zu Papier, Düngemittel und Kunststoff weiterverarbeitet. Weitere wichtige Industriezweige sind die Nahrungs- und Genussmittelindustrie (z. B. Rumherstellung), Fischverarbeitung, der Maschinen- und Fahrzeugbau, die Textil-, Baustoff- und chemische Industrie (u. a. zwei Erdölraffinerien) sowie die Eisen- und Stahlindustrie.
 
Tourismus:
 
Der staatlich organisierte Reiseverkehr hat seit 1977 stark zugenommen und entwickelte sich zur wichtigsten Deviseneinnahmequelle (im Jahr 2000 1,77 Mio. Touristen und 1,6 Mrd. US-$ Deviseneinnahmen). Im Tourismusbereich erfolgt gegenwärtig ein forcierter Ausbau v. a. in Form von Jointventures. Wichtigste touristische Zentren sind v. a. der Badeort Varadero (140 km östlich Havannas), die Hauptstadt Havanna, Trinidad, Santiago de Cuba sowie die Isla de la Juventud. 1994 kamen 630 000 ausländische Besucher (1973: 4 000, 1986: 206 000), meist aus Kanada und Europa.
 
Außenwirtschaft:
 
Seit 1991 wird der Außenhandel über ein neu geschaffenes Ministerium organisiert. Kuba erwirtschaftete seit seiner Unabhängigkeit fast durchweg ein Außenhandelsdefizit, das aber von mehr als 2 Mrd. kub$ (1989) auf relativ geringe 813 Mio. kub$ (1994) gesunken ist. Gleichzeitig schrumpfte das Handelsvolumen von 13,5 Mrd. kub$ auf 3,4 Mrd. kub$. Seit 1993 wurde die Devisenbewirtschaftung liberalisiert. Zucker macht (1992) etwa 64 % aller Exporte aus, 11 % entfallen auf mineralische Rohstoffe (v. a. Nickel), 5 % auf Tabakwaren. Haupthandelspartner sind nach dem Zusammenbruch des Ostblocks v. a. Kanada, lateinamerikanische und europäische Staaten. Die Auslandsschulden beliefen sich 1995 auf rd. 9 Mrd. US-$.
 
Verkehr:
 
Die topographischen Verhältnisse haben die verkehrsmäßige Erschließung begünstigt. Das Straßennetz hat eine Länge von (1990) rd. 35 000 km (ein Viertel asphaltiert). Wichtigste Verbindung ist die 1 150 km lange vierspurige Carretera Central, die von Pinar del Río im Westen über Havanna nach Santiago de Cuba im Osten führt. Die Motorisierung der Bevölkerung ist sehr niedrig. Seit 1960 sind alle Transportunternehmen staatlich. Das öffentliche Eisenbahnnetz umfasst (1994) 4 677 km. Wichtigste Linie ist die Verbindung Havanna-Santiago de Cuba. Weitere 9 638 km (1990) dienen dem Zuckerrohrtransport. Wichtigster der 30 Seehäfen ist Havanna, über den rd. 60 % des Außenhandels abgewickelt werden. Zuckerrohr wird v. a. über den Hafen von Cienfuegos an der Südküste exportiert, seit 1990 ist in Matanzas ein Erdölhafen im Bau. Die Handelsflotte umfasst (1992) 393 Schiffe, darunter 18 Tanker. In Havanna und Santiago de Cuba, Camagüey und Varadero befinden sich internationale Flughäfen; Luftverkehrsgesellschaft ist die Empresa Cubana de Aviación.
 
 
Kuba wurde am 27. 10. 1492 von Kolumbus auf seiner ersten Reise entdeckt und ab 1508 in knapp drei Jahren durch den Spanier D. de Velázquez erobert. Die einheimische indianische Bevölkerung - Aruak (Taino) und die von diesen zurückgedrängten älteren Ciboney und Guanahatabey (Westindische Inseln, Vorgeschichte) - starben bald an aus Europa eingeschleppten Infektionskrankheiten, den harten Bedingungen der Zwangsarbeit sowie in den Kämpfen mit den spanischen Siedlern. Unter Velázquez entwickelte sich die Kolonie zum Ausgangspunkt der Eroberung des Festlandes. Später war Kuba der bedeutendste spanische Flottenstützpunkt in Amerika mit einer Landwirtschaft, die besonders den Schiffsverkehr mit Proviant versorgte. Als Arbeitskräfte wurden afrikanische Sklaven eingeführt, v. a. als sich seit dem Ende des 18. Jahrhunderts eine ausgedehnte Plantagenwirtschaft (Zuckerrohr und Tabak) entfaltete. Die strategische und verkehrstechnische Bedeutung der Insel als Stützpunkt und Umschlagplatz zwischen Spanien und dem spanischen Amerika machte Kuba im 17. und 18. Jahrhundert zum Ziel der europäischen Mächte und ihrer Freibeuter. Die britische Eroberung und Zerstörung Havannas 1762 bildete den Höhepunkt dieser Entwicklung. Im Pariser Frieden 1763 gelangte Kuba im Tausch gegen Florida wieder an Spanien. Da die Briten alle Handelsbeschränkungen aufgehoben hatten, musste nun die spanische Regierung gleichfalls liberalere Regelungen einführen: 1765 wurde der freie Handel mit Spanien zugestanden, 1816 das Tabakmonopol abgeschafft und 1818 die allgemeine Handelsfreiheit gewährt. Wegen der hohen Exporte (auch illegale in die USA) erlebte Kuba in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts eine wirtschaftliche Blüte, die v. a. auf der Ausweitung des Zuckerrohranbaus basierte; 1817 zählte es 550 000 Einwohner, davon etwa 400 000 Sklaven.
 
Nach dem Unabhängigkeitskampf des spanischen Amerika Anfang des 19. Jahrhunderts wurde Kuba die wichtigste Kolonie Spaniens. Doch nahm die Unzufriedenheit der Kreolen mit der spanischen Herrschaft zu, und der Gedanke der Unabhängigkeit oder eines Anschlusses an die USA gewann wachsenden Zuspruch, sodass ab 1825 die Unterdrückung durch die spanische Verwaltung stärker wurde. 1836 wurden die Volksvertreter Kubas aus den spanischen Cortes ausgeschlossen. Die Zurückweisung der von den Kreolen geforderten Reformen führte 1868 zu einem großen Aufstand. Die Rebellen riefen am 10. 10. 1868 die Unabhängigkeit Kubas aus und setzten unter Carlos Manuel de Céspedes (* 1819, ✝ 1874) eine republikanische Regierung in Bayamo ein, die, von den USA mit Waffen und Geld unterstützt, einen zehnjährigen Guerillakampf führte. 1878 kam es zum Frieden von Zanjón. Er gewährte den Kubanern eine Vertretung in den spanischen Cortes und legte eine schrittweise Sklavenbefreiung fest (endgültig 1886 erreicht). Kuba blieb jedoch ohne echte Autonomie.
 
Das Ausbleiben tief greifender politischer Reformen und eine Wirtschaftsdepression riefen in Kuba eine Krise hervor, die 1895 in einen erneuten Aufstand - u. a. unter Führung des Schriftstellers J. Martí - mündete. Der spanische Ministerpräsident A. Cánovas del Castillo entsandte eine Armee von 200 000 Mann unter dem Generalkapitän V. Weyler auf die Insel. Seine drakonischen Methoden hatten zwar militärischen Erfolg, lösten aber weltweit Entrüstung aus, sodass Weyler 1897 zurückgerufen wurde, ein eigenes Ministerium für Kuba entstand und die Insel weitgehende Autonomie erhielt. Die Kubaner forderten jedoch vollständige Unabhängigkeit. Die Explosion (Ursache bis heute ungeklärt) des amerikanischen Kriegsschiffes »Maine« im Hafen von Havanna (15. 2. 1898 führte zur Kriegserklärung der USA an Spanien (Spanisch-Amerikanischer Krieg). Im Pariser Frieden vom 10. 12. 1898 entließ Spanien Kuba in die Unabhängigkeit.
 
Kuba geriet nun in die politische und wirtschaftliche Abhängigkeit von den USA. Diese unterstellten Kuba zunächst einer Militärverwaltung (Januar 1899 bis Mai 1902). In der republikanischen Verfassung von 1901 wurde die Souveränität Kubas durch das Platt Amendment eingeschränkt; dieser Zusatzartikel gab den USA ein Interventionsrecht im Fall innerer Unruhen und sah die Abtretung kubanischen Territoriums als Flottenbasis vor (1903 in der Bucht von Guantánamo errichtet). Am 20. 5. 1902 übergaben die USA die Regierung dem ersten Präsidenten Kubas, T. E. Palma, und ihre Truppen verließen die Insel. Als sich 1906 die Liberalen gegen Palma erhoben, griffen die USA ein und übernahmen die Verwaltung, bis 1909 der Liberale J. M. Gómez das Präsidentenamt antrat (bis 1913). Bei weiteren inneren Unruhen kam es 1913 und 1917 erneut zu militärischen Interventionen der USA; letzte nordamerikanische Marineabteilungen wurden erst 1922 abgezogen.
 
Die amerikanischen Investitionen v. a. im Zuckerrohranbau und der Umfang des Exports nach Kuba nahmen rasch zu. Der sprunghafte Anstieg der Zuckerpreise während des Ersten Weltkriegs brachte den nordamerikanischen Grundbesitzern große Gewinne, bis die Weltwirtschaftskrise 1929 zu schweren Rückschlägen der monokulturellen Wirtschaft führte. Die Auswirkungen der Wirtschaftsdepression, die wachsende Feindschaft gegen ausländisches Kapital und scharfe diktatorische Maßnahmen führten nach blutig unterdrückten Unruhen 1933 zum Generalstreik und schließlich zum Sturz des Präsidenten G. Machado y Morales (1925-33).
 
Der tatsächliche Machthaber wurde General F. Batista y Zaldívar, der 1934 die Ernennung von C. Mendieta y Montefur zum Präsidenten durchsetzte. Durch den Vertrag vom 29. 5. 1934 wurde das Platt Amendment aufgehoben, der Vertrag über die Bucht von Guantánamo jedoch verlängert. Batista gewann durch das neu organisierte und verstärkte Heer die Kontrolle über die Regierung und wurde 1940 zum Präsidenten gewählt. Er führte soziale und wirtschaftliche Reformen durch und gab Kuba eine neue Verfassung. Der von ihm unterstützte Präsidentschaftskandidat C. Saladrigas y Zayas unterlag aber bei den Wahlen von 1944 R. Grau San Martín (1944-48). 1952 gelangte Batista durch einen vom Militär unterstützten Staatsstreich an die Macht. Das Parlament wurde durch einen von der Regierung eingesetzten Konsultativrat ersetzt. Durch die Wahlen vom 1. 11. 1954 wurde Batista in seinem Amt bestätigt.
 
Seit 1953 führte F. Castro Ruz einen Guerillakrieg gegen Batista. Eine der ersten spektakulären Aktionen bildete der missglückte Sturm auf die Moncadakaserne in Santiago de Cuba (26. 7. 1953. Castro wurde gefasst und bis 1955 auf der Isla de Pinos gefangen gehalten. Im mexikanischen Exil baute er mit E. »Che« Guevara eine Guerillatruppe auf und begann 1956 von der Sierra Maestra aus wieder mit dem bewaffneten Kampf. Das Bündnis zwischen allen oppositionellen Kräften (seit April 1958) und die militärischen Erfolge der Guerilla führten zur Flucht Batistas nach Santo Domingo am 1. 1. 1959. Am gleichen Tag zog Castro mit seinen Truppen in Santiago de Cuba, wenig später in Havanna ein. Im Februar 1959 übernahm Castro mit dem Amt des Ministerpräsidenten offiziell die Macht. Agrarreformen (1959, 1963) führten zur Verstaatlichung eines großen Teils der Wirtschaft. Die Parteien mit Ausnahme der Anti-Batista-Gruppen wurden verboten, die Armee und das Schulwesen (1961 umfassende »Alphabetisierungskampagne«) neu organisiert. Die weitgehende Ausschaltung des kirchlichen Einflusses im Erziehungswesen führte zu Spannungen zwischen Staat und Klerus. 1961 proklamierte Castro Kuba als sozialistischen Staat, Batista ging endgültig ins spanische Exil. 1962 wurde die Kommunistische Partei Kubas (PCC) als Einheitspartei gegründet.
 
Das Castro-Regime lehnte sich immer stärker an die UdSSR an. V. a. die Verstaatlichung des nordamerikanischen Besitzes brachte wachsende Spannungen zwischen Kuba und den USA; 1960 verhängte Präsident D. D. Eisenhower eine Wirtschaftsblockade. Eine mit Unterstützung der USA im April 1961 unternommene Invasion von Exilkubanern in der Schweinebucht scheiterte. Im März und Oktober 1962 erweiterten die USA das Handelsembargo. Die Lieferung von atomaren Mittelstreckenraketen und der Bau von Raketenabschussrampen durch die UdSSR führten im Oktober zur Kubakrise. 1962 schloss die OAS unter dem Druck der USA Kuba von Aktivitäten der Organisation aus.
 
Seit den 60er-Jahren unterstützte Kuba Guerillabewegungen (v. a. in der Dominikanischen Republik, Venezuela, Bolivien), um die Ausbreitung der Revolution in ganz Lateinamerika zu fördern. Die Beziehungen zu den USA verschlechterten sich, als Kuba sich 1976 in Angola (erst seit 1991 Rückzug) und 1977 in Äthiopien militärisch engagierte. Gleichzeitig versuchte Castro, sich in der Bewegung blockfreier Staaten eine Führungsposition aufzubauen.
 
Kuba trat 1972 dem RGW bei und verabschiedete 1976 eine sozialistische Verfassung sowie einen ersten Fünfjahresplan. Castro übernahm das Amt des Staatsoberhaupts. Wirtschaftliche Schwierigkeiten lösten 1980 eine Auswanderungswelle aus, auf die die Regierung mit der Zulassung von Bauernmärkten und einer gewissen Liberalisierung antwortete. Diese Maßnahmen wurden 1986 mit der Politik der »Rectificación« (Berichtigung) wieder zurückgenommen. Auch die Politik der »Perestroika« wurde von Castro abgelehnt. Der Zusammenbruch des Ostblocks 1989/90 und die Verschärfung der amerikanischen Blockade machten zunehmend Rationierungen für den Grundbedarf der Bevölkerung notwendig. 1989 erregte die Verurteilung und Hinrichtung hoher Militärs wegen Verwicklung in den internationalen Drogenhandel großes Aufsehen. Die Verfassungsänderung 1992 erweiterte die Befugnisse des Staatsoberhaupts. 1993 zogen die letzten russischen Militärberater aus Kuba ab. Seitdem betreibt die Regierung wieder eine vorsichtige wirtschaftliche Liberalisierung (Zulassung von Jointventureunternehmen, Devisenfreigabe, begrenzt freier Kapitalverkehr) bei gleichzeitiger Unterdrückung der - uneinheitlichen - inneren Opposition.
 
Nach einer neuen Fluchtwelle von etwa 30 000 Menschen kam es 1994 zwar zu einem Einwanderungsabkommen mit den USA, die aber ihre Politik der Wirtschaftsblockade fortsetzten (das Helms-Burton-Gesetz von 1995 droht in Kuba engagierten ausländischen Investoren mit juristischen Sanktionen in den USA). Obwohl Castro sich nach wie vor grundsätzlichen politischen Reformen verweigert, begann mit dem Besuch Papst Johannes Pauls II. im Januar 1998 ein allmähliches Aufbrechen der internationalen Isolation Kubas, auch die USA lockerten 2000 das Handelsembargo vorsichtig. - Seit 1995 gehört Kuba zu den Unterzeichnern des Vertrages von Tlatelolco.
 
 
 
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III
Kuba,
 
eigentlich Kurt Bạrthel, Schriftsteller, * Garnsdorf (bei Chemnitz) 8. 6. 1914, ✝ Frankfurt am Main 12. 11. 1967; absolvierte eine Lehre als Dekorationsmaler, emigrierte 1933 nach Prag, floh 1938 über Polen nach Großbritannien, wo er als Land- und Bauarbeiter lebte. Er nannte sich Kuba, um Verwechslungen mit M. Barthel zu vermeiden. 1946 Rückkehr nach Deutschland, als Redakteur und Kulturfunktionär in der SBZ tätig, seit 1954 Mitglied des ZK der SED und Vertrauter W. Ulbrichts; seit 1957 Chefdramaturg am Volkstheater Rostock; Vertreter einer doktrinären Kulturpolitik. Kubas hymnische und agitatorische Lyrik gehörte in der DDR zum Schulkanon. Seine szenische »Ballade vom Klaus Störtebeker« (1959) wurde durch aufwendige Freilichtaufführungen vor der Insel Rügen populär. Schrieb auch Filmdrehbücher.

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Ku|ba; -s: Inselstaat im Karibischen Meer.

Universal-Lexikon. 2012.